Collection Baccara Band 328
Trotzdem liefen die Anzeigen weiter.
Überzeugt davon, etwas gefunden zu haben, verfolgte sie diese Spur. Als Bryan am späten Nachmittag nach Hause kam, hatte sie den gesamten Wohnzimmerboden mit Zeitungen und Haftzetteln bedeckt.
„Bryan!“ Sie sprang auf und geriet ins Stolpern, weil ihr vom langen Sitzen auf dem Boden ein Bein eingeschlafen war. „Habt ihr jemanden festgenommen?“ Sie war nicht sicher, ob sie die Antwort wirklich hören wollte.
„Bisher nicht. Vargov weiß jedoch, dass wir ihn haben. Er hat das Weite gesucht.“
„Verdammt.“
„Uns ist bekannt, wo er sich aufhält, aber er glaubt, er hätte den Kopf noch einmal aus der Schlinge gezogen. Wir warten ab, zu wem er Kontakt aufnimmt, um Hilfe zu bekommen, dann schnappen wir ihn uns. Es dürfte nicht mehr lange dauern.“ Er sah sich im Wohnzimmer um. „Was ist denn hier los? Was hast du gemacht?“
„Einen Code entschlüsselt.“
„Bist du weitergekommen?“
„Ich weiß, dass es verrückt klingt, aber ich glaube, ich habe was gefunden.“
„Ha! Ich wusste, dass du es kannst.“
Unfähig, ihre Aufregung zu verbergen, zeigte sie ihm, wie die Werbetexte auf die Internetseite des Produkts verwiesen. Auf der Seite mit den Kundenempfehlungen legte eine Matrix von Zahlen und Buchstaben Straßen und Nummern von Häuserblocks in und um New York fest.
„Du bist super“, rief Bryan und zog sie in seine Arme. „Das ist einfach brillant.“
Plötzlich verspürte Lucy den unbändigen Drang mit ihm zu schlafen. Er schien den gleichen Gedanken zu haben, und sie schafften es nicht einmal mehr bis ins Schlafzimmer, sondern liebten sich leidenschaftlich auf dem Teppich im Wohnzimmer. Als sie sich irgendwann völlig erschöpft in den Armen lagen, klebten farbige Haftzettel an ihren Körpern und in ihren Haaren.
Ein paar Tage später kam Bryan schlecht gelaunt von einem seiner mysteriösen Ausflüge zurück. Es war das erste Mal, dass Lucy ihn nicht absolut beherrscht erlebte – außer wenn sie Sex hatten. Ihr Herzschlag setzte aus, als er ihre herzliche Begrüßung zurückwies. Spontan vermutete sie, er hätte langsam genug von ihr, und sie wollte schweigen, doch dann überlegte sie es sich anders. „Bryan, was ist los? Ist irgendwas passiert?“
„Stungun. Man hat ihn aus dem Potomac River gefischt.“
„Das ist ja schrecklich. Es tut mir so leid.“
„Er ist schon mindestens eine Woche tot.“
„Das bedeutet, er war nicht geflohen. Er wurde ermordet.“
„Ja, irgendjemand hat ihn umgebracht. Seine Leiche sollte nicht gefunden werden. Ich sollte glauben, er sei der Verräter. Ich habe keine Ahnung, wer es ist, aber die Liste der Verdächtigen wird kürzer.“
„Es tut mir so leid“, wiederholte Lucy. „Hat er Familie?“
„Ich weiß es nicht. Wir haben nie private Informationen ausgetauscht.“
Lucy dachte, dass seine armen Angehörigen jetzt trauerten oder womöglich glaubten, er hätte sie verlassen. Würden sie jemals erfahren, was geschehen war?
„Was ist, wenn dir etwas passiert?“, fragte sie leise. „Werden deine Leute darüber informiert?“
„Ich habe ein Tresorfach, das geöffnet wird, falls ich aus irgendwelchen Gründen von der Bildfläche verschwinde. Darin liegt ein Brief, in dem ich meiner Familie alles erkläre … Soweit ich es erklären kann.“
„Ich glaube, ich möchte nicht länger darüber sprechen. Es ist zu traurig.“
Vor ein paar Tagen war sie noch begeistert gewesen, weil sie den Code in der Zeitschrift entschlüsselt hatte und vielleicht dazu beitrug, einen Spion zu fangen und zu verhindern, dass sensible Informationen in die falschen Hände gelangten. Inzwischen wurde ihr übel bei dem Gedanken an diese Spionageaffäre. Sie war nicht glorreich, sondern gefährlich und letztendlich tragisch.
„Es gibt noch weitere schlechte Nachrichten“, sagte Bryan. „Vargov ist weg. Er hat seinen Beschatter abgehängt.“
„Wer hat ihn denn beschattet?“
„Wieso?“
„Wäre es nicht möglich, dass derjenige ihn absichtlich entwischen ließ?“
Bryan schüttelte den Kopf. „Wir haben FBI-Agenten mit seiner Überwachung beauftragt. Sie können nicht involviert sein.“
Lucy seufzte, das Thema war zu deprimierend. „Hast du Hunger?“, fragte sie.
„Ja. Ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen. Lass uns nach unten gehen. Im Restaurant ist es um diese Zeit ruhig.“
Lucy war zwar nicht hungrig, doch sie leistete ihm Gesellschaft. Stash begleitete sie zu der Nische, die für die
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