Collection Baccara Band 328
zerknüllten Blätter auseinanderfalten wollte, ergriff sie seine Hand. „Bitte nicht! Sie können sich gern in meinem Atelier umschauen, aber die Fehlentwürfe sind tabu.“
„Woher wissen Sie, dass die Zeichnungen nichts geworden sind? Vielleicht gefallen Sie mir.“
„Das interessiert mich nicht. Sie müssen mir gefallen.“
Er musterte ihre filigrane Hand und spürte, wie ein Kribbeln durch seinen ganzen Körper fuhr. „Sie kommandieren gern herum. Sind Sie sicher, dass Sie nie in der Army waren?“
„Außerhalb meines Ateliers scheine ich gar nichts unter Kontrolle zu haben. Aber innerhalb dieser vier Wände gelten meine Regeln.“
„Sie sind die Herrscherin über Ihre eigene kleine Welt“, erwiderte er verständnisvoll.
„Als Herrscherin würde ich mich nicht bezeichnen.“
„Das sind Sie aber“, meinte er und warf das zerknüllte Blatt auf den Boden – obwohl er noch immer neugierig war.
Als sie ihn anstarrte, spürte er wieder diese Spannung zwischen ihnen. Auch Callie schien zu merken, dass etwas zwischen ihnen passierte, denn sie atmete tief durch und zog rasch die Hand zurück.
„Rob hat mir erzählt, dass Sie gut mit Frauen umgehen können“, bemerkte sie. „Einer Frau zu schmeicheln, scheint in Ihrer Natur zu liegen.“
Er zuckte mit den Schultern. Ihm war klar, dass er zu diesem Thema besser nichts sagte.
„Wie bitte?“, fragte sie. „Keine Antwort? Was geht Ihnen durch den Kopf?“
„Das wollen Sie nicht wissen.“
„Doch, will ich.“
Kopfschüttelnd hob er ein weiteres zerknülltes Blatt auf. „Nein.“
Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. „Sagen Sie es mir. Immerhin wissen Sie alles über mich. Es wäre nur fair.“
Er seufzte. „Na gut. Wahrscheinlich werden Sie denken, dass ich sehr überzeugt von mir bin, aber normalerweise muss ich den Frauen gar nicht schmeicheln, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.“
Entsetzt sah sie ihn an. „Sie sind wirklich sehr von sich überzeugt.“
„Das habe ich Ihnen doch gesagt.“
„Gut. Rob hat mir auch verraten, dass Sie nie lange mit einer Frau zusammen waren.“
Eigentlich sollte Brock egal sein, was sie über ihn dachte. Stattdessen verspürte er einen kleinen Stich. „Ich habe nie Versprechen gegeben, die ich nicht halten konnte. An langfristigen Beziehungen war ich nie interessiert, und das habe ich immer deutlich gemacht.“
Sie nickte. Doch er wusste, dass sie ihn nicht verstand.
„Ich weiß nicht, warum die Frauen mich immer so umgarnt haben“, fuhr er fort.
„Ich kann es mir vorstellen. Wahrscheinlich wollten sie Sie zähmen. Sie haben so eine dunkle beunruhigende Aura, die Frauen dazu herausfordert, Sie beherrschen zu wollen.“
„Sie haben Frauen gesagt“, erwiderte er heiser. „Zählen Sie sich auch dazu?“
„N…nein.“ Sie trat einen Schritt zurück. „Ich mag zwar Kinderbücher illustrieren, aber ich lebe nicht in einer Traumwelt. Die düsteren nachdenklichen Charaktere jagen mir eher Angst ein.“
In ihren Augen war allerdings zu erkennen, dass sie genau diese Charaktereigenschaften faszinierten.
Brock machte einen Schritt auf Callie zu. „Finden Sie, dass ich düster und nachdenklich bin?“
„Na ja, Sie sind nicht gerade der fröhliche Typ.“
„Mache ich Sie nervös, Callie?“
Obwohl sie den Kopf schüttelte, war ihr anzusehen, dass er recht hatte. „Warum mache ich Sie nervös?“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich habe doch gesagt, dass Sie es nicht tun.“
„Davon bin ich nicht überzeugt.“
Seufzend wich sie seinem Blick aus. „Sie sind einfach anders als die Männer, die ich kenne.“
„Sie meinen die Jungs von nebenan, mit denen Sie sich auf Abenteuer einlassen.“
„Ja.“ Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und sah ihn neugierig an.
Ihre geheimnisvolle Art faszinierte ihn. Er war gespannt darauf, was er alles über sie herausfinden würde, das Rob ihm nicht erzählt hatte.
Brock sah Callie in den nächsten Tagen kaum länger als zehn Minuten. Eine Zerrung hinderte sie am Dienstag daran, mit ihm laufen zu gehen. Am Mittwoch und Donnerstag regnete es fast ununterbrochen, als sich ein tropischer Sturm der Küste näherte.
Trotzdem joggte Brock jeden Morgen am Strand. Währenddessen dachte er darüber nach, wie er mit Callie umgehen sollte. Es beschäftigte ihn, dass sie ihm nicht aus dem Kopf ging. Wahrscheinlich lag es daran, dass er ihr helfen wollte, aus ihrem Schneckenhaus herauszukommen. Wenn er seine Mission beendet hatte,
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