Collection Baccara Band 329
und er fühlte sich, als würde jede Zurückhaltung in ihm verbrennen. Eben noch hatte er nur einen Zeh ins Wasser tauchen wollen, um die Temperatur zu testen. Jetzt stürzte er sich in die Fluten, drängte Mia gegen die Motorhaube und küsste sie hemmungslos.
Mit einem kaum hörbaren Wimmern gab sie ihren Widerstand auf und öffnete die Lippen. Als Tanners Zunge ihre berührte, presste sie sich an ihn und schlang beide Arme um seinen Nacken.
Ihre langen Haare glitten über seinen Handrücken – als wären sie wieder zwanzig Jahre alt und lägen unter einem Tisch in der Unibibliothek. Es fühlte sich neu und vertraut zugleich an, als hätte Tanner nach einer langen beschwerlichen Reise endlich sein Ziel erreicht.
Noch mehr dieser völlig unmännlichen Gefühle, fiel ihm auf.
Was ist los mit mir? Ich bin doch noch längst nicht am Ziel! Sonst wäre ich jetzt nämlich mit dieser Frau in einem Zimmer mit einem großen Bett, keine einzige Uhr weit und breit. Ich würde zwischen Mias Schenkeln liegen und ihr unanständige Sachen ins Ohr flüstern.
Er hörte undeutlich, wie Freddie Ackerman seinen Wagen startete und wegfuhr. Eigentlich hätte Tanner die Showeinlage jetzt beenden können, doch das brachte er nicht fertig. Mia schmeckte schwach nach Erdbeermarmelade und Pfefferminz. Er wollte herausfinden, wie der Rest ihres Körpers schmeckte. Er wollte …
Neben ihnen räusperte sich jemand. „Mia?“
Abrupt riss sie sich los und wischte mit der linken Hand über ihre Lippen, als könnte sie den Kuss dadurch ungeschehen machen. Diese Geste des schlechten Gewissens versetzte Tanner einen unerwartet heftigen Stich. Er erkannte den Mann sofort. Es war derselbe Typ wie auf den Fotos im Apartment. Mias Liebhaber.
„Harlan.“ Mia schnappte nach Luft. „Ich … Es ist nicht … Dies ist nicht, wonach es aussieht.“ Ihre Stimme klang dünn. Ganz offensichtlich wäre sie am liebsten im Boden versunken.
Verdammt, dachte Tanner, das ist ganz allein meine Schuld. Und unsere Reise hat noch nicht einmal richtig begonnen!
Mias Freund lächelte, doch die Augen hinter den goldgerahmten Brillengläsern blickten kühl. „Nicht? Es sah nämlich ganz danach aus, als würdest du diesen Herrn küssen. Deinen Bodyguard, vermute ich. Auf meinem Parkplatz.“
„Das stimmt“, räumte sie gedehnt ein. „Aber nur, weil ein aufdringlicher Reporter hier gelauert hat und mir folgen wollte. Tanner hat den eifersüchtigen Freund gespielt, um den Mann abzuschrecken, aber der wollte einfach nicht wegfahren, also …“
„Also dachtet ihr, ihr gebt ihm mal richtig was zu sehen?“ Harlan verschränkte die Arme vor der Brust. Er sah Tanner an. „Zweifellos war das Ihr Plan.“
Der Ausdruck in Mias Augen veränderte sich von geschmolzener Schokolade – Tanners Favorit – zu braunem Granit, als sie Harlans Andeutung begriff: Tanner hatte nur eine Ausrede für den Kuss gesucht.
Sichtlich entnervt verdrehte Mia die Augen zum Himmel.
Tanner seufzte. Professor Harlan Carmichael hatte einen triftigen Grund, wütend zu sein. Doch er ging zu weit, wenn er seine Wut jetzt an Mia auslassen wollte. Schließlich war es nicht ihre Schuld. „Sie sind bestimmt Harlan“, versuchte er einzulenken.
Sein Gegenüber nickte steif.
„Tut mir leid, dass ich Sie verärgert habe, Harlan, aber ich musste schnell entscheiden. Ja, ich bin Mias Bodyguard, aber das darf ich nicht herausposaunen, erst recht nicht einem Reporter gegenüber. Sicher verstehen Sie das.“ Tanner zuckte die Schultern. „Ob ich bedaure, dass ich Mia geküsst habe? Nein. Ich werde alles tun, was nötig ist, um sie zu beschützen. Wenn ich Sie dabei vor den Kopf stoße, kann ich es nicht ändern, aber ich versichere Ihnen, es geht nicht um Sie.“
„Sie meinen ihn , oder?“
„Wie bitte?“, fragte Tanner verständnislos zurück.
„Sie sagten eben, Sie wollen sie beschützen. Meinen Sie denn nicht ihn , nämlich Maulu Hautu? Oder es , das Exponat?“
Tanner fluchte innerlich. Schon wieder hatte er einen Fehler begangen. „Ich meine sie , die Statue, aber auch Mia. Beide stehen unter meinem Schutz, bis wir in Dallas ankommen.“ Er sah Mia an. „Ich lade das Gepäck in den Wagen, dann habt ihr ein paar Minuten für euch.“ Lange genug, um euch voneinander zu verabschieden, aber nicht lange genug, um etwas zu klären, dachte er mit einer Genugtuung, über die er sich in der nächsten Sekunde ärgerte.
Warum verschwende ich überhaupt einen Gedanken an die
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