Collection Baccara Band 331
bemitleidete?
Nein, auf keinen Fall. Er setzte ein künstliches Lächeln auf und zuckte halbherzig die Schultern. „Anscheinend hat mich die Physiotherapie mehr geschlaucht, als ich dachte.“
Er wagte einen Seitenblick zu ihr, nur um zu sehen, ob sie ihm seine Ausrede abnahm, und erkannte in ihren Augen Mitgefühl und Skepsis. Großartig. Genau was er brauchte. Die einzige Frau, die ihm in den letzten zwei Monaten reizvoll erschienen war, hielt ihn für ein Weichei.
Aber vielleicht war es das Beste so. Er war nicht bereit für eine Beziehung. Und wer wusste schon, ob und wenn ja, wann sich das ändern würde.
Während Leah Javier musterte, wie er noch erschöpft vom Training auf seinem Bett lag, spürte sie, wie sich ihr Herz für ihn öffnete. Dieser Schatten in seinen Augen stammte bestimmt nicht von den schweren Wochen, die hinter ihm lagen, und ganz gewiss auch nicht von der anstrengenden Physiotherapie. Irgendetwas beschäftigte ihn, und das hatte seine Familie bemerkt.
Ohne nachzudenken, trat sie näher und legte ihre Hand auf seine. Es sollte nur eine freundliche Geste sein, eine Erinnerung, dass er nicht allein und ohne Unterstützung war. Doch als ihre Finger seine Haut berührten, schoss eine heiße Woge durch ihren Körper und ihr Puls begann zu rasen.
Ihre Blicke trafen sich und hielten einander fest. Die Luft zwischen ihnen begann zu knistern.
Leah unterbrach den erotischen Moment.
„Was ist denn wirklich los mit Ihnen?“
Er antwortete nicht gleich. Als sie schon jede Hoffnung aufgegeben hatte, atmete er zischend aus. „Ich bin es einfach nicht gewöhnt, untätig und schwach herumzuliegen. Das macht mich ziemlich fertig, okay?“
Die fürsorgliche Krankenschwester in Leah, oder war es vielleicht auch nur die einsame Frau in ihr, ließ ihre Finger über seine Hand und sein Handgelenk zu seinem muskulösen Unterarm wandern. „Sie sind nicht schwach, Javier. Sie erholen sich von schwersten Verletzungen, die sie womöglich umgebracht hätten, wenn Sie körperlich nicht in einem solchen Topzustand gewesen wären. Aber Sie haben überlebt. Und Sie werden bald zu Ihrer früheren Stärke und Energie zurückfinden.“
Mit diesen Worten zog sie ihre Hand weg und ließ den Patienten los, der sie im Innersten berührte wie niemand zuvor. Sie trat einen Schritt zurück. Diese typisch weiblichen Gefühle und Sehnsüchte, die sie plötzlich spürte, verunsicherten sie.
„Danke für Ihr Vertrauen“, erwiderte er. „Ich war immer Optimist, aber nach dem Unfall …“
Wieder meldete sich die Krankenschwester zu Wort. „Es ist natürlich, dass Sie sich auf Ihre Handicaps konzentrieren, aber Sie sollten lieber schätzen, was Sie schon erreicht haben. Vor zwei Monaten hat Ihre Familie einen Pfarrer gerufen, um Ihnen die Sterbesakramente zu geben. Inzwischen sind Sie so weit genesen, dass Sie schon wieder laufen können. Es ist alles nur eine Frage der Zeit. Früher als gedacht werden Sie wieder zu Hause sein.“
Javier widersprach nicht, doch Leah war sich nicht sicher, ob sie ihn überzeugt hatte.
Dennoch hatte sie gute Gründe, ihn nun zu verlassen, damit er wieder in sein altes Leben zurückfinden konnte. Auf keinen Fall wollte sie ihm dabei zusehen, wie er sich zu jenem erfolgreichen Immobilienmakler und Unternehmer zurückverwandelte, der jede attraktive Frau bezirzte, die seinen Weg kreuzte. Dabei glaubte Leah nur, dass er so war. Einen Beweis dafür hatte sie nicht.
Möglicherweise hatte er sich durch den Unfall zum Guten verändert.
Oder war hier nur ihr Wunsch der Vater des Gedankens?
Sie hoffte es zumindest. Denn je mehr Zeit sie mit Javier Mendoza verbrachte, umso stärker wurde die Anziehung zwischen ihnen.
„Das machen Sie sehr gut“, sagte er.
„Was meinen Sie?“
„Wie Sie die Dinge zurechtrücken und mich zwingen, das ganze Bild zu sehen.“
Vielleicht war es so, aber im Grunde hätte sie selbst dringend einen Rat gebraucht. Leah musste sich zurücknehmen und die Schwestern in der Reha ihren Job tun lassen. Trotzdem dankte sie ihm für das Kompliment.
„Eines müssen Sie mir verraten“, sagte Javier, dessen Blick nun viel klarer war. „Wie kommt es, dass Ihnen noch niemand einen Diamantring an den Finger gesteckt hat?“
Sein schelmisches Lächeln und der neckende Tonfall seiner Stimme versetzten sie unvermittelt in Erregung. Und sein intensiver Blick verriet ihr, dass sie nicht die Einzige war, die ein plötzliches Verlangen verspürte.
Dem musste sie so schnell wie
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