Collection Baccara Band 332
Stunden später zwang ein Anfall von Übelkeit sie, von der Leiter zu steigen. Sie sollte etwas essen! Außerdem war ihr heiß geworden von der Arbeit. Gerade machte sie sich ein belegtes Brot in der Küche, um ihren Magen zu beruhigen, als sie Schritte auf der Veranda hörte.
Marc.
Er lehnte in der Tür, lässig und sehr männlich. Durch das Fliegengitter trafen ihre Blicke sich, und sie sah seine Augen aufblitzen. Sofort stellten sich ihre Brustspitzen auf, deutlich sichtbar unter dem engen T-Shirt.
„Ist sie das?“, hörte sie jemanden flüstern.
Marc wandte leicht den Kopf zur Seite, aber er sah Mari ununterbrochen an. „Ja, das ist sie“, erwiderte er gespielt verschwörerisch dem Jungen, der neben ihm stand.
Jetzt tauchte noch ein zweites Kind auf, ein Mädchen mit langem blondem Pferdeschwanz, das durch Marcs Beine hindurchspähte.
„Hallo“, sagte das kleine Mädchen ernst. Es hatte große blaue Augen und war zauberhaft.
„Hallo“, antwortete Mari und öffnete die Fliegentür. Dann warf sie Marc einen schnellen Blick zu. Das sah ihm ähnlich, dass er mit zwei Kindern – vermutlich seinem Neffen und seiner Nichte – auftauchte, um die Spannung abzubauen.
Jetzt strich er dem kleinen Mädchen über die Haare. „Du kannst aus deinem Versteck kommen, Jenny. Mari beißt nicht. Das hoffe ich jedenfalls.“
Mari verdrehte leicht die Augen, dann bat sie die Besucher ins Haus.
„Ist zufällig Colleen eure Mom?“, fragte sie über die Schulter, als sie voraus in die Küche ging. Sie hatte gehört, dass Colleen als einzige der Geschwister geheiratet und Kinder bekommen hatte.
„Ja. Unsere Mom heißt Colleen Sinclair“, antwortete der Junge jetzt höflich.
Mari musste lächeln.
„Marianna Itani, ich möchte dir gern meinen Neffen Brendan und meine Nichte Jenny vorstellen“, sagte Marc, als sie die sonnendurchflutete Küche betraten.
„Aber du hast gesagt, dass sie Mari heißt“, beschwerte Jenny sich bei ihrem Onkel.
„Mari ist nur die Abkürzung von Marianna, genau wie Jenny von Jennifer“, erklärte ihr Marc.
Jenny betrachtete Mari mit augenscheinlichem Interesse. „Du siehst aus wie eine Prinzessin“, befand sie dann.
„Jenny!“, stieß Brendan hervor. Die direkte Art seiner kleinen Schwester war ihm eindeutig peinlich.
Mari lächelte Jenny an. „Danke. Und du siehst fast so aus wie deine Mutter, als sie so alt war wie du. Ich freue mich, euch beide kennenzulernen. Möchtet ihr gern etwas trinken? Limonade vielleicht?“
Beide Kinder nickten.
Mari schenkte zwei Gläser sein und kramte dann aus einer Ecke noch ein paar Schokoladenkekse hervor.
„Brendan hat gesagt, dass es hier spukt“, erzählte Jenny, als Mari die Limonade und die Kekse auf den Tisch stellte.
„Das stimmt überhaupt nicht“, wehrte sich Brendan, aber er war rot geworden. Er war ebenfalls blond, wenn auch ein, zwei Nuancen dunkler als seine Schwester. Offenbar verbrachte er viel Zeit am Strand, denn er war sonnengebräunt. Seine Augen waren dunkel, trotzdem fühlte Mari sich an Marc in dem Alter erinnert.
„Es ist wohl wahr! Du sagst es jedes Mal, wenn wir draußen bei Grandma spielen“, widersprach Jenny.
Mari und Marc tauschten ein kleines Lächeln.
„Dürfen wir uns das Haus anschauen?“, erkundigte sich Brendan.
„Ja, natürlich. Aber es gibt nicht viel zu sehen“, warnte Mari. „Und erst recht keine spukenden Geister.“
Er schien ein wenig enttäuscht, aber dann lief er mit seiner Schwester schnell davon.
„Was für nette, hübsche Kinder“, meinte Mari, als sie außer Hörweite waren.
„Ja, finde ich auch.“ Auf einmal wurde es Mari bewusst, dass sie mit Marc allein war. „Colleen hat mit den beiden alle Hände voll zu tun. Brendan vor allem ist sehr selbstständig und will immer allein zum Strand gehen.“
„Als wir so alt waren wie er, waren wir auch allein dort“, meinte Mari.
„Seitdem hat sich viel verändert. Unsere Eltern haben uns meistens nur zu den Mahlzeiten gesehen, und selbst dann wären wir nicht nach Hause gegangen, hätten wir nicht solchen Hunger gehabt.“
Mari dachte wieder an diese goldenen Nachmittage, wenn sie vom Spielen mit den Kavanaugh-Kindern nach Hause zurückgelaufen war, die Sycamore Avenue entlang. Ihre Mutter hatte beim Kochen gesungen, ihr Vater meist auf der hinteren Veranda die Zeitung gelesen oder erfolglos versucht, seine Hortensien zum Blühen zu bringen. Nach dem Essen hatten Ryan und sie es immer eilig gehabt, wieder ins Freie
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