Collection Baccara Band 332
mehr loslassen. Aber war sie nicht deshalb nach Harbor Town gekommen, weil sie sich eingeredet hatte, dass Wunden heilen können, auch wenn sie noch so tief sind? Oder galt das vielleicht nur für andere Menschen, nicht für sie?
Unwillkürlich stöhnte sie auf, und Marc legte die Arme um sie. Die Tränen liefen ihr in Strömen über die Wangen, als hätte sie sie viel zu lange zurückgehalten. Sie drückte das Gesicht an seine Brust. Über die Jahre aufgestaute Gefühle brachen sich endlich Bahn. Ihre Füße wurden von kalten Wellen umspült, während Marc sie einfach nur festhielt.
Es gab so vieles, was sie ihren Eltern noch gern gesagt hätte – dass sie ihnen ihre Liebe und Wertschätzung nicht ausreichend gezeigt hatte, dass sie oft nicht die Tochter gewesen war, die sie sich gewünscht hatten, dass ihr ihre Liebe fehlte … Es gab so vieles.
Es war nicht das erste Mal, dass sie solche Gedanken hatte. Aber noch nie waren sie mit solcher Macht über sie hereingebrochen wie hier am Strand in Marcs Armen.
Nach langen Minuten wurde Mari bewusst, dass Marc den Kopf auf ihren Scheitel gepresst hatte und beruhigend auf sie einredete. Als er sie aufs Ohr küsste, durchlief sie ein Schauer, und langsam versiegten ihre Tränen.
„Ich verlange ja nicht mehr, als dass du es versuchst“, sagte Marc leise. Seine Stimme klang rau.
„Aber ich weiß nicht, wie, Marc. Allein daran zu denken, ist so schmerzhaft.“ Sie schniefte in sein Hemd. „Es ist so … so …“
„Was?“
„Es macht mir Angst.“
„Ich helfe dir. Du bist stärker, als du glaubst. Gib uns eine Chance, Mari. Lauf nicht wieder davon.“ Sie wurde ganz still, als sie unsicher zu ihm hochsah. Er lächelte. „Triff dich mit mir, dann sehen wir weiter.“
„Mehr willst du nicht?“, fragte sie zweifelnd.
Er zog sie an sich, als wollte er klarmachen, wie sehr er sie begehrte.
„Ich will dich, ich habe dich immer gewollt und auch nie ein Geheimnis daraus gemacht – das hätte ich gar nicht gekonnt. Aber ich will nichts überstürzen und überlasse dir, wie es weitergeht. Solange du nicht wegrennst, bin ich glücklich. Oder wenigstens zufrieden.“
Mari seufzte. Wenn sie nur wüsste, was richtig war. Sicherheit gab es nicht.
„Riskier es, Mari.“
Sie sah ihn eine Weile nur an. „Also gut“, flüsterte sie schließlich. „Aber ich kann nichts garantieren. Und ich möchte, dass wir es langsam angehen.“ Und sehen, wie es auf unsere Familien und Freunde wirkt, wenn wir zusammen auftreten. Sie verzog den Mund. Marc hatte recht. Immer machte sie sich eher Gedanken um die Gefühle und Meinungen anderer als um ihre eigenen.
Marc zog sie enger an sich. Er sagte nichts. Ob er wohl ähnliche Gedanken hatte wie sie? Vor fünfzehn Jahren hatten sie beide erfahren müssen, wie grausam das Leben sein kann. Wer glaubt, das Glück und die Sicherheit gepachtet zu haben, lebt in einem Traum.
Aber heißt das, dass man nicht davon träumen darf?
Mari wusste es nicht. Und so legte sie einfach die Arme um Marc und versuchte, ihre Zweifel beiseitezuschieben. Sie spürte Marcs Körper an ihrem und schloss die Augen. Einige köstliche Momente lang gab es nichts als das beruhigend sanfte Plätschern der Wellen und Marcs männlich-herben Geruch.
Als er ihren Namen murmelte, sah sie zu ihm. Und dann begann sie an seinem Hals zu knabbern und mit der Zunge über seine Haut streichen. Er schmeckte so gut und fühlte sich so gut an. Wieder sagte er ihren Namen, drängender diesmal. Sie beugte sich ein wenig zurück und betrachtete ihn.
Mit angehaltenem Atem wartete sie, als er langsam den Kopf senkte und sie küsste. Es war ein eher keuscher und sanfter Kuss, und doch lag ein Versprechen darin, das Leidenschaft und Begehren verhieß. Sie hob den Kopf, um mehr zu bekommen, aber er entzog sich ihr.
„Wir sollten gehen“, sagte er heiser.
„Was? Oh … Ja, gut.“ Mari fühlte sich wie betrogen. Wie als ob Marc ihr etwas Großartiges versprochen und dann dieses Versprechen nicht gehalten hätte. Aber er hatte recht. Hatte sie nicht selbst vorgeschlagen, langsam vorzugehen? Und jetzt war sie es, die sich beinahe von ihrer Leidenschaft hatte überwältigen lassen.
Na, toll. Sie konnte gar nicht glauben, dass sie tatsächlich zugestimmt hatte, sich mit Marc in Zukunft zu treffen.
„Ich, äh … Bis demnächst. Ich sollte jetzt lieber …“ Sie schloss ihr Auto auf und spielte nervös mit den Fingern.
Marc stand hinter hier. „Okay. Bis demnächst.“
Er
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