Collection Baccara Band 332
zusammen?“
Sie versteifte sich. Musste er so ungläubig klingen?
„Darf ich fragen, was du daran so überraschend findest?“
„Na ja, es kommt schon etwas unerwartet.“
„Ach. Das finde ich ganz und gar nicht!“ Ihre Stimme klang ein wenig schrill in ihren Ohren. Ihre Gefühle liefen Amok. Außerdem war sie zugleich müde und aufgedreht, und sie hatte das unangenehme Gefühl, dass sie Eric gegenüber gerade etwas verteidigte, was sie vor sich selbst leugnete. Und das brachte sie noch mehr durcheinander.
„Ehrlich gesagt, Mari, doch“, erwiderte Eric.“
„Marc und ich waren vor dem Unfall zusammen, das wusstest du vielleicht nicht. Hör zu, ich finde es großartig, dass du jemanden für die Leitung gefunden hast, aber ich fühle mich nicht besonders gut momentan. Wenn du mich also entschuldigst …“
„Mari, warte. Ist alles in Ordnung mit dir?“
Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie einen Freund so schroff abservierte. Aber sie konnte nicht anders. Und deshalb lief sie ohne ein weiteres Wort die Stufen zur Veranda hinauf und verschwand im Haus. Ohne ihre Tasche abzusetzen, rannte sie ins Bad und übergab sich. Sie war in kalten Schweiß gebadet.
Erschöpft betrachtete sie sich im Spiegel. Plötzlich tauchte Erics Gesicht hinter auf.
„Mari?“, fragte er besorgt.
„Alles in Ordnung“, gab sie mit unsicherer Stimme zurück. Dann drehte sie den Wasserhahn auf und kühlte ihr Gesicht mit kaltem Wasser. „Ich … ich habe mir offenbar etwas eingefangen.“
„Mir kommt das sehr merkwürdig vor. Ich werde einen Termin bei einem Internisten für dich machen.“
„Das ist nicht nötig, Eric. Danke.“
Aber er bestand darauf. „Doch, Mari. Das ist sogar sehr nötig.“
Als sie merkte, wie ernst es ihm damit war, wurde ihr ein wenig mulmig zumute.
6. KAPITEL
Am nächsten Morgen fühlte Mari sich wieder so wohl, dass sie ihre Übelkeit vom Tag zuvor auf ihre widerstreitenden Gefühle schob. Eric hatte ein Mittagessen mit Allison Trainor arrangiert, der Krankenschwester, die er als Geschäftsführerin für das Familienzentrum im Auge hatte.
Allison hatte eine Ausbildung als Sozialarbeiterin und Krankenschwester und bereits Führungsaufgaben im Krankenhaus innegehabt und Erfahrung mit Opfern von Drogen- und Alkoholmissbrauch.
„Eric ist ganz angetan von Ihnen“, sagte Mari, als sie Allison in einem klimatisierten Restaurant gegenübersaß. Sie lächelte. „Ich schließe mich seiner Beurteilung an. Wenn Sie wollen, haben Sie den Job.“
Allison freute sich. „Danke, sehr gern. Als Dr. Reyes mir von Ihren Plänen erzählte, war ich sofort Feuer und Flamme. Vor allem dieser ganzheitliche Ansatz gefällt mir.“ Sie lehnte sich entspannt in ihrem Stuhl zurück. „Es wäre schön, wenn alle Bewerbungsgespräche so einfach wären.“
Mari lachte. „Schließlich hat Eric Sie mir empfohlen. Das hilft. Kennen Sie zufällig einen Therapeuten oder eine Therapeutin, die zu uns passen könnten?“
„Ja. Colleen Sinclair. Ich habe allerdings keine Ahnung, ob sie interessiert ist.“
„Colleen?“
„Ja. Kennen Sie sie?“
„Wir waren vor langer Zeit einmal befreundet.“ Mari war nachdenklich geworden. „Keine schlechte Idee eigentlich.“
„Ich könnte sie fragen, wenn Sie wollen“, bot Allison an.
Mari war unschlüssig. Aber es war einen Versuch wert. Schließlich wollte sie die besten Leute für das Familienzentrum, und Colleen konnte sie sich gut vorstellen. Vielleicht hatte ja auch ihre Freundschaft wieder eine Chance.
„Danke. Aber ich spreche selbst mit ihr, gleich morgen.“
Kurz darauf verabschiedeten sie sich voneinander. Als Mari das Restaurant verließ, blendete die Sonne sie so sehr, dass sie die zierliche Frau fast übersehen hätte.
„Brigit!“ So nahe war sie Marcs Mutter seit vielen Jahren nicht gekommen. „Entschuldigen Sie“, stammelte sie. „Ich habe Sie nicht gesehen.“ Sie sah auf die Schachtel in Brigits Händen. „Das ist sicher Brendans Geburtstagsgeschenk. Er und seine Schwester waren gestern bei mir. Es sind ganz reizende Kinder und …“
Wortlos drückte Brigit den Rücken durch, machte einen Schritt zur Seite und ging hoch erhobenen Hauptes weiter.
Trotz der Hitze fröstelte Mari. Vor dieser Begegnung hatte sie sich gefürchtet, nicht ohne Grund offenbar. Dabei war Brigit früher immer so freundlich gewesen und hatte sich gefreut, dass Mari im Gegensatz zu ihren eigenen Töchtern ihre Leidenschaft für Blumen teilte.
Und jetzt hasste
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