Collection Baccara Band 332
und verabscheute Brigit sie, wenn sie ihren Gesichtsausdruck richtig gedeutet hatte. Das traf sie tief. Wie hatte Marc nur auf die Idee kommen können, sie mit zu Brendans Geburtstag zu nehmen?
Aber es war müßig, darüber nachzudenken. Sie sollte sich lieber darauf konzentrieren, was sie noch im Zusammenhang mit dem Familienzentrum erledigen musste, und dann Harbor Town schnellstmöglich verlassen.
Aber dann stieg sie die wenigen Stufen zu ihrer Veranda hinauf und sah wie immer zum Haus der Kavanaughs hinüber.
Dabei erfasste sie eine solche Sehnsucht nach Marc, dass es ihr fast den Atem nahm.
Nur Marc und Liam blieben im Haus zurück, nachdem Colleen und Brigit mit Brendan und einer Horde von kleinen Gästen zum Eisessen losgezogen waren. Der Küchentisch war mit Pizzaschachteln, Plastikbechern und den Resten des Geburtstagskuchens übersät, Limonadenflaschen und zerknülltes Geschenkpapier vervollständigten das Stillleben.
Marc und Liam hatten sich bereit erklärt aufzuräumen, aber sie hatten es nicht eilig damit.
„Du hast ziemlich abgenommen“, stellte Marc fest. „Nicht unbedingt vorteilhaft.“
Liam fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. „Ich habe in letzter Zeit zu viel gearbeitet. Nicht mal zum Friseur habe ich es geschafft. Nicht alle haben so viel Zeit wie ein hoch bezahlter Staatsanwalt.“
„Ich bin Regierungsangestellter, da wird man nicht reich“, gab Marc zurück. „Aber das war nicht der Punkt. Du arbeitest wieder verdeckt, oder?“
„Ja“, erwiderte Liam knapp.
Marc sah seinen Bruder eine Weile an. „Geht es wieder um diese Korruptionsaffäre bei der Polizei?“
Liam sagte nichts, und Marc wusste, dass er recht hatte. Schließlich hatte er selbst sein Büro in Chicago und wusste, wenn etwas im Busch war. Vor allem spürte er, wenn die Polizei nervös wurde.
„Du weißt, dass die Typen gefährlich sind.“
Liams Augen blitzten auf. „Ja, natürlich.“
„Pass nur auf dich auf. Wenn dir etwas passiert, würde Mom das nicht überleben. Sie macht sich schon Sorgen genug um Deidre.“
„Du klingst allmählich selbst schon wie Mom. Ich habe ihr gesagt, dass ich meinen Dienst quittiere, wenn ich den Fall aufgeklärt habe. Und bis dahin bin ich auf der Hut. Schließlich hänge ich am Leben.“
„Das merkt man nicht immer.“
Liam verzog das Gesicht, als er den Ellbogen vom Tisch hob und sah, dass etwas Undefiniertes daran klebte. „Komm, lass uns klar Schiff machen.“
„Ja, okay.“ Das klang nicht gerade übereifrig.
Liam stand auf. Er räusperte sich. „Komisches Gefühl, dass du und Mari gleichzeitig hier seid, oder?“
„Ja“, sagte Marc nur und trug einen Stapel Pizzaschachteln zum Abfalleimer.
„Marc?“ Marc drehte sich zu seinem Bruder um. „Ich wollte dir nur sagen, dass ich niemandem erzählt habe, dass Mari in der Unfallnacht bei dir war.“
Marcs Augen wurden schmal, als er wieder an diese Nacht dachte. Damals hatten Liams Schreie ihn und Mari aus einer intimen Situation aufgeschreckt. Sie hatten zum ersten Mal miteinander schlafen wollen. Aber bevor es so weit kam, war dieser Unfall passiert und seine und Maris Lebenswege hatten sich von einem auf den anderen Tag getrennt.
„Das muss hart für euch gewesen sein.“ Liams Stimme klang rau.
Marc antwortete nicht, sondern räumte weiter den Tisch leer.
Sein Bruder hatte immer schon ein gewisses Talent zum Untertreiben gehabt.
Mari kümmerte sich um die Möbel und andere Einrichtungsgegenstände für das Familienzentrum und besprach dann mit Natalie organisatorische Einzelheiten. Später, zu Hause, übte sie den größten Teil des Abends auf ihrem Cello. Dabei vergaß sie alles um sich herum, bis ihr plötzlich unerträglich heiß wurde. Offenbar hatte die Klimaanlage ihren Geist aufgegeben. Sie setzte ihr Cello ab und lief hinunter, um nachzuschauen.
Tatsächlich. Der Thermostat schien nicht zu funktionieren. In der Ferne grollte unheilvoller Donner. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass ein Gewitter aufzog. Wenigstens würde es Abkühlung bringen.
Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass es nach Mitternacht war. Auf einmal wurde sie unerklärlich traurig. Ohne es sich einzugestehen, hatte sie darauf gehofft, dass Marc heute zu ihr kam.
Sie trat auf die Veranda. Ein plötzlich aufgekommener starker warmer Wind versetzte die Hollywoodschaukel in Schwingungen. Trockene Blätter fegten über die verlassene Straße. Die Szene hatte etwas Geisterhaftes. Ein Blitz zuckte über den Himmel, und
Weitere Kostenlose Bücher