Collection Baccara Band 332
hatten sie ihn gefunden? Er war so verdammt vorsichtig gewesen, hatte die Dokumente, die seinen Namenswechsel belegten, versiegeln und seine Daten sogar bei der Sozialversicherung ändern lassen. „Falscher Nachname“, sagte er und versuchte, forsch und unbekümmert zu klingen. „Sorry.“
„Wir wollen etwas über Sie bringen“, sagte die Frau schnell. „Nach dem Motto ‚Was macht eigentlich Sam Pender?‘ Dazu brauchen wir …“
„Sorry“, wiederholte er mit fester Stimme. „Ich bin nicht Sam Pender.“ Nicht mehr. „Wenn Sie die Dienste unserer Firma in Anspruch nehmen wollen, rufen Sie gern wieder an.“
Ruckartig legt er den Hörer auf. Dann faltete er die Hände vor sich auf dem Schreibtisch und sah wie durch einen Schleier, dass sie zitterten. Herrgott nochmal! Die Öffentlichkeit. Sieben Jahre lang konnte er ihr entgehen. Wie hatten sie ihn bloß gefunden? Oder hatte die Reporterin auf einen Glückstreffer gehofft? Vielleicht steckte nicht mehr dahinter.
Er atmete ein paarmal tief und hörbar durch, bevor er sich mit dem Stuhl herumdrehte, um auf seinen Monitor zu blicken. Das Unternehmen hatte gerade einen Entführungsfall übernommen, an dem mehrere Abteilungen von PSI arbeiten mussten. Es ging um eine Reise nach Europa und die Rückführung eines amerikanischen Staatsangehörigen. Ganz zu schweigen davon, dass sie ein Kind wohlbehalten aus dem Einflussbereich des nicht sorgeberechtigten Elternteils holen mussten.
Energisch schüttelte er den Kopf, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Er hatte im Augenblick wirklich andere Sorgen. Der Anruf war vermutlich nur aufs Geratewohl geschehen. Die Journalistin konnte sich keinesfalls sicher sein, dass er wirklich derjenige war, den sie suchte.
Nach der Arbeit machte Sam einen Abstecher zu seiner Wohnung, um noch ein paar Dinge zu holen, die er in der nächsten Woche brauchen würde. Del fuhr direkt in ihr Apartment. Sie wollte sich die Haare waschen und sie an der Luft trocknen lassen. Wenn sie einen Fön benutzte, wurden sie zu kraus, sagte sie.
In den sieben Jahren war ihm niemals aufgefallen, dass Dels Haare kraus aussahen. Das muss wohl ein typisch weiblicher Tick sein, dachte er, als er die Tür aufschloss.
Die Luft in seinem verwaisten Apartment roch so abgestanden, wie er es erwartet hatte. Seitdem er das erste Mal bei Del übernachtet hatte, war er nur hergekommen, um seine Post und hin und wieder ein paar Klamotten zum Wechseln zu holen. Und wenn es nach ihm ging, würde das auch so bleiben.
Der Anrufbeantworter blinkte, und Sam ging durch den Raum, um auf den Knopf zu drücken und die Nachrichten abzuspielen. Die erste kam von seiner Mutter aus Nebraska. Er würde sie morgen zurückrufen und ihr Dels Nummer geben. Bestimmt wäre seine Mutter ganz aus dem Häuschen, wenn sie hörte, dass er mit einer Frau zusammenlebte. Sie träumte davon, noch mehr Enkelkinder zu haben, obwohl er ihr in dieser Hinsicht keinen Grund zur Hoffnung gab. Und wenn er sie schon am Apparat hatte, würde er ihr besser auch von der Reporterin erzählen, die angerufen hatte. Zwar schützte seine Familie seine wahre Identität, doch es war besser, wenn sie nicht unvorbereitet mit der Presse konfrontiert wurden.
Der zweite Anruf war von seiner Schwester, die ihn an den vierten Geburtstag seiner Nichte erinnerte. Er war erleichtert, dass sie gleich ein paar Vorschläge für Geschenke machte, denn er hatte keine Ahnung, für was sich kleine Mädchen interessierten.
Seine Zahnarztpraxis hatte die dritte Nachricht hinterlassen. Der Termin für die halbjährliche Vorsorgeuntersuchung stand an.
Der vierte Anruf kam von Robert Lyon. Sam blieb wie angewurzelt stehen, als die kühl-elegante und zugleich sehr maskuline Stimme den Raum erfüllte. Seit über einem Jahr hatte er Robert nicht mehr gesehen. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass der Mann, der Sam und Del miteinander bekannt gemacht hatte, ausgerechnet jetzt anrief, nur wenige Wochen, nachdem sie ein Paar geworden waren? Mit einem unbehaglichen Gefühl fragte er sich, ob der Mann übersinnliche Fähigkeiten hatte, und hörte die Nachricht ab.
„Hallo, Sam. Hier ist Robert Lyon. Ich bin für ein paar Tage in der Stadt, und ich dachte, du hast vielleicht Zeit, mit mir essen zu gehen.“ Er nannte das Hotel, in dem er wohnte, und hinterließ seine Nummer. Einen Augenblick lang starrte Sam auf das Telefon, dann nahm er den Hörer ab und drückte die Rückruftaste. Den wenigen Sätzen, die Del
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