Collection Baccara Band 334
lange in die Augen.
Jack hatte das Gefühl, als würde der Vater seiner Tochter eine Botschaft über die Gedanken senden.
„Nun“, meinte der Colonel sanft. „Wenn du nicht möchtest, kann ich dich nicht zwingen. Aber ich werde sehr enttäuscht sein, Donna.“
„Ja, ich will“, sagte Donna und streckte Jack Harris den linken Ringfinger entgegen. Der dünne Goldring, den er ihr ansteckte, fühlte sich überraschend schwer an.
Das war bestimmt die schnellste Eheschließung der Geschichte. Wie am Fließband wurden hier Paare verheiratet. Fast ohne Wartezeit.
Der Priester redete weiter, doch Donna bekam kein Wort mit. Sie konnte nicht glauben, dass sie dies hier wirklich tat. Hoffentlich war das alles nur ein schlechter Traum.
„Ja, ich will“, sagte Jack neben ihr. Seine tiefe Stimme ließ sie wissen, dass es ganz gewiss kein Traum war.
Reverend Thistle, der mit seinem zerzausten weißen Haar und dem dürren Körper an einen Distelzweig erinnerte, schloss seine zerlesene Bibel und meinte: „Hiermit erkläre ich Sie zu Mann und Frau.“ Er strahlte First Sergeant Harris an. „Sie dürfen die Braut nun küssen.“
Als Donna in Jacks kalte, ausdruckslose Augen blickte, überraschten sie seine Worte nicht.
„Danke, ich verzichte“, meinte er nüchtern.
Donna lächelte dem perplexen Reverend gezwungen zu und schritt zum Ausgang. Geh auf das Licht zu, dachte sie verbissen. Allerdings würde sie nicht das Heil finden. Stattdessen wartete eine kurze Autofahrt zurück zum Hotel in Laughlin auf sie, wo ihr Vater ihr entgegensah.
Erneut musterte sie den Ring an ihrer Hand. Da sie keine Zeit gehabt hatten, beim Juwelier zu halten, waren sie auf die Notreserven des Reverends für unvorbereitete Paare angewiesen gewesen.
Fünfundzwanzig Dollar teure Ringe, ein künstlicher Blumenstrauß und als Trauzeugen das Paar, das als nächstes an der Reihe war …
Tränen standen ihr in den Augen, aber sie blinzelte sie tapfer weg. Ihr eigener Vater hatte das alles arrangiert.
Ihre Unterlippe zitterte. Rasch biss sie darauf, damit es keiner sah.
Ihr Vater traf sich später mit dem General zum Golfspielen. Wenn er den Termin abgesagt hätte, wäre er in Erklärungsnot geraten. Und genau das galt es zu verhindern.
Als Donna ins grelle Sonnenlicht trat, hielt sie sich sofort die Hand vor die Augen. Selbst im November schien die Wüstensonne hier wie an keinem anderen Ort.
Mit der anderen Hand fischte sie ihre Sonnenbrille aus der Tasche und wartete, bis Jack aus der Kapelle kam. Donna drehte sich um und musterte das unpersönliche Gebäude. Es war von Palmen umgeben und aus falschem Backstein gebaut. Sogar die Buntglasfenster schienen selbst beklebt worden zu sein.
Das alles war natürlich kein Vergleich zu der Hochzeit, die sie so sorgfältig vor vier Jahren geplant hatte. Damals hatte sie alles weit im Voraus reserviert. Sie hatte sechs Brautjungfern, zwei Blumenmädchen und einen Ringträger vorgesehen. Und natürlich hätte es einen Bräutigam gegeben, der sie liebte.
Na ja, ganz so war es am Ende leider nicht gewesen. Es war eben nichts perfekt.
„Alles in Ordnung?“, erkundigte sich Jack, als er aus der Kapelle trat.
„Alles ist prima“, murmelte sie.
„Ja“, meinte er und sah zu den Unmengen an Spielern, die auf den Straßen der Stadt unterwegs waren – in der Hoffnung auf den großen Jackpot. „War ein ziemlich aufregender Tag bisher, was?“
Er trug noch immer das hellgrüne Polohemd und die ausgeblichenen Jeans, die er vor ein paar Stunden angezogen hatte. Nicht gerade die Garderobe eines Bräutigams. Allerdings gab sie mit ihrem einfachen blauen Rock und der passenden kurzärmligen Bluse auch nicht gerade die perfekte Braut ab.
Er zog sich ebenfalls eine Sonnenbrille auf und sah Donna an. „Bereit für den Rückweg?“
„Was? Kein Empfang?“ Diese sarkastische Bemerkung konnte sie sich nicht verkneifen.
„Den wird es geben. Ich weiß nur nicht, wie er aussehen wird.“
Welch wunderbares Ende einer perfekten Hochzeit, dachte sie wütend und folgte ihm zum Auto.
Jack saß an einem Tisch auf einer Terrasse mit Blick auf den Colorado und sah seine Frau an.
Seine Frau.
Er schüttelte sich fast vor Entsetzen.
Obwohl die Hochzeit seine eigene Idee gewesen war, fiel es ihm weiterhin schwer zu begreifen, dass er nun tatsächlich eine Frau hatte – die zudem die Tochter des Colonels war.
Nicht dass ihm das bei seiner Karriere helfen würde. Die US-Marines waren wohl die letzte Bastion
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