Collection Baccara Band 334
Jack entsetzt.
Er blickte zur Tür und wieder zu Donna. „Colonel Candello ist Ihr Vater?“
„Ja“, flüsterte sie und fuhr sich durchs Haar. „Wie sehe ich aus?“
„Grauenvoll“, brummte er.
Verflixt! Warum war der Colonel so früh hier? Wusste er etwa, dass seine Tochter die Nacht bei Jack verbracht hatte? Und falls ja, woher? Jack hatte nicht gewusst, dass die Frauen der Marines Gerüchte in Lichtgeschwindigkeit verbreiten konnten.
„First Sergeant Harris“, meinte der Colonel nachdrücklich. „Wollen Sie mich den ganzen Tag im Flur stehen lassen?“
Verzweifelt fuhr Jack sich abermals durchs Haar. Er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Sein Zimmer befand sich im elften Stock. Deshalb war es sinnlos, Donna über den Balkon aus dem Raum zu bringen. Außerdem war er viel zu klein, um sie dort zu verstecken. Er hatte keine Wahl.
Mit einem wütenden Blick drehte er sich zu ihr um. „Sind Sie bereit?“
Nein.
Selbst ohne Spiegel wusste Donna, wie sie aussehen musste. Hier stand sie in ihrem zerknitterten Kleid. Ihre Augen waren von der Mascara verschmiert. Sie stöhnte innerlich auf. Keine Frage – sie sah aus, als hätte sie eine leidenschaftliche Nacht mit einem wilden Liebhaber hinter sich. Mit einem wilden Marine.
Wie ironisch.
Sie würde bei etwas erwischt werden, das sie nicht einmal getan hatte.
Nicht ein einziges Mal in ihrem Leben.
Ihrem Vater war sie vier Jahre lang aus dem Weg gegangen, weil sie sich zu sehr geschämt hatte, ihm vor die Augen zu treten. Nach dem heutigen Tag müsste sie wohl auswandern.
Sie nickte grimmig und gab sich alle Mühe, möglichst lässig zu wirken.
Jack setzte den Weg zur Tür fort, öffnete sie und bat den Colonel hinein. „Guten Morgen, Sir.“
„Ist er das?“, fragte der Colonel und betrat das Zimmer.
Trotz der Zivilkleidung war Thomas Candellos Auftreten Respekt einflößend. In der grauen Hose und dem hellblauen T-Shirt sah er weitaus jünger aus als in Uniform. Doch er war genauso einschüchternd wie immer.
Der Colonel starrte seine Tochter an, und Donna zuckte zusammen. Sie schien zu spüren, wie enttäuscht ihr Vater von ihr war.
„Sir …“, begann Jack.
„Würde es Ihnen etwas ausmachen, meine Tochter und mich für ein paar Minuten allein zu lassen, First Sergeant?“, unterbrach ihn der Colonel.
2. KAPITEL
Donna musterte ihren Gastgeber. Sie bemerkte sein Zögern und wusste, dass er im Zimmer bleiben wollte, um mitzubekommen, was der Colonel zu sagen hatte. Doch ihr war auch klar, dass Jack nicht einmal daran denken würde, ihrem Vater zu widersprechen.
„Jawohl, Sir“, sagte Jack schroff, verließ den Raum und zog die Tür hinter sich zu.
Donna wollte wegrennen. Aber genau das hatte sie vor vier Jahren getan. Und das war ein Fehler gewesen. Diesmal würde sie die Zähne zusammenbeißen. Es wunderte sie, dass sie gerade heute den Mut dazu aufbrachte.
„Warum hast du mir nicht gesagt, dass du kommst?“, wollte ihr Vater wissen.
Seufzend strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht und sehnte sich nach einer Kanne heißem schwarzem Kaffee. Wie konnte nur jeder annehmen, dass sie zu denken imstande war, wenn sie den Kater ihres Lebens hatte?
Sie atmete tief durch. „Ich wollte dich überraschen.“ Schulterzuckend fügte sie hinzu: „Überraschung!“
Ihr Vater verzog keine Miene.
Doch sie hatte auch nicht erwartet, dass er sich über diese Überraschung freuen würde.
„Hör mal, Daddy, das ist alles ein großes Missverständnis.“ Sie entfernte sich vom Bett. „Ich bin vollkommen unschuldig.“
„Unschuldig?“ Als er den Kopf schüttelte, bemerkte sie mehrere graue Haare bei ihm. „Du hast die Nacht mit meinem First Sergeant verbracht, einem Mann, den du vorher nicht einmal gekannt hast, und nennst das unschuldig?“
Warum kam es ihr plötzlich vor, als wäre sie siebzehn und gerade zu spät nach Hause gekommen? Sie war achtundzwanzig Jahre alt und seit Jahren auf sich allein gestellt. Sie besaß einen Master in Gebärdensprache. Ihre Kenntnisse waren bei vielen Institutionen gefragt.
Trotzdem reichte ein Blick ihres Vaters, und ihr Selbstbewusstsein löste sich in Wohlgefallen auf.
„Es ist nicht, wie du denkst“, murmelte sie seufzend. „Der Sergeant …“
„First Sergeant“, berichtigte er.
„Wie auch immer.“ Sie winkte ab. „Jack wollte mir bloß helfen.“ Wunderbar! Jetzt verteidigte sie den Mann, den sie wenige Minuten zuvor verflucht hatte.
Aber was blieb ihr anderes übrig? Der
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