Collection Baccara Band 335 (German Edition)
Kind hatte Hope es bis zur Turnierreiterin gebracht. Doch nach dem Tod ihrer Mutter – Hope war damals achtzehn Jahre alt – hatte sie das Reiten aufgegeben. Es hieß, der Herzanfall, an dem Rebecca gestorben war, sei durch einen Sturz bei einem Querfeldeinturnier ausgelöst worden. Vor fünf Jahren jedoch hatte Hopes Liebe zu Pferden wieder die Oberhand gewonnen, und sie hatte mit Westernreiten angefangen. Wenigstens reitet sie jetzt keine Turniere mehr, dachte Lyon.
Der Vorhof ihrer weißen Hazienda wurde im Westen von einem Kakteengarten begrenzt. Im Osten, durch den Schatten des Gebäudes vor der heißen texanischen Mittagssonne geschützt, lagen duftende Rosenbeete. Hinter dem Haus hatte Hope einen Gemüsegarten angelegt, an den sich eine Pfirsichplantage anschloss.
„Du hast dies hier zu einem der schönsten Anwesen in der ganzen Gegend gemacht“, sagte Lyon, als sie die Auffahrt entlangfuhren.
„Schön, dass du das sagst. Ich würde meinen Nachbarn gerne noch zehn Hektar Land abkaufen. Aber mein Vater will unbedingt die gesamten dreihundert Hektar haben. Nun kommen die Verhandlungen nicht voran.“
Lyon fragte sich, warum Hopes Vater die Wünsche seiner Tochter so überging – immerhin war sie sein einziges Kind. Aber Ellis kannte nur sich selbst. „Ich habe den Eindruck, dass dein Vater sich seit dem Tod deiner Mutter noch mehr zu seinem Nachteil verändert hat.“
„Das mag stimmen. Aber eigentlich war er schon immer so. Meine Mutter konnte vielleicht einige seiner Egotrips, wie sie es nannte, bremsen. Aber die meisten Fehltritte und Peinlichkeiten musste sie hinnehmen. Mum versuchte immer, den Mantel des Schweigens darüberzubreiten.“ Hope zog eine weitere Fernbedienung aus der Tasche und öffnete eines der Garagentore. „Fahr dort hinein.“
Unter anderen Umständen hätte Lyon gezögert. Es gab zu viele endlose Prozesse um Sexualverbrechen und Schmutzkampagnen gegen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Eigentlich setzte sich kein Polizeibeamter einer Situation aus, die kompromittierend sein könnte. Aber dies war Hope, und Lyon wusste, dass sie ihn nur vor dem Gerede schützen wollte, das unweigerlich entstehen würde, falls irgendjemand seinen Wagen länger als ein paar Minuten vor ihrem Haus sehen würde.
Noch während er zögerte, setzte der nächste Platzregen ein. Lyon überlegte nicht länger und fuhr den Streifenwagen in die Garage, in der bereits Hopes kirschroter Pick-up und ihr schwarzer Mercedes standen.
Anmutig stieg Hope aus dem Auto und ging zu der Tür, die von der Garage ins Haus führte. Noch während sie aufschloss, sagte sie über die Schulter: „Fühl dich wie zu Hause.“ Lyon folgte ihr durch den Wirtschaftsraum in die Wohnküche. „Links geht es ins Badezimmer. Ich würde dir ja ein Bier anbieten, aber ich weiß, dass du keins trinken darfst. Magst du einen Kaffee oder einen Tee?“
„Nein danke.“
Obwohl sie sich schon viele Jahre kannten, war Lyon das erste Mal in ihrem Haus. Er sah sich in der mit viel Liebe und Geschmack ausgestatteten Küche um. Sie war modern und komfortabel, wirkte aber anheimelnd und wohnlich.
„Du hast stundenlang gestanden. Setz dich doch.“ Hope deutete auf die beiden Hocker vor der Frühstückstheke. Dann krempelte sie die Ärmel ihrer weißen Bluse hoch und wusch sich die Hände. „Ich brauche nicht lange.“
„Wenn der Rest des Haus so gemütlich ist wie die Küche, dann verstehe ich, warum Will Probleme hatte, dich von hier weg zu einer Party zu locken.“
Sie warf ihm einen verlegenen Blick zu. „Ich muss zugeben, dass ich ziemlich häuslich bin. Und ich freue mich immer, nach langen Arbeitstagen wieder zu Hause zu sein. Und wo wir schon bei den Geständnissen sind – der Gedanke, von hier wegzuziehen, war mir ein Graus.“
Lyon hatte sich schon öfter gefragt, wo Will und sie wohl gemeinsam gelebt hätten. Will hätte die Ranch, die seit drei Generationen seiner Familie gehörte, niemals aufgegeben. Und zwei Anwesen zu bewohnen, hätte sich wohl reichlich kompliziert gestaltet. Allerdings wäre Will zu allem bereit gewesen, Hauptsache, sein Ring blieb an ihrem Finger.
Hope nahm eine gelbe Suppenterrine aus dem Kühlschrank und stellte sie auf die Theke. Dann schöpfte sie Suppe in zwei Teller, die sie aus dem Schrank neben dem Spülbecken geholt hatte, und erwärmte einen nach dem anderen in der Mikrowelle.
„Ich habe auch Quesadillas mit Rinderhack gemacht. Hast du darauf Appetit?“
„Hope, jetzt
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