Collection Baccara Band 335 (German Edition)
lag.
„Will?“
Er reagierte nicht. Es war dunkel, und Hope konnte nicht sehen, ob er blutete, ob er überhaupt noch atmete. Sie fasst nach ihm.
„Will!“
„Hope – lass ihn! Er darf nicht bewegt werden!“
Lyons Stimme zu hören, erleichterte sie so sehr, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Der Polizeichef leuchtete mit seiner Taschenlampe in den Innenraum des Pick-ups.
„Bist du verletzt, Sweetheart?“
„Nein. Ich glaube nicht. Aber Will …“
Lyon richtete den Schein seiner Lampe auf den reglosen Körper seines Freundes. „Ich schaue gleich nach ihm, aber zuerst hole ich dich heraus. Es riecht nach Benzin.“
Auch Hope bemerkte den Geruch. Voller Panik versuchte sie, sich abzuschnallen. Doch Lyon nahm sein Taschenmesser und schnitt den Gurt durch. Dann legte er den Arm um Hope und zog sie vorsichtig durch das kaputte Seitenfenster. Instinktiv zog Hope Arme und Beine eng an ihren Körper. Nachdem er sie aus dem Pick-up befreit hatte, trug Lyon sie eilig die Böschung hinauf zu seinem Polizeiwagen. Das Blaulicht warf ein fast unheimliches Licht auf die nächtliche Szenerie.
„Gleich haben wir es geschafft.“
„Lass mich hinunter, Lyon“, bat sie. „Ich bin okay, und du musst zurück zu Will.“ In diesem Moment zerriss ein greller Blitz die dunkle Nacht. Unmittelbar darauf folgte ein krachender Donnerschlag. Hope zuckte zusammen, schlang die Arme um Lyon und versteckte ihr Gesicht an seinem Hals.
Lyon setzte sie vorsichtig auf dem Rücksitz seines Wagens ab. Erst dann ließ er sie los, zog seinen Regenmantel aus und breitete ihn über sie. „Krankenwagen und Feuerwehr müssten jeden Moment hier sein.“ Zärtlich strich er über ihre Wange, dann drehte er sich um und lief zum Pick-up zurück.
Noch bevor Lyon den Truck erreichte, hörte Hope die Sirenen. Sie zog den Regenmantel enger um sich. Es war nicht kalt, und dennoch zitterte sie. Das ist der Schock. Voller Angst beobachtete sie, wie Lyon versuchte, seinen Freund aus dem Truck zu befreien. Doch Will war mindestens fünfzehn Kilo schwerer als Lyon. Fünfzehn Kilo, die bei einem Bewusstlosen wie hundert wogen. Ich muss ihm helfen. Sie schob den Regenmantel beiseite und fasst nach dem Türgriff. Dann hörte Hope eine Explosion. Aus dem Truck schoss ein lodernder Feuerball empor. Sie sah, wie Lyon durch die Luft flog und auf der Weide niederschlug.
Hope erstarrte und presste die Hand gegen den Mund. Lieber Gott, nein! Nicht auch noch Lyon!
Wie durch ein Wunder war Lyon nichts passiert. Er rappelte sich auf und lief zum Pick-up zurück. Wieder versuchte er, Will aus dem Wagen zu ziehen.
Hope sah die Feuerwehrleute mit Schläuchen an ihr vorbeirennen. In diesem Moment kam es zu einer zweiten Explosion. Erneut wurde Lyon durch die Luft geschleudert, diesmal noch höher.
Rettungssanitäter halfen dem Polizeichef wieder auf die Beine und brachten ihn zurück zur Straße. Hope stolperte ihnen entgegen. Die Männer traten diskret zur Seite, als sie Lyon erreichte. Schluchzend sank Hope gegen ihn. Mit seinem unverletzten Arm zog er sie an sich und hielt sie fest.
„Es tut mir leid.“ Lyons Stimme klang rau und erschöpft.
1. KAPITEL
Unzählige Menschen kamen zu dem Trauergottesdienst und der Beerdigung von William Jefferson Nichols II. Viele hatten seine kurze, aber populäre Sportlerkarriere verfolgt. Auch jeder, der auf gesellschaftlicher, beruflicher oder politischer Ebene mit den Harrells verkehrte, war gekommen. Angesichts der zu erwartenden großen Anzahl von Trauergästen war der Gottesdienst in die Sporthalle der Highschool verlegt worden. Lyon hatte alle Kollegen als Sicherheitsleute eingesetzt und zusätzliche Verstärkung aus dem Fannin County und von der texanischen Staatspolizei angefordert.
Das größte Problem aber war das Wetter. Seit Tagen stürmte es und goss in Strömen. Das Wasser sprudelte aus den Gullis empor und machte Straßen und Wege unpassierbar.
Nur ein Teil der Menschen, die den Gottesdienst besucht hatten, wagte auch den Weg zum Friedhof. Trotzdem waren es noch zu viele für das Zelt, das man über der Grabstätte zum Schutz der Trauergäste aufgebaut hatte. Wegen des peitschenden Windes war es an zusätzlichen Pfählen befestigt worden.
Lyon stand, etwas im Hintergrund, oberhalb der Grabstätte und ließ seinen Blick über die Menschen schweifen, die auf den Bänken im Zelt Platz nahmen und auf den Beginn der Beisetzung warteten. Er trug seine Sommeruniform, darüber die gelbe Regenjacke, die in
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