Collection Baccara Band 335 (German Edition)
verbrachte auffallend viel Zeit in der Küche.
Endlich machten sich die ersten Gäste zum Gehen bereit. Fröhliches Lachen lenkte Lyon von seinen Gedanken ab. Er sah, wie Hope und Molly einer älteren Kundin halfen, sich von der Couch zu erheben. Mrs Dillinger, dachte er, schmunzelte und ging zum Sofa.
„Es war ein reizender Abend, Hope, meine Liebe“, sagte die Frau und stützte sich auf ihren Stock. „Das nächste Mal seien Sie aber nicht so sparsam mit dem Champagner. Ich muss mir ja keine Gedanken wegen des Fahrens machen.“ Lyon wusste, dass Mrs Dillinger sich von ihrem Chauffeur hat fahren lassen.
Hope lachte. „Nicht so laut, Mrs Dillinger. Mein Mann ist Polizist.“
Die ältere Dame blickte Lyon mit strahlenden Augen an. „Hallo, schöner Mann. Sie haben nicht zufällig noch einen Zwillingsbruder?“
Hope und Lyon begleiteten Mrs Dillinger bis zur Haustür. Als der Chauffeur sie sah, stieg er aus dem Wagen und öffnete die Tür im Fonds. Dann eilte er ihr entgegen und griff nach Mrs Dillingers Arm.
„Ich habe sie, Sir“, sagte er zu Lyon.
„Das ist Wilmington.“ Mrs Dillinger gab Lyon frei und tätschelte den Arm ihres ebenfalls schon etwas betagten Chauffeurs. „Ich habe drei Ehemänner und zwei Kinder begraben, habe ein Vermögen gemacht, es verloren und wiederbekommen – Letzteres dank ihrer liebenswerten Frau. Aber ich hatte immer denselben Chauffeur. Nicht wahr, Bobby?“
„Ja, Ma’am. Gute Nacht, Sir“, sagte er zu Lyon.
Wilmington war nicht viel größer oder jünger als die alte Dame, doch er war wendig und fürsorglich und ihr ganz offensichtlich treu ergeben. Lyon fragte sich, ob zwischen den beiden mehr war. Dann schüttelte er den Kopf. Offenbar färbte Hopes romantische Natur schon auf ihn ab.
Obwohl es kalt geworden war, ging Lyon bis ans Tor hinunter. Tan stand dort in einem warmen Mantel und mit einem breiten Stirnband.
„Komm ins Haus“, sagte Lyon.
„Ich warm, Chief“, erwiderte Tan, doch er hüpfte auf und ab wie ein Boxer, der sich für einen Kampf aufwärmte. „Ich warten, bis alle Wagen weg.“
Inzwischen standen vor dem Haus nur noch fünf Limousinen und der Van des Catering-Unternehmens. „Das sind die Wagen von Mr Harrell und meinen Kollegen. Es wird mindestens noch eine Stunde dauern, bis wirklich alle weg sind. Du bist für heute fertig. Komm mit rein, Molly soll dir einen heißen Punsch geben.“
„Danke, Chief.“ Auf dem Weg zum Haus sagte Tan: „Molly sagen, gute Party.“
„Ja, das stimmt. Hope kann sehr zufrieden sein.“
Lyon und Tan hatten die Stufen zum Eingang fast erreicht, als sie einen Schrei hörten. Dann noch einen, und einen dritten. Automatisch griff Lyon nach seiner Waffe, doch heute Abend trug er keine. Das ganze Haus war voller Polizisten, da sollte es auch nicht nötig sein. Was aber, wenn Hope gefallen war und sich verletzt hatte. Gemeinsam mit Tan rannte er die Stufen hoch.
Als sie ins Haus gestürmt kamen, war plötzlich alles still. Doch die Spannung im Raum war greifbar. Irgendetwas war passiert.
Lyons geschultes Auge erfasste mit einem Blick die Situation. Summer kauerte völlig aufgelöst an einer Wand. Ihre Frisur hatte sich aufgelöst, die Wimperntusche war verschmiert, ihr Gesicht voller Blut. Buddy Yantis stand neben ihr. Es war nicht zu erkennen, ob er sie schützen oder zurückhalten wollte. Ellis Harrell wurde an der gegenüberliegenden Wand von Juarez und Scott Laurie festgehalten.
Cooper Jones stand mit verwirrtem Gesichtsausdruck dazwischen und versuchte offenbar zu verstehen, was gerade passiert war. Alle anderen, auch Hope, standen etwas abseits. In ihren Gesichtern stand Entsetzen.
Schluchzend, die Hand gegen die Brust gedrückt, schrie Summer: „Ich zeige dich an, du Schwein! Du hast mir die Nase und mein Handgelenk gebrochen.“
„Ich hätte dir das Genick brechen sollen“, brüllte Ellis zurück.
„Was ist passiert?“, fragte Lyon. Er sah, dass Hope sprechen wollte, bedeutete ihr aber mit einem Blick, zu schweigen.
Cooper trat einen Schritt zur Seite, um Lyon Platz zu machen, und zeigte zum Schlafbereich. „Von dort kam ein Schrei. Als Juarez und ich nachsehen wollten, kam Mr Harrell bereits dort heraus, im Schlepptau Ms …“ Er blickte zu Summer und dann unsicher zu Hope.
„Isadore“, half Hope. „Sie blutete aus der Nase“, berichtete sie Lyon.
„Sie ist gegen das Waschbecken gefallen“, fügte Ellis hinzu.
„Du hast mich geschlagen!“, protestierte
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