Collection Baccara Band 335 (German Edition)
begleitet. Der letzte Besucher war ein älterer, ziemlich unglücklich wirkender Rancher.
In der Zeit, in der Leo mit seinen Besuchern sprach, lenkte Abby sich ab, indem sie die Bilder und Fotos von der Ranch betrachtete. Meistens waren darauf Cowboys, Ölpumpen und Viehtriebe zu sehen und natürlich das imposante Wohnhaus, in dem die Familie Kemble, für die Leo arbeitete, Präsidenten, Mitglieder von Königsfamilien und kürzlich auch arabische Scheichs empfing und bewirtete. Sie selbst war ebenfalls einmal dort gewesen. Die älteren Gemälde zeigten Szenen mit Cowboys und amerikanischen Ureinwohnern und selbstverständlich typisch texanische Landschaften mit Hügeln, Wiesenlupinen und mächtigen Eichen.
Trotz ihrer Bemühungen, Ruhe zu bewahren, wurde Abby mit jeder Minute wütender. Ungeduldig rutschte sie auf dem gigantischen roten Ledersessel hin und her, auf dem sie sich vorkam wie ein kleines Kind.
Immer wieder warf sie einen vorwurfsvollen Blick zur Sekretärin. Die rothaarige Frau hatte einen verkniffenen Gesichtsausdruck, sortierte Papiere und gab vor, ihre Gegenwart nicht zu bemerken. Ihr Haar war zu einem schrecklichen Knoten mitten auf dem Kopf aufgetürmt, und ihre dünnen Lippen waren kaum zu sehen. Alles in allem hatte Abby das Gefühl, in einem teuren Restaurant zu sitzen. In einem sehr teuren Restaurant, wo sie von arroganten Kellnerinnen übersehen wurde, während sie versuchte, sich bemerkbar zu machen, weil ihr das Besteck fehlte.
Zum wiederholten Mal schaute sie auf die Uhr und dann wieder auf das Foto des Wohnhauses auf der Golden-Spurs-Ranch. Sie hatte an ihren Aufenthalt dort keine guten Erinnerungen.
Endlich fasste sie einen Entschluss. Zum Teufel mit Leo! Er schuldete ihr was, denn er hatte ihr Leben ruiniert. Sie hatte es satt, dieses Spielchen mitzuspielen. Wenn sie nicht bald etwas unternahm, müsste sie unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren. Daher stand sie auf und ging zum Empfangstresen, um die Sekretärin zum fünften Mal an ihr Anliegen zu erinnern.
Die Rothaarige blickte auf und schürzte die kaum vorhandenen Lippen. „Ja, Ms Collins?“
„Würden Sie ihm diese Nachricht zukommen lassen? Bitte.“
Die Brauen hochgezogen, betrachtete die Frau den zusammengefalteten Zettel, den sie ihr hinhielt. Schließlich nahm sie ihn mit spitzen Fingern entgegen, rollte ihren Bürostuhl zurück und erhob sich ohne ein Wort. Abby beobachtete, wie sie mit steifen Schritten die Lobby durchquerte und die Tür zu Leos Büro öffnete. Kurz darauf kam sie zu ihrem Platz zurückmarschiert und setzte sich wieder.
„Und?“, fragte Abby ungeduldig.
Miriam Jones schüttelte den Kopf. „Mr Storm sagt, es täte ihm sehr leid, aber er hat heute den ganzen Tag zu tun. Ich habe bereits versucht, Ihnen zu erklären, dass Sie Ihre Zeit verschwenden. Es wäre besser, Sie würden ihm eine Mail schicken. Er hat mich gebeten, Sie daran zu erinnern, dass Sie selbst die Entscheidung getroffen haben, Ihre Beziehung mit ihm zu beenden.“
Abby war sprachlos. Leo gelang es tatsächlich, sie im selben Moment zurückzuweisen und zu demütigen. Sie war gleichermaßen zornig und verlegen. Wie konnte er es wagen, so mit ihr umzuspringen?
Und überhaupt, von welcher Beziehung sprach er da? Eine Affäre für eine Nacht hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit einer Beziehung.
Trotz ihres inneren Aufruhrs gelang es ihr, ruhig zu bleiben. „Ich muss ihn sprechen. Es ist wirklich sehr wichtig“, wiederholte sie geduldig.
„Es tut mir leid“, sagte die Sekretärin und zuckte mit den Schultern.
Ganz offensichtlich tat es ihr überhaupt nicht leid. Mit gleichgültiger Miene begann sie erneut damit, Papiere zu ordnen.
„Ich habe Ihnen schon ziemlich oft erklärt, wie dringend es ist“, sagte Abby.
„Und ich habe Ihnen auch wiederholt erklärt, dass er Sie nicht empfangen kann.“
„Ach, tatsächlich? Kann er nicht, oder will er nicht?“
Im Hintergrund hörte Abby schwere Fußtritte. Als sie sich umdrehte, erblickte sie zwei Muskelprotze in dunklen Anzügen, die auf sie zukamen. Die beiden sahen aus wie Polizisten. Ihre bedrohlichen Blicke jagten ihr Angst ein.
„Es tut mir wirklich leid“, sagte sie Sekretärin. „Aber Mr Storm möchte, dass Sie das Gebäude verlassen. Ich fürchte, er hat den Sicherheitsdienst alarmiert. Die Herren werden Sie nach draußen begleiten.“
„Verdammt!“ Abby zögerte nur eine Sekunde, dann rannte sie durch die Lobby auf Leos Büro zu.
Die Männer riefen
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