Collection Baccara Band 335 (German Edition)
ihren Namen und verfolgten sie mit eiligen Schritten.
„Sie können da nicht einfach hineingehen!“, schrie die Sekretärin ihr nach.
Das wollen wir doch mal sehen, dachte Abby und beschleunigte das Tempo.
Sie riss die Tür auf, stürzte in den Raum und knallte sie so heftig hinter sich zu, dass die Haarnadeln sich aus ihrer Frisur lösten und auf den polierten Holzfußboden fielen.
„Es mag Leute geben, die dich respektieren und bewundern, weil du der Geschäftsführer von Golden Spurs bist, aber ich kenne dich dafür viel zu gut. Du bist nichts anderes als ein skrupelloser, kaltherziger Bastard“, sagte Mike Ransom laut, um den Lärm hinter der Tür zu übertönen.
Leo konnte Abbys Stimme ausmachen. Das bloße Wissen, dass sie da draußen war, genügte, um ihn in Aufruhr zu versetzen. Darüber ärgerte er sich dermaßen, dass er es kaum noch schaffte, sich auf seinen anstrengenden Besucher zu konzentrieren. Der Sicherheitsdienst musste inzwischen eingetroffen sein, aber es klang nicht danach, als hätten seine Leute mit Abby Erfolg. Sie hatte ihm doch sehr deutlich gemacht, dass sie nicht viel von ihm hielt. Was, um alles in der Welt, wollte sie nun hier?
„Ich arbeite den ganzen Tag mit Männern wie dir zusammen. Langweilige Managertypen, die nichts anderes im Sinn haben, als Geld zu scheffeln“, hatte sie ihm gesagt. „Ich will nicht auch noch meine Freizeit mit einem von dieser Sorte verbringen. Vor allem nicht meine Nächte. Da möchte ich ein wenig Abwechslung und Spaß.“
Er fand keine Erklärung dafür, weshalb sie ihren Verhaltenskodex gebrochen und die Nacht mit ihm verbracht hatte, aber wichtiger war die Frage, wieso er selbst seine geheiligten Regeln verletzt hatte, wonach er niemals Geschäftliches mit Sex vermischte. Verdammt.
Der Aufsichtsrat von Golden Spurs hatte ihn beauftragt, Caesar Kembles vermisste Zwillingstöchter zu suchen. Er wiederum hatte seinen Bruder Connor engagiert, der Sicherheitsexperte war. Connor hatte ihn nach kurzer Zeit mit der Information in Erstaunen versetzt, ihre Nachbarin Abigail Collins und deren verschollene Zwillingsschwester seien wahrscheinlich die Erbinnen von Golden Spurs.
Also hatte er Abby beschattet und war ihr in der fraglichen Nacht in die Bar gefolgt, um auf diskrete Weise an eine DNA-Probe von ihr zu gelangen. Es hatte keineswegs in seiner Absicht gelegen, mit ihr zu schlafen. Dank der leeren Bierflasche, die er mitgehen ließ, konnte bewiesen werden, dass sie tatsächlich zur Familie Kemble gehörte.
Er zwang sich dazu, sich wieder auf Mike Ransom zu konzentrieren. Der alte Mann wirkte müde und verbraucht. Trotz seiner heftigen Worte ließ er die schmalen Schultern resigniert hängen. Die Kleidung schlotterte ihm um den schmächtigen Körper.
Leo unterdrückte den Anflug von Mitleid und Sympathie, der ihn beim Anblick des Alten überkam. „Wenn ich ein Mistkerl bin, ist das vor allem dein Verdienst.“
„Ich werde ‚Running R‘ nicht verkaufen. Nicht einmal für das Doppelte des derzeitigen Angebots. Und schon gar nicht an dich.“
„Du hast keine andere Wahl. Genau wie ich damals, als du mich aus dem Haus geworfen und von der Ranch vertrieben hast, nachdem Nancy von mir schwanger war. Ich war achtzehn Jahre alt und hatte keinen Penny. Was ist das für ein Gefühl, hilflos jemandem ausgeliefert zu sein?“
Seltsamerweise fühlte er selbst sich nicht annähernd so glücklich, wie er gehofft hatte. Im Gegenteil, dass der alte Mann nun von seiner Gnade abhängig war, erfüllte ihn eher mit Unbehagen.
Der Krawall, den Abby draußen ausgelöst hatte, wurde zunehmend lauter. Das war gar nicht gut. Am liebsten wäre er hinausgegangen, um die Sache eigenhändig zu regeln, doch er zwang sich, hinter seinem Schreibtisch sitzen zu bleiben und sich Mike Ransom zu stellen.
„Du bist nur auf Rache aus. Nur darum geht es dir“, sagte der Alte und funkelte ihn zornig an.
„Wenn du es sagst“, erwiderte Leo und zuckte gleichgültig mit den Schultern.
„Du willst ja die Ranch in Wirklichkeit gar nicht. Du hast nur deshalb die Absicht, sie zu kaufen, weil Nancy und Cal sie sonst eines Tages erben werden. Du bist doch niemals darüber weggekommen, dass …“
Nein, ich bin nicht darüber hinweggekommen, dass Nancy mich nicht heiraten wollte, weil ich ein armer Schlucker war, dachte Leo und blendete Ransom aus. Er war auch nicht darüber hinweggekommen, dass sie statt seiner Ransoms Sohn Cal geheiratet hatte, und auch nicht darüber, dass er
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