Collection Baccara Band 335 (German Edition)
seinen Schreibtisch zu. War sie etwa ernsthaft krank?
Fassungslos beobachtete er, wie sie auf die Knie fiel und sich in den Papierkorb erbrach. Er eilte zu ihr und umfasste ihre Schultern. „Was ist denn mit dir los, um Himmels willen?“
Sie umklammerte den Metallbehälter und blickte zu ihm auf. Ihr Haar hatte sich wieder gelöst, und sie war weiß wie eine Wand. Plötzlich erinnerte er sich an Nancys entsetztes kreidebleiches Gesicht aus der Vergangenheit.
„Kannst du es dir nicht denken?“, flüsterte Abby tonlos.
Da wusste er es.
„Morgenübelkeit?“, fragte er leise und hoffte wider besseres Wissen, dass er sich irrte.
Sie nickte, ohne den Blick abzuwenden. Der Schmerz in ihren Augen traf ihn bis ins Mark. Er schloss kurz die Lider und holte tief Atem. Die Luft schien plötzlich zum Schneiden dick, und er spürte, wie ihm das Herz hart gegen die Rippen hämmerte.
„Du versuchst besser nicht, mir das Kind eines anderen unterzuschieben“, sagte er mit brüchiger Stimme.
Sie wurde rot. Eine einzelne Träne rollte ihr über die Wange. Leo biss sich so heftig auf die Zunge, dass er Blut schmeckte.
„Ich hasse dich“, wisperte sie erstickt. „Du bist ein schrecklicher Mensch.“
Sie hatte zweifellos recht. Er war der schrecklichste Mensch auf diesem Planeten. Wie hatte er so etwas nur von sich geben können?
Als sie wieder sprach, war ihre Stimme klar, kalt und hasserfüllt. „Es ist dein Kind. Ich wünschte, es wäre nicht so, das kannst du mir glauben, denn ich wollte dich wirklich nicht wiedersehen. Falls du Zweifel hast, es gibt Tests, die das beweisen. Wir brauchen nur zwei DNA-Proben. Eine von dir und eine von dem Baby.“
Er fühlte sich schuldig. Über DNA-Abgleiche wusste er gut Bescheid. „Das wird nicht nötig sein. Meine Bemerkung tut mir leid.“
„Entspann dich. Du musst dich nicht entschuldigen. Ich kann dich nicht ausstehen und du mich nicht.“
„In Ordnung.“ Es war keine Überraschung für ihn, dass sie sein Kind ebenso wenig wollte wie ihn selbst.
Er strich sich durchs Haar und sah sie einen Moment wortlos an. Ihre Augen sagten ihm deutlich, dass sie ihn zur Hölle wünschte. Sobald sie die ganze Wahrheit wusste, hatte sie noch mehr Grund, ihn zu hassen. Sollte sie je erfahren, weshalb er an jenem Abend in der Bar gewesen war, würde ihr Hass vermutlich grenzenlos sein. Und falls der Aufsichtsrat von Golden Spur von der Geschichte Wind bekam, bedeutete das ohne jeden Zweifel das Ende seiner Karriere.
Leo riss sich zusammen und ging in den privaten Waschraum, der an sein Büro grenzte. Dort nahm er ein Handtuch und befeuchtete es im Waschbecken. Danach füllte er ein Glas mit Wasser. Als er zurückkehrte, überreichte er ihr beides. „Setzt dich hin, bevor du umfällst. Wasch dir das Gesicht und spül dir den Mund aus, dann werden wir besprechen, was du als Nächstes tun musst.“
„Was ich tun muss? Du bist an der Entstehung des Kindes genauso beteiligt.“
„Ja, das habe ich verstanden.“
„Aber du glaubst mir nicht.“
„Ich sagte, dass ich es verstanden haben, okay? Das Kind ist von mir. Schlechte Neuigkeiten begreift man in der Regel ziemlich schnell. Also, zunächst einmal werden wir …“
„Du kannst mich nicht herumkommandieren“, unterbrach sie ihn. „Ich bin nicht deine Angestellte.“
„Aber du trägst mein Kind aus.“
„Ich dachte, du wärst ein intelligenter Typ. Hast du eigentlich ein Kondom benutzt?“, fragte sie vorwurfsvoll.
„Ja, verdammt. Sogar mehrere.“
Abby wurde rot und senkte verlegen den Blick. Wie immer, wenn sie an diese Nacht erinnert wurde, wirkte sie peinlich berührt. Noch peinlicher war die Tatsache, dass es ihnen beiden nicht genügt hatte, nur einmal miteinander zu schlafen.
„Ich bin kein pubertierender Junge mehr, der so aufgeregt ist, dass er nicht an Verhütung denkt.“
Das war ihm damals passiert, vor Jahren mit Nancy, danach nie wieder. Da war er achtzehn gewesen. Trotz der Tatsache, dass er Abby unerhört erotisch und anziehend fand, hatte er nicht die Kontrolle verloren. Natürlich hatte er sie beide geschützt. Unwillkürlich musste er daran denken, wie oft sie es in jener Nacht getan hatten. An ihr Stöhnen und Seufzen. Daran, wie sie ihre Beine um seine Hüften geschlungen und sich ihm voller Leidenschaft hingegeben hatte. Es war wundervoll gewesen, sie in den Armen zu halten. Er hatte sich großartig gefühlt, unbezwingbar und lebendig. Und sie war so süß, sexy, nachgiebig und rückhaltlos
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