Collection Baccara Band 335 (German Edition)
gleichgültig, wie Leo reagierte, sie würde ihr Kind lieben, von ganzem Herzen. So traurig ihre Erinnerungen auch sein mochten, war dies vielleicht ihre zweite Chance auf Glück.
Schließlich fand sie die Visitenkarte. Sie nahm sie zur Hand und studierte sorgfältig die aufgedruckte Adresse. Ihr Herz hämmerte bei dem Gedanken, was ihr nun bevorstand. Ehe die Angst vollends von ihr Besitz ergreifen konnte, nahm sie ihr Handy und wählte die Nummer seines Büros.
„Golden Spurs, Leo Storms Büro. Mein Name ist Miriam Jones. Wie kann ich Ihnen helfen?“, meldete sich seine Sekretärin mit der üblichen professionellen Höflichkeit.
Abby holte tief Luft. Über diese Frau hatte sie sich schon am Tag zuvor maßlos geärgert. „Abigail Collins. Ich brauche einen Termin bei Mr Storm. Es ist sehr dringend.“
„Mr Storm trifft seine Verabredungen selbst. Heute ist sein Terminplan voll. Vielleicht schicken Sie ihm eine Mail und erklären darin, worum es sich handelt“, erwiderte die Sekretärin kühl.
„Nein, vielen Dank. Bitte stellen Sie mich durch.“
„Einen Moment bitte.“ Nun klang ihre Stimme eisig.
Es entstand eine längere Pause, in der Abby von Sekunde zu Sekunde nervöser wurde.
„Mr Storm sagt, dass er Sie weder sprechen noch sehen will. Sie wüssten den Grund dafür“, meldete sich Miriam Jones zurück.
„Wie bitte? Haben Sie ihm gesagt, dass es dringend ist?“
„Ja. Genau wie gestern. Gibt es sonst etwas, bei dem ich Ihnen behilflich sein kann?“
„Haben Sie ihm wirklich gesagt, dass es dringend ist?“, fragte Abby mit brüchiger Stimme.
„Natürlich. Einen schönen Tag noch.“ Die Sekretärin legte auf.
Das Herz schlug Abby bis zum Hals hinauf, als sie die Wiederwahltaste drückte. „Wann ist heute Vormittag die beste Zeit, um ihn zu treffen?“, fragte sie, bevor Miriam Jones sich melden konnte.
„Ich habe Ihnen doch gesagt, was …“
„Sie verstehen mich offenbar nicht. Genauso wenig wie Mr Storm. Ich muss ihn sehen. Schieben Sie mich zwischen zwei Termine.“
„Das wird nicht möglich sein. Aber selbst wenn, kann ich Ihnen nicht versprechen …“
„Tun Sie es einfach“, sagte Abby mit kaum unterdrücktem Zorn.
„Er war die letzten vier Tage selten im Büro. Ich fürchte, das ist jetzt ein ganz schlechter Zeitpunkt, weil er viel Arbeit aufzuholen hat. Außerdem hat er mir sehr deutlich gemacht, dass er Sie nicht sehen …“
Entnervt unterbrach Abby die Verbindung, bevor die Sekretärin ihren Satz beendet hatte, dann suchte sie ein paar Kleidungsstücke heraus und eilte ins Bad, um sich frisch zu machen und sich umzuziehen. Fünf Minuten später fand sie, dass sie einigermaßen präsentabel aussah. Sie hatte sich das Haar hochgesteckt und trug eine schwarze Hose und einen blauen Strickpullover. Sie legte sich ihren Blazer über den Arm und nahm ihre Handtasche. Mit langen Schritten hastete sie zur Eingangstür hinaus zu ihrem Wagen.
Die Pferde standen am Zaun und hoben erwartungsvoll den Kopf, aber Abby ignorierte sie schweren Herzens. Sie hatte es auf einmal sehr eilig und das dringende Bedürfnis, diese Angelegenheit so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Leo musste die Wahrheit erfahren, ob er sie nun hören wollte oder nicht.
Sie hoffte inständig, dass sie ihm damit seinen Tag ruinierte. Seinen Tag, seine Woche, den Rest seines Lebens. So, wie er ihres ruiniert hatte.
2. KAPITEL
An den Wänden in den imposanten Geschäftsräumen hingen Gemälde und Fotografien, die die Golden-Spurs-Ranch zeigten, die zweihundert Meilen südlich von San Antonio lag. Großzügige Panoramafenster erlaubten einen atemberaubenden Blick auf die von Zypressen und Gebäuden gesäumten Windungen des San-Antonio-Flusses.
Abby war jedoch weder von der Aussicht noch von den pompösen Räumlichkeiten sonderlich beeindruckt. Sie war damit beschäftigt, eine Notiz für Leo auf ein kleines Stück Papier zu kritzeln. Anschließend faltete sie es wieder und wieder zusammen, bis es ein winziges Päckchen war.
Es hatte sie Überwindung gekostet, den Empfangsbereich zu betreten, sie war sehr nervös und angespannt gewesen, aber nachdem sie nun eine Stunde hier gesessen hatte, wandelte sich ihre Nervosität allmählich in Ungeduld und Zorn. Während sie von der Sekretärin, die anfangs nach ihrem Namen gefragt hatte, geflissentlich ignoriert wurde, beobachtete sie das rege Kommen und Gehen. Miriam Jones hatte zahlreiche Leute, die ein Treffen mit Leo hatten, in sein Büro
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