Collection Baccara Band 335 (German Edition)
bewusst, dass sie hier in Colorado nicht vorkommt, oder? Sie passt hier nicht hin.“
Jetzt reichte es Daisy. „Warum muss die Raupe denn hier vorkommen?“ Sie sah zu Noelle, die interessiert zuhörte. „Können wir das unter vier Augen besprechen? Vielleicht in deinem Büro?“
„Ich weiß nicht.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Gibt es dort auch Insekten?“
„Nein.“
„In Ordnung. Komm, Kleine.“ Er nahm das Baby auf den Arm. „Die Erklärung deiner Mutter wird uns beide interessieren.“
Daisy ging ihm hinterher. „Bist du schwerhörig? Ich habe unter vier Augen gesagt.“
„Ich höre sehr gut. Allerdings möchte ich so viel Zeit mit meiner Tochter verbringen wie nur möglich.“
Daisy stieß einen tiefen Seufzer aus. Was sollte sie dem entgegensetzen? Justice erklärte der Kleinen ständig, was er gerade tat oder vorhatte. Immer wieder versuchte er ihr klarzumachen, dass er nur kurz wegging und bald wiederkam. Und er gab sich erst zufrieden, wenn Noelle ihn verstanden zu haben schien.
Daisy bezweifelte, dass ihre Tochter sich einen Reim auf seine Worte machen konnte. Doch immerhin redete er mit ihr und schenkte ihr viel Aufmerksamkeit. Das war ein Anfang.
Als Justice die Tür seines Büros öffnete, musterte er sofort die Wände. Da keine Raupen oder andere Viecher zu sehen waren, entspannte er sich. „In Ordnung. Was ist los, Daisy?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich verstehe nicht, warum du dich so über die bemalte Wand aufregst. Du hast zugestimmt, dass ich Veränderungen vornehmen darf. Und das habe ich getan.“
„Wie ich schon sagte – Insekten auf den Wänden sind keine Verbesserung für mich.“ Er begriff, dass er Daisy verletzt hatte. Noelle brabbelt etwas. Er streichelte ihren Rücken und meinte sanft: „Du hast recht, Kleine. Das hätte ich nicht sagen dürfen. Ich habe es nicht so gemeint. Du hast wirklich Talent, Daisy. Du bist eine Künstlerin.“
„Aber es wäre dir lieber, wenn ich Leinwände bemalen würde, oder?“
Er legte die Stirn in Falten. „Das wäre doch mal eine Idee. Warum tust du es nicht?“
Daisy wich seinem Blick aus. Sie konnte ihm nicht die Wahrheit erzählen. Stattdessen ging sie zum Fenster und betrachtete die schneebedeckten Berge. „All das Weiß macht mich irgendwie unruhig.“
„Komisch. Auf mich hat es genau die gegenteilige Wirkung.“
Sie drehte sich zu ihm um. „Warum ist das so?“ Als er zögerte, fügte sie hinzu: „Ich meine es ernst. Warum beruhigt dich die Farbe Weiß?“
Er dachte einen Moment lang darüber nach. Als Noelle sich in seinen Armen zu winden begann, setzte er sie auf den Boden. Sofort zerrte die Kleine an ihrer Kleidung. Keine Frage, dass sie in weniger als dreißig Sekunden nackt sein würde. Doch Justice hatte seit Neuestem einen Trick. Er hatte Noelle eine Kinderversion seines Problemators gebastelt und hielt sie ihr in diesem Moment hin. Zögerlich nahm sie die Kugel entgegen und begann sie nach kurzem Betrachten zu drehen und zu wenden. Es schien ihr großen Spaß zu bereiten, sie ständig neu zu formen.
Zufrieden sah Justice zu Daisy und zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich beruhigt es mich, weil es viele Möglichkeiten eröffnet. Ich verbringe viel Zeit mit Nachdenken.“
„Das ist ein Teil des kreativen Prozesses.“
„Nein, es ist ein Teil des analytischen Prozesses.“
Sie musste lächeln. „Du hasst es, wenn dich jemand kreativ nennt, habe ich recht?“
„Ich höre es ungern.“
„Gut. Es ist also ein Teil des analytischen Prozesses, auf eine weiße Wand zu starren. Würde es dich beim Nachdenken stören, wenn die Wände bemalt wären?“
„Mit Insekten?“
„Nicht unbedingt. Ich kann alles Mögliche malen.“
Skeptisch blickte er sie an. „Ich weiß noch immer nicht, worum es hier geht. Was willst du von mir, Daisy?“
Auf keinen Fall konnte sie ehrlich zu ihm sein. Die Wahrheit schmerzte zu sehr. Trotzdem wollte sie ihm einen Hinweis geben. „Nichts. Ich hatte einfach Lust zu malen.“
Er kam näher und drückte sie leicht gegen den Schreibtisch. Zärtlich streichelte er ihren Hals. Daisy war nicht imstande, sich zu bewegen. Sie genoss seine Berührungen und spürte, wie ihre Lust größer wurde.
„Du verschweigst mir doch etwas“, flüsterte er. „Was ist es bloß?“
Sie dachte einen Moment lang nach. Vielleicht war es besser, wenn sie sich ihm anvertraute. Seufzend schloss sie die Augen. „Die Raupe ist das Erste, das ich seit Langem gemalt
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