Collection Baccara Band 335 (German Edition)
und deutete auf den Wohnbereich.
In den letzten Tagen hatten Cord und sie große Fortschritte gemacht. Die Räume wirkten viel wohnlicher und gemütlicher. Zahlreiche neue Möbel waren aufgestellt worden. Nur die Wände waren immer noch viel zu kahl. Aber daran würde sich bald etwas ändern.
Justice betrat das Wohnzimmer und sah sich um. Daisy hatte die großen Fenster öffnen lassen, sodass der Raum nun einen herrlichen Blick auf die Berge bot und viel heller war. Die Möbel waren solide und elegant. Die Sofas sahen nicht nur bequem aus – sie waren es auch. Der Raum wirkte behaglich und einladend.
Vor dem größten Fenster hatte Daisy einen Weihnachtsbaum aufstellen lassen. Bis auf eine Lichterkette war er allerdings noch nicht geschmückt. Daisy hoffte, dass sich die ganze Familie daran beteiligen würde.
„Es gefällt mir“, meinte Justice schroff.
„Wirklich? Oder sagst du das nur so?“
Ohne zu zögern, zog er sie in die Arme. Seit ihrer ersten gemeinsamen Nacht in seinem Haus war er offener und umgänglicher geworden. Daisy wusste, dass sie einfach nur Zeit brauchten. Sie mussten lernen, sich zu vertrauen.
Und sich zu lieben.
Als er sie dann unter dem Weihnachtsbaum küsste, erinnerte sie sich daran, dass sie schon vor langer Zeit ihr Herz an ihn verloren hatte. Obwohl sie bei ihrem ersten Kuss noch ein Kind gewesen war, war ihre Liebe zu ihm seit diesem Zeitpunkt stetig gewachsen. Daisy hoffte, dass er sie eines Tages erwiderte. Dann würde alles perfekt sein. Sie würden Noelle gemeinsam großziehen und eine kleine Familie sein.
„Der Raum ist wirklich perfekt geworden“, bestätigte Justice.
So ganz perfekt war er für Daisy noch nicht. Die Wände waren viel zu weiß.
Nachdem Justice wieder ins Labor gegangen war, betrachtete sie die Wände und fragte sich, ob sie sie nicht bemalen sollte. Sie traute sich ja immer noch nicht an eine Leinwand heran. Vielleicht sollte sie mit den Wänden beginnen. Mit etwas Glück löste sich ihre Blockade.
Rasch suchte sie alles zusammen, was sie brauchte. Nachdem sie die Farben vorbereitet hatte, wählte sie einen Pinsel aus. Allein das rührte sie zu Tränen. So lange hatte sie ihre Kreativität nicht mehr ausgelebt. Sie freute und fürchtete sich zugleich. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr.
Sie begann, ein Motiv zu malen, das Justice ganz sicher nicht auffallen würde …
Justice blieb stehen und sah zur Wand, vor der Noelle gerade spielte. „Was, zur Hölle, ist das?“
Piep!
„Hölle“, plapperte Noelle vergnügt.
„Bitte fluch nicht in Anwesenheit unserer Tochter“, sagte Daisy automatisch. „Und … was ist was?“, fügte sie unschuldig hinzu.
„Verd…! Wie sieht es denn hier aus? Pretorius?“
Noelle klatschte in die Hände und krähte: „P..P…“
„Hallo, kleiner Erdenbürger“, erklang es aus den Lautsprechern – von einem Mann, der angeblich Menschen nicht leiden mochte. „Was kann dein Onkel P. P. für dich tun?“
„Onkel P. P. kann den Kammerjäger rufen“, meinte Justice trocken. „Wir haben Ungeziefer.“
Daisy seufzte. „Pretorius?“
„Ja?“
„Vergessen Sie das mit dem Kammerjäger. Wir haben kein Ungeziefer. Das Problem bin wohl eher … ich.“
Justice ging zu der bemalten Wand und sah widerstrebend das Insekt an. Anschließend warf er Daisy einen missmutigen Blick zu. Sie wusste, dass er nur wegen Noelle die Nerven behielt.
„Gehören Sie einer bekannten Ungezieferart an, oder sind Sie außerirdischer Natur?“, wollte Pretorius von ihr wissen. „Ich meine, muss ich mir Sorgen machen, dass Sie sich in eine riesige Kakerlake verwandeln und uns auffressen? Oder ernähren Sie sich vegetarisch?“
„Ich bin vollkommen ungefährlich.“
„Dann hört auf, mich zu stören“, brummte Pretorius. „Ich arbeite mit Jett an einem neuen Programm.“
Mit Jett? Justice sah Daisy fast schon feindselig an. „Was hast du mit meinem Haus angestellt?“
„Ich habe es verschönert. Das wolltest du doch.“
„ Du wolltest das. Und ich erinnere mich nicht daran, dass ich dich gebeten habe, Insekten an die Wände zu malen. Das verstehe ich ganz sicher nicht unter Verschönerung .“
„Die kahlen Wände sind nicht besser. Es ist doch nur eine Raupe.“
„Das macht keinen Unterschied.“
Sie wusste, dass es sinnlos war, mit ihm zu streiten. Stattdessen lächelte sie ihn an. „Aber sie ist schön, oder?“
Er sah sich die bemalte Wand näher an. „Das ist die Raupe eines actias luna . Dir ist doch
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