Collection Baccara Band 336
Hochbegabtenkursen zu sitzen. Ich war so lange an der Uni, dass ich kaum Gleichaltrige aus der Stadt kenne. Ich will Freunde haben und Männer kennenlernen. Weißt du überhaupt, dass ich letzten Sommer …?“
Ginas Stimme erstarb, und sie schloss kurz die Augen. „Ich werde den Job machen, ob du willst oder nicht. Ich bin nur hier, weil Racy wollte, dass ich es dir sage.“
„Wirklich?“
„Ja, Racy meinte, du solltest wissen, dass ich für sie arbeite.“
Klar wollte sie das, sie hatte Gina angeheuert, um ihm eins auszuwischen.
Seit sie letzten August aus dem Anwaltsbüro gekommen waren, hatte sie alles getan, um ihn entweder zu ignorieren oder ihm das Leben zur Hölle zu machen. Erst war er gar nicht mehr in die Bar gegangen und hatte die mehr oder weniger friedlichen Streifengänge seinen Kollegen überlassen.
Dann war nach einem Baseballspiel ein Streit in der Bar ausgebrochen, und als er ankam, flogen schon die Fäuste. Er ging zu Boden, und Racy hatte Dwayne McGraw getröstet, den sie beide von der Highschool kannten. Dwayne war Vater von sechs Kindern und hundert Pfund schwerer als er. Außerdem war er zu betrunken, um zu verschmerzen, dass sein Team gerade verloren hatte.
Nur Racy war es zu Gages Ärger gelungen, ihn zu beruhigen.
Gina schnipste mit den Fingern vor seiner Nase. „Hallo? Jemand zu Hause?“
Gage zuckte zusammen. „Pass auf, das bringe ich in Ordnung.“
„Es gibt nichts in Ordnung zu bringen.“
„Ich kann mit dem Rektor sprechen.“ Gage blätterte in seinem Kalender. „Vielleicht haben sie was für dich. Oder an der Uni Wyoming …“
Gina schlug mit der Hand auf den Tisch. „Ich will Gleichaltrige treffen, nicht unterrichten. Hör auf, ein Problem zu lösen, das es gar nicht gibt, und hör auf, mir zu sagen, was ich tun soll. Himmel, ich bin zweiundzwanzig, nicht zwölf.“
Gage sah seine Schwester an. „Ich sage dir nicht, was du tun sollst.“
„Dann kannst du dich gut verstellen.“
Gage seufzte. Wann immer er Gina ansah, sah er Zöpfe und Zahnspange. „Versprich mir, dass du vorsichtig bist und nichts Verrücktes anstellst.“
„Wie auf dem Tresen zu tanzen?“ Seine Schwester war so dickköpfig wie alle in seiner Familie.
„Gina …“
„Ich muss los“, unterbrach sie ihn, „ich treffe mich mit meiner Chefin für eine Stilberatung, die eine ganz neue Gina schaffen wird.“
Das war es ja, wovor er Angst hatte. „Ich mag die alte Gina.“
„Du bist Familie, das zählt nicht.“ Gina ging zur Tür. „Glaub mir, kein anderer Mann würde dir zustimmen.“
Damit war sie weg.
Gage runzelte die Stirn. Er hatte versucht, den Kontakt zu Gina zu halten, nachdem ihr Vater gestorben war, aber irgendwas stimmte nicht. Fragen nützte nichts, anders als die Zwillinge gab sie nichts preis.
Aber bei einem war er sich sicher: In einer Bar zu arbeiten, war nicht die Antwort. Vielleicht sollte er mal mit Max reden. Racy managte die Bar, aber die gehörte einem alten Freund seines Vaters. Der konnte Racys Entscheidung sicher rückgängig machen.
Zuversichtlich wandte Gage sich seiner Post zu, als sein Blick auf einen amtlich aussehenden Brief aus Nevada fiel, der nichts Gutes verhieß. Mit Nevada hatte er nur wegen der Annullierung zu tun gehabt. Er riss den Brief auf und las ungläubig den Text, ehe er das Blatt zerknüllte.
Racy war stolz auf sich. Sie war schon zwei Stunden mit Gina zusammen und hatte noch nicht gefragt, wie ihr großer Bruder auf die Neuigkeit reagiert hatte. Stattdessen konzentrierte sie sich darauf, Gina kennenzulernen und das schöne Mädchen hinter den formlosen Kleidern und der unvorteilhaften Frisur zum Vorschein zu bringen.
Gina trug Kontaktlinsen, obwohl sie sonst ihre Brille bevorzugte, hatte die dunklen Haare zu einer schimmernden glatten Mähne geföhnt und war stark geschminkt, was für eine Bar genau richtig war. Erstmals kamen dadurch ihre blauen Steele-Augen zur Geltung. Im Blue Creek gab Racy ihr dann ein paar T-Shirts zum Anprobieren. Als Gina nach einer Weile wieder auftauchte, sah Racy auf. „He, du siehst toll aus.“
Gina zupfte am Saum des T-Shirts, das kurz über dem Bund der engen Jeans endete. „Meinst du nicht, dass es vielleicht doch ein bisschen zu eng ist?“
„Es soll ja eng sein, und bei deiner Figur kannst du das tragen.“ Racy winkte sie vor den großen Spiegel. „Siehst du?“
Gina sah so erleichtert aus, als sie sich im Spiegel sah, dass es Racy regelrecht anrührte. Sie war nicht mehr leicht zu
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