Collection Baccara Band 338
heimliche Eheschließung könnte auffliegen, ihrer Familie schaden, ihren Vater enttäuschen und negative Schlagzeilen in der Presse verursachen.
Sie schob diese beunruhigenden Gedanken beiseite und wandte sich einem anderen Thema zu. „War meine Mutter eine gute Köchin?“
Für einen Moment verharrte ihr Vater reglos mit nach innen gerichtetem Blick. Als er dann sprach, war seine Stimme schmerzerfüllt.
„Deine Mutter war in allem gut, was sie tat.“
Er brach ab, und Eliza beobachtete gespannt, wie sich ein seltenes Lächeln in seinen Mundwinkeln abzeichnete.
„Nur nicht beim Kochen“, fügte er hinzu.
Sie lachte leise. „Oh, Dad, wirklich? Komme ich in dieser Hinsicht etwa nach ihr?“
Er schaute ihr in die Augen. „Sie war klug, hingebungsvoll bei allem, was sie für wichtig hielt, und schön wie ein Bild, allerdings eine miserable Köchin. Ja, du kommst ganz nach ihr.“
Eliza wusste vieles davon bereits, doch sie konnte die Geschichten über Elizabeth wieder und wieder hören. Dadurch fühlte sie sich ihrer Mutter, die sie nicht gekannt hatte, näher. Sie hatte nie aufgehört, sich nach der unkritischen bedingungslosen Liebe zu sehnen, die sie bei den Müttern ihrer Freundinnen beobachtet hatte.
„Ich habe sie sehr geliebt, Eliza. Das weißt du.“
„Ja, das weiß ich.“
Ihr Vater stand auf, beugte sich zu ihr und küsste sie zärtlich auf die Stirn. Das tat er leider viel zu selten.
„Gut. Noch ein letztes Wort, Liebes. Es spielt keine Rolle, was du heute Abend kochst. Wenn der Mann ein wirklicher Gentleman ist, wird er klaglos verspeisen, was immer du ihm vorsetzt.“
„Nur leider ist der Mann kein Gentleman“, sagte Eliza Stunden später am Telefon zu ihrer Freundin Nicole.
„Hast du den Tisch im Esszimmer schon gedeckt?“, wollte Nicole wissen.
„Nicht im Esszimmer, das geht wegen der Familie nicht. Mein Vater und Patricia sind nicht da, aber ich will nicht, dass jemand von den anderen hereinplatzt und etwas von unserer Unterhaltung mitbekommt. Ich habe mein Studio aufgeräumt. Wir werden dort essen.“
Elizas Blick schweifte durch den Raum, den sie so liebte. Hier verbrachte sie sehr viel Zeit, entwarf Inneneinrichtungen und Modedesigns und träumte davon, eines Tages ihr eigenes Geschäft zu eröffnen. Jetzt erst wurde ihr bewusst, welche Wirkung das Zimmer hatte. In dem Bemühen, die Unordnung zu beseitigen, hatte sie Bahnen farbiger Seide und Satin wirkungsvoll über Stoffballen, Farbmuster und Garnrollen drapiert. Im weichen Licht der gedimmten Deckenleuchte wirkte der Raum nun nicht mehr wie ein Arbeitszimmer, sondern strahlte etwas Verführerisches aus. Das hatte sie eigentlich nicht beabsichtigt.
„Ich fürchte, dieses Treffen ist ein großer Fehler, Nic“, sagte sie nachdenklich und versuchte, einen Anflug von Panik niederzukämpfen.
„Du schaffst das schon, Lizzie, wie immer. Du musst nur einen kühlen Kopf behalten und dich auf etwas anderes konzentrieren, dann geht der Abend wie von selbst herum.“
Genau das war jedoch Elizas Problem. In Gegenwart von Reese fiel es ihr schwer, einen kühlen Kopf zu bewahren. In seiner Nähe konnte sie sich kaum auf etwas anderes konzentrieren als auf ihn.
Sie hatte ihn auf einer Party nach einem Rodeo kennengelernt, als er zusammen mit den anderen Cowboys die geladenen Rodeobesucher mit Handschlag begrüßte. Dabei hielt er ihre Hand ein wenig länger als unbedingt notwendig fest und sah ihr tief in die Augen. In seinem Blick glaubte sie ein vages Versprechen zu erkennen. Sie war vom ersten Moment an fasziniert von diesem Mann, doch an dem Abend begegnete sie ihm kein zweites Mal und verspürte eine seltsame Enttäuschung.
Umso größer war ihre Freude, als er sich später an der Hotelbar neben ihr auf einen Hocker setzte. Seine Gelassenheit und seine sexy Ausstrahlung nahmen sie sofort gefangen. Sie verliebte sich in ihn und erkannte, dass die Gefühle, die sie Warren Keyes entgegengebracht hatte, nichts mit Liebe zu tun hatten. Nach ihrer Begegnung mit Reese vergaß sie Warren völlig.
Durch Reese erfuhr sie, was wahre Liebe bedeutet, zumindest glaubte sie das. Als er sie betrog, brach ihre Welt zusammen.
„Danke, Nic. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich täte.“
Eliza bereute es nicht, dass sie ihrer Freundin die Wahrheit anvertraut hatte. Nicole kam ihr besonders an diesem Tag vor wie ein Schutzengel. Während des Kochens hatte sie ihr telefonisch mit guten Ratschlägen zur Seite gestanden und ihre moralische
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