Collection Baccara Band 338
nur recht. Er konnte die Fortunes ohnehin nicht sonderlich gut leiden. Jedenfalls nach dem, was Eliza ihm über ihre Familie anvertraut hatte.
„Gibt es hier oben ein Esszimmer?“, fragte er.
Sie verdrehte die Augen. „Wir brauchen etwas Privatsphäre. Deshalb essen wir in meinem Studio.“
„Aha. Du hast also Angst, dein Vater oder einer deiner Brüder könnte in unser trautes Beisammensein platzen. Ich frage mich, was sie wohl sagen würden, wenn sie wüssten, dass du mit deinem Ehemann zu Abend isst.“
„Oh, bitte, Reese. Nicht so laut.“
Er gab keinen Ton mehr von sich, allerdings nicht, um Eliza keinen Stress zu verursachen. Sein Plan erforderte Charme und Esprit. Es wäre nicht hilfreich, wenn sie sich gleich zu Anfang über ihn ärgerte. Er hatte seinen Zorn sechs Jahre lang kontrolliert, da konnte er auch noch etwas länger warten.
Er folgte ihr in einen großzügig geschnittenen Raum, der warm und behaglich wirkte. Allerdings wurde er ganz offensichtlich sonst nicht als Esszimmer genutzt. Dennoch hatte sie den Tisch in der Mitte gedeckt, und zwar mit genau dem Aufwand, den er von einem Mitglied der Familie Fortune erwartet hatte. Auch mit dem Rest hatte sie sich große Mühe gegeben. Alle Hinweise darauf, dass es sich um ein Arbeitszimmer handelte, waren mit sorgfältig drapierten Stoffbahnen verdeckt.
Reese entspannte sich ein wenig. „Das ist hübsch.“
Eliza schloss erleichtert seufzend die Tür hinter ihm. „Hier können wir reden, ohne …“
„Ohne was?“, hakte er nach und erhob die Brauen.
„Ohne gestört zu werden. Nimm doch bitte Platz.“
Er registrierte, wie distanziert und höflich sie sich verhielt. Hatte sie vergessen, wie es einmal zwischen ihnen gewesen war, das Lachen, die Vertrautheit und die Zwanglosigkeit? Sie hatten an allen möglichen und unmöglichen Orten miteinander geschlafen, sogar auf dem Rücksitz seines Wagens und auf einem Stuhl, auf den Eliza ihn gedrückt hatte. Sie war völlig nackt gewesen und hatte ihn nicht so höflich gebeten, sich zu setzen, wie gerade eben. Dann war sie auf seinen Schoß geklettert und hatte den Stuhl gehörig zum Wackeln gebracht.
Reese verdrängte dieses Bild rasch aus seinen Gedanken. Es hatte hier nichts zu suchen.
Er zog die Jacke aus und lockerte seine Krawatte.
Eliza trat zu ihm, nah genug, dass er ihren Duft wahrnahm. Das vertraute exotische Parfüm kitzelte ihn in der Nase und brachte weitere ungewollte Erinnerungen, es war das gleiche wie damals. Noch Wochen, nachdem sie gegangen war, hatte dieser Duft in seinen Sachen gehangen.
Sie nahm ihm die Jacke ab und er setzte sich hin. Es dauerte nicht lange, bis sie ihm gegenüber an dem kleinen runden Tisch Platz nahm. Als sie die Tellerabdeckungen entfernte, sah er überrascht auf das Gericht vor ihm und dann zu ihr.
„Schmorbraten mit allem Drum und Dran“, bemerkte er fassungslos.
„Ja“, sagte sie und begegnete seinem Blick.
Reese verspürte einen scharfen Stich im Herzen. Sie erinnerte sich. Verdammt . Sie hatten eine wunderbare Beziehung gehabt und sie hatte alles zerstört, auch ihn, jedenfalls fast, aber er war ja schließlich hier, um reinen Tisch zu machen, und bezwang seinen Zorn. Er würde tun, weshalb er gekommen war. Und dann würde er gehen.
Er nahm einen Bissen von dem Braten und nickte anerkennend. „Sehr gut.“
„Danke“, sagte sie und lächelte schmal. „Meine Fähigkeiten als Köchin sind nicht gerade besser geworden, doch ich bin mit dem Ergebnis meines heutigen Versuchs zufrieden.“
Reese schluckte und lehnte sich zurück. „Willst du damit sagen, dass du das gekocht hast?“
Sie nickte. „Deine Spende war mehr als großzügig.“
„Also dachtest du, dass du mir etwas schuldig bist? Du dachtest …“
„Ich hätte das für jeden anderen, der meinen Korb ersteigert hat, auch getan. So sind die Regeln.“
Zu dumm, dass sie sich in Bezug auf ihre Ehe nicht an die Regeln gehalten hatte. Sie hatte nicht einmal den Anstand besessen, ihm ins Gesicht zu sagen, dass sie ihren gewohnten Lebensstil vermisste und ihn deshalb verlassen würde.
Er unterdrückte einen bitteren Kommentar zu ihrer Bemerkung. Stattdessen blickte er sich um. „Was für ein Zimmer ist das hier eigentlich?“
„Mein Studio. Ich beschäftige mich mit Inneneinrichtung. Das hat mir schon immer Spaß gemacht.“
„Machst du das beruflich?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Aber vielleicht eines Tages. Ich habe den dritten Stock unseres Hauses neu
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