Collection Baccara Band 338
viel zu früh in den Dienst zurückgekehrt. Er wollte nicht, dass sie Marlie so bald schon verließ, und sorgte sich insgeheim – oder vielleicht nicht so geheim – wegen den Risiken, die sie jeden Tag, an dem sie ihre Marke an der Brust trug, einging.
Aber er konnte sie nicht davon abhalten. Je mehr er auf sie einredete, desto weniger hörte sie ihm zu. Das Ende vom Lied war, dass Maggie drei Monate nach der Geburt in den Dienst zurückkehrte.
Und weitere drei Monate später war sie tot.
Er wusste noch genau, wie er sich gefühlt hatte, als er die Nachricht über Funk gehört hatte. Als hätte ihm jemand ein Messer in den Bauch gerammt und es langsam umgedreht. Der Tacho war auf über hundertsechzig geklettert, während er zum Krankenhaus gerast war, in das sie Maggie gebracht hatten.
Sie hatte noch gelebt, als er angekommen war. Lange genug, um ihm das Versprechen abzunehmen, sich um ihr kleines Mädchen zu kümmern – als ob er erlaubt hätte, dass jemand anderes das Baby bekäme. Marlie war alles, was ihm von Maggie blieb.
Maggie starb, sobald er Ja gesagt hatte. Starb mit einem Lächeln auf den Lippen.
Starb, obwohl er ihre Hand so festhielt, als könnte er sie zurückholen ins Reich der Lebenden.
Natürlich war es unmöglich. Er konnte Maggie nicht retten. Sie war vor seinen Augen gestorben, hatte ihn mit gewaltigen Schuldgefühlen zurückgelassen. Schuldgefühle, die von seiner Überzeugung herrührten, dass er, Partner oder nicht, für sie hätte da sein, sie schützen müssen. Sie beschützen.
Aber er hatte sie nicht beschützen können. Jetzt war sie fort, und er war hier, versuchte weiterhin der zu sein, der er gewesen war, bevor seine Welt einen Riss bekommen hatte und in ihren Grundfesten erschüttert worden war. Versuchte, er selbst zu sein und auch etwas Neues. Ein Vater.
Im Moment versagte er, seiner Ansicht nach elend, an beiden Fronten.
Marlie begann wieder zu jammern, brachte ihre Unzufriedenheit immer lauter zum Ausdruck. Jake kannte diesen Ton. Sie hatte Hunger. Wurde er besser in der Interpretation ihrer Laute oder hatte er einfach Glück beim Raten?
Er wusste es nicht.
Er drückte die Kleine an seine Brust und stand auf, um in die Küche zu gehen.
Dort hatte er bereits einen kleinen Topf mit Wasser vorbereitet, das nur noch auf dem Herd erhitzt werden musste. Zielstrebig öffnete er den Kühlschrank.
In Reih und Glied standen die Flaschen mit Muttermilchersatz im obersten Fach. Gleich neben ebenso großen Bierflaschen. Sie klirrten leise, als er einige zur Seite drückte, um an die Milch zu kommen.
„Das war die Lieblingsmarke deiner Mom“, erzählte er Marlie und hielt inne, damit sie hineinsehen konnte. „Deine Mom hat es geliebt, sich am Ende eines Tages ein oder zwei davon zu gönnen, um sich zu entspannen – natürlich bevor sie mit dir schwanger wurde“, schränkte er ein.
Jake kickte die Tür mit seiner Hüfte zu und lehnte sich kurz dagegen, versuchte, sich zusammenzunehmen.
Er musste aufhören, sich das anzutun. Er durfte nicht länger alles und jedes mit Maggie in Verbindung bringen. Sie mit jeder einzelnen Sekunde seines Lebens zu verweben, würde nichts ändern.
Würde sie nicht zurückbringen.
Jake schaltete auf Autopilot, er wusste wie im Schlaf, was zu tun war. Dann stand er da und starrte auf die Flasche, die er in den Topf gestellt hatte, wartete, dass sie warm wurde.
Drei Minuten später nahm er das Fläschen heraus und testete dessen Wärme an seinem Handgelenk. Es war eiskalt.
„Warum …?“ Der Rest seiner Frage löste sich in Luft auf, als er zum Herd blickte. Kein Wunder, dass die Milch nicht warm geworden war. Er hatte den Herd nicht eingeschaltet.
Er brauchte Hilfe.
Jake legte die Flasche zurück in den Topf und schaltete den Herd ein. Dann griff er nach dem schnurlosen Telefon an der Wand und rief seine Schwester an.
Es klingelte fünfmal. Jake wollte schon auflegen und neu wählen, als er eine schläfrige Stimme hörte. „Hallo?“
Selbst flüsternd erkannte er Erins Stimme.
„Ich gebe auf“, sagte er. „Du hast recht. Ich brauche Hilfe. Ich bin gnadenlos überfordert.“
„Jake?“ Seine Schwester klang immer noch verwirrt, aber sie flüsterte nicht mehr.
Im Hintergrund hörte er eine tiefe, männliche Stimme. „Wer ist das, Erin?“
Jetzt klang es, als würde Erin den Hörer mit der Hand zudecken, um jemandem im Hintergrund etwas zu sagen. „Ich glaub, es ist Jake.“
„Ja, ich bin’s“, bestätigte Jake. „Wie
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