Collection Baccara Band 338
viele andere überforderte Männer kennst du?“
„Keine, die um zwei Uhr morgens hier anrufen würden“, antwortete sie. „Ich habe gerade friedlich geschlafen, ehe mich das Klingeln geweckt hat.“
„Verdammt … Himmel“, korrigierte Jake sich erneut mit Rücksicht auf das Kind in seinen Armen. Aufs Fluchen zu verzichten, stellte sich als schwieriger heraus, als er gedacht hatte.
„Ich habe den Zeitunterschied vergessen“, gab er zu. Er rief von New Orleans aus an. Seine Schwester lebte in Thunder Canyon in Montana. „Tut mir leid, dass ich dich geweckt hab. Ich rufe morgen früh wieder an.“
„Nein, nein“, sagte Erin sofort, ihre Stimme klang schon viel klarer. „Leg nicht auf.“
Es war halb Bitte, halb Befehl. Erin kannte ihren großen Bruder. Sie wusste nur zu gut, dass er nicht noch einmal anrufen würde. Jake würde sich lieber die Zunge abbeißen, als ein zweites Mal um Hilfe zu bitten. Aber solange er so verzweifelt war wie im Moment, konnte sie es zu ihrem – und, noch wichtiger, zu seinem – Vorteil nutzen.
Jake konnte unglaublich stur sein. Es war nie leicht, ihn zur Einsicht zu bringen. Sie konnte nicht riskieren, sich diese Gelegenheit entgehen zu lassen.
„Mein Hilfsangebot steht, Jake. Du kannst mit dem Baby so lange bei Corey und mir bleiben wie nötig“, sagte sie und bezog so ihren frisch angetrauten Ehemann mit ein. Wie die ganze restliche Familie war Jake zur Hochzeit da gewesen und dann nach New Orleans zurückgekehrt. „Wir haben wirklich mehr als genug Platz.“
Jake lachte kurz auf. Er wusste das Angebot zu schätzen, aber er war nicht so egozentrisch oder verzweifelt, dass er sich nicht in die Lage seines neuen Schwagers versetzen konnte.
„Das würde mich bei Corey sicher sehr beliebt machen“, sagte er zu seiner Schwester. „Nichts geht über eine dritte – und eine vierte – Person im Haus, während man versucht, als frisch verheiratetes Paar einen gemeinsamen Alltag zu leben.“
Erin musste zugeben, dass ihr Bruder da nicht ganz unrecht hatte. „Okay, aber wir haben ein großes Haus“, stellte sie klar. „Du könntest wochenlang hier sein, ohne dass wir es bemerken. Außerdem könnte ich mich um meine neue Nichte kümmern.“
Jake seufzte. In seiner Verzweiflung war er selbstsüchtig gewesen, und das wusste er auch. „Du hast dein eigenes Leben, Erin.“ Er konnte sich nicht aufdrängen, nur weil er vollkommen überfordert war.
Das hätte ich wissen müssen, dachte Erin. Selbst wenn ihr Bruder eigentlich ihrer Meinung war, konnte er eine Sache ganz schön verkomplizieren. Aber sie würde Jake nicht erlauben, Gründe zu finden, nicht nach Thunder Canyon zu kommen. Jake brauchte Hilfe, das hatte er zugegeben, wenn auch nur flüchtig.
„Die Familie steht an erster Stelle“, erinnerte Erin ihn. An dieses Prinzip glaubte sie aus vollem Herzen, ebenso wie Corey. „Außerdem kenne ich eine Babysitterin, die einspringen kann, wenn du eine Pause brauchst und ich nicht verfügbar bin.“
„Eine Babysitterin?“ Er legte einiges an Verachtung in das Wort. „Soll ich einem Teenager eine Stange Geld hinblättern, damit sie die ganze Nacht an ihrem Handy hängt, rumzwitschert …“
„Twittert“, korrigierte Erin geduldig. Auch wenn sie die Erste war, die zugab, wie klug und kompetent Jake war – wenn es um etwas Elektronisches ging, war er immer noch hilflos wie ein Säugling.
„Wie auch immer“, sagte er ungeduldig. „Oder einer alten Frau, die nach Katzen riecht und einschläft, sobald ich die Tür zumache?“, fuhr er fort. „Nein danke.“
„Calista Clifton ist kein Teenager“, klärte Erin ihn über die junge Frau auf, an die sie dachte. „Und sie riecht nicht nach Katzen. Sie ist intelligent und fröhlich und kommt aus einer großen Familie, also ist sie vertraut mit spuckenden Babys und vollen Windeln. Du wirst sie mögen.“ Erin verzichtete vorerst darauf, die anderen Vorzüge der jungen Frau zu erwähnen.
Vom anderen Ende der Leitung kam keine Antwort. „Hallo? Hallo! Jake, bist du noch da?“
Jake zuckte zusammen und riss die Augen auf, als die Stimme seiner Schwester endlich wieder in sein Bewusstsein drang. Unglaublich, er musste im Stehen eingeschlafen sein. Das Telefon lag auf dem Tresen, es musste ihm aus der Hand geglitten sein.
Im selben Moment bemerkte er, dass das Wasser im Topf fast völlig verkocht war.
Er nahm das Telefon und presste es wieder ans Ohr. Mit einer Erklärung oder gar einer Entschuldigung hielt
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