Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)
Collectors?
Oder ging es darum, die Horte zu vernichten und die Speicherkomplexe auszulöschen? Mit einem Mal wären sämtliche Rücklagen, sämtliche Grundlagen für den Wert des Geldes, egal ob Toi oder C, vernichtet.
Oder wollten sie die orbitale Börse crashen, was die gleiche Wirkung hätte?
Oder war ein symbolischer Schlag gegen die Wiege der Menschheit vorgesehen?
Egal, was er sich ausmalte, es wollte zum bisherigen Verhalten und Vorgehen der Collies nicht passen. Aber was unternahm ein verzweifelter Gegner nicht alles, der unterlegen war und um seinen Fortbestand fürchtete?
AUSTAUSCH ABGESCHLOSSEN, meldete ihm der Computer und hielt die Turbinen an. Jeder Quadratzentimeter des Starscream mit Ausnahme der Kanzel war voller Schleim.
Zumi beschloss, die aggressive Suppe einen Tag oder besser zwei wirken zu lassen. Eine vage Hoffnung, die Besucher zu entfernen oder aufzulösen, war besser als keine.
Noch immer erklang kein drängendes Pochen und Rumpeln am Schott zur Brücke.
Zumi erlaubte sich, einmal tief aufzuatmen und die Augen zu schließen. Mit einer Hand massierte er seine schmerzende rechte Schläfe – die Nachwirkungen des Sprungs ins Interim.
Glücklicherweise war sonst kein Malheur geschehen, weder Erbrechen noch Kontrollverlust des Schließmuskels. Peinlicher könnte sein Erscheinen auf der Erde nicht sein. Doch es wartete noch der Austritt aus dem Zwischenraum.
Sechs Tage. Das wird lang. Zumi sah sich genauer auf der kleinen Brücke um.
Es gab nichts, mit dem er sich sinnvoll die langen Stunden vertreiben konnte. Funkkontakt war aus dem Interim nicht möglich. Das bedeutete, er würde dasitzen, Däumchen drehen, abwarten.
Ich verliere durch das Nichtstun noch den Verstand. Er trommelte mit den Fingern auf der Konsole.
Soweit er sich erinnerte, besaß die Erde einen sehr starken Verteidigungsring mit Orbitalwaffenplattformen sowie einem extrem guten Ortungssystem. Sobald der Starscream Mark III ohne eine Anmeldung so dicht vor Terra aus dem Interim erschien, würden sie ihn aus dem Himmel fegen. Das ist nicht gut. Was mache ich dagegen?
Blieb noch seine Befürchtung, der Träger einer neuen Collie-Waffe zu sein …
Da er gerade das Schiff mit Schleim hatte volllaufen lassen, konnte er sich auch nicht mit dem Handsuchgerät umschauen, um das Geschenk der Collectors hinter Wandverkleidungen oder in Hohlräumen aufzustöbern.
Er beruhigte sich mit dem Gedanken, dass er mit herkömmlichen Methoden sowieso nichts finden würde. Dazu waren die Ahumanen zu clever.
Zumi atmete bewusst langsam ein und aus, um ruhiger zu werden. Dabei wurde ihm klar, wie aktiv er geworden war. Er hatte seinen Fatalismus und das hündische Ergebenheitsverhalten an Bord des Schiffs abgestreift wie eine hinderliche Hülle. Nun, da sich die Möglichkeit bot, konnte er endlich und erfolgreich gegen seine jahrelangen Kerkermeister aufbegehren.
Eine Warnlampe auf dem Monitor leuchtete auf. Zu seinem Erstaunen meldete der Computer: ACHTUNG! ÜBER LADUNG. FRACHT SOFORT VERRINGERN. REISESTABILITÄT GEFÄHRDET.
Davon hatte Zumi noch nie gehört. Wie schwer ist denn Interim-Schleim?
Sein Versuch, die Collectors aus dem Schiffsbauch zu entfernen, hatte unerwartete Schwierigkeiten gebracht. Auch das Vorhaben, die zähe graue Masse mehrere Tage lang wirken zu lassen, war damit beendet.
Missmutig betätigte er die Kontrollen, bis er die Funktion gefunden hatte, um die Gänge und Räume mit Überdruck freizublasen. Der Schleim wurde durch Kohlendioxid zur Ladeluke hinausgeschoben. Danach setzte er die Sprinkleranlage in Gang, um die Reste im Innenraum abzuwaschen.
Die Kameras zeigten ihm keinerlei Bilder mehr. Entweder waren die Signale durch die Wirkung des Interim gestört, oder das zähflüssige Grau hatte bereits Schäden an den Geräten angerichtet.
Es vergingen etliche Stunden, bis die ÜBERLADUNG -Anzeige erlosch.
Zumi suchte sich einen Raumanzug, stieg hinein und schloss den Helm. Es gab eine kleine Laserpistole, die zum Anzug gehörte, sowie ein Satz Werkzeuge. Das half nicht gegen die massiven Vollrüstungen der Ahumanen, die man höchstens mit panzerbrechenden Waffen knacken konnte.
Ihr Götter und Nicht-Götter, steht mir bei! Er schloss den Helm und öffnete den Eingang zum Cockpit.
Sofort waberte eine Dampfwolke in den Innenraum.
Die Temperaturanzeige des Anzugs meldete 67 Grad und eine Luftfeuchte von 97 Prozent. Anscheinend hatten Wasser, Inneneinrichtung und Schleim eine chemische Reaktion
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