Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)
der General und erhob sich langsam.
Clarissa schätzte, dass Triton ihm eine Lektion erteilen wollte. »Wirst du gleich spüren.« Sie sah zur winzigen Videokamera in der Ecke, die alles aufzeichnete. Vermutlich hatten ihre Kerkermeister nichts dagegen, dass sie sich prügelten. Für die Church waren sie allesamt nur Abschaum.
Triton hatte den General erreicht. »Du meinst also, du bist der Einzige, der es weiß?«, sagte er sehr laut.
»Ja, klar. Ich habe ihn mitentwickelt«, gab der andere verwundert zurück.
»Dann habe ich Neuigkeiten für dich: Wir haben dich genau beobachtet und wissen, was man machen muss.« Triton grinste siegessicher und neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »Mal sehen, mit wem die Jungs lieber Geschäfte machen: mit einem Calyptic oder uns.«
Der General riss das Knie zu einem Stoß in Tritons Unterleib hoch.
Doch der Erste Offizier hatte damit gerechnet, blockte den Angriff mit dem Bein und ließ eine Folge von raschen, ultraharten Fauststößen gegen den Solarplexus folgen.
Da der General mit dem Rücken zur Wand stand, konnte er dem Kettenangriff nicht ausweichen, sondern hing in den Abfolgen gefangen und wurde durchgeschüttelt. Beim vierten Treffer spuckte er Blut, das auf die weiße Robe spritzte, beim fünften knickte der gesamte Brustkorb knirschend zusammen.
Der General sog erstickend nach Luft, aber Triton ließ nicht nach. Der achte Hieb traf den Calyptic seitlich am Kinn. Der Kopf schnappte mit einem Knacken herum, und der Gegner fiel kraftlos zu Boden. Das Ganze hatte nicht länger als drei Sekunden gedauert.
Ruhig kehrte Triton zu Clarissa zurück, setzte sich und betrachtete seine Fingerknöchel, an denen das Blut des Generals haftete. »Ich habe das Informationsangebot reduziert«, sagte er kalt und schenkte ihr ein warmherziges Lächeln, das nicht zu seiner brutalen Tat passte. »Das Chaos ist aufgeräumt.«
Eine normale Frau wäre in diesem Augenblick schreiend davongelaufen, hätte nach den Wärtern geschrien oder versucht, der Nähe des psychopathischen Mannes zu entkommen.
Clarissa nicht.
Sie kannte das Geheimnis ihres Ersten Offiziers, der in vielen Kriegen focht und sich aus Überzeugung gegen die Konzerne stemmte. Weil sie ihn erschaffen hatten, durch Drogen, durch DNA -Manipulation, durch chemische Substanzen, die sich in seinem Körper, in seinen Organen, in seinem Blut abgelagert hatten.
Eine Aussicht auf Heilung gab es nicht. Triton war ein SupraSoldier, unberechenbar, ausbrechend und auslöschend, wenn er ein Ziel gefasst hatte. Dazu war er erschaffen worden: um etwas zu Ende zu bringen.
Clarissa hatte ihn in ihr Team genommen, weil er sie respektierte und für sie ansprechbar blieb – sogar im Vernichtungsmodus. Warum, wusste sie nicht. Vielleicht sah sie aus wie Tritons Mutter oder eine Frau, die er früher geliebt hatte. Jedenfalls war sie sein Notaus.
Sie hätte ihn zurückhalten können, aber sie wollte nicht.
Clarissa wusste, dass sein Vorgehen sinnvoll war. Letztlich waren die Calyptics Wahnsinnige, die mit ihrer Idee von der totalen Ausrottung der Menschheit nicht einmal in die Nähe von Terroristen rückten. Es tat ihr um den General nicht leid, der als Leiche und aus dem Mund blutend mit überdrehtem Nacken auf dem Zellenboden lag.
»Ich bin gespannt, was die Weihrauchlutscher jetzt machen«, sagte sie. »Wehre dich nicht gegen sie. Ich brauche dich noch.«
Die Tür entriegelte sich klackend.
»Ist gut, Captaine.«
Zwei Männer in blütenrein weißer Panzerung kamen herein, als Abzeichen trugen sie eine Patrone mit Kreuzstempel und die Aufschrift Papal . Sie hielten Betäubungsgewehre in den Händen und schossen sofort auf Triton, der mit einem Ächzen in sich zusammensank.
Und danach traf ein Geschoss auch Clarissa.
18. September 3042 a . D. (Erdzeit)
System: Sol
Planet: Terra
Ort: GlobalCity Paris
Isix saß in einer stinkenden Behausung, in der sich schon jede Art von Beta-Humanoidem aufgehalten und kopuliert haben musste.
Vor ihm lag der ehemalige Besitzer, ein Behüteter, der versucht hatte, ihn mit Hilfe eines keulenartigen, nadelgespickten Werkzeugs umzubringen.
Isix hatte ihm eine Ohrfeige verpasst, eine einzige, die ausreichte, den dünnen Schädel zu zerbrechen. Zwar spürte er inzwischen Hunger, doch er konnte sich nicht überwinden, von diesem Fleisch zu essen.
Tiefer konnte man nicht mehr sinken, im wahrste Sinne: Er befand sich unter der Erde, in einem Höhlensystem der Stadt, das deutlich älter war als jedes
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