Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)
der Menge. Die Kamera zeigte, wie er eine der altertümlichen Waffen auf Rückstoßbasis zog und den Abzug bediente.
Eine lange Salve löste sich, vor dem Lauf stand sekundenlang ein sternförmiges Mündungsfeuer.
Isix musste mit ansehen, wie die Kugeln in D’rai Jro Pasxal eindrangen. Anscheinend trug er sein Unterkleid nicht, das ihn vor den Projektilen bewahrt hätte.
Das weißlich blaue Systemfluid spritzte gegen die Wand und oxidierte sofort beim Kontakt mit Sauerstoff, das schwarze Hybridfluid trat aus und reagierte mit spektakulären grellen Verpuffungen, die jedem Behüteten, der ohne Schutzbrille hineinsah, die Netzhaut ablöste. Nachdem eine Kugel wohl das Steuerungsreaktiv streifte, zerfraß die Säure D’rai Jro Pasxal von innen und ließ Flammen aus seinem Leib schlagen. Er sackte brennend zusammen, die Hitze schmolz den Tisch, den Helm und alles um ihn herum.
Isix betrachtete das traurige Ende seines Freunds. Mit Aggressionen hätte er rechnen müssen, die Behüteten neigten zu Impulsivität. Anscheinend hatte es sich dabei um ein Exemplar gehandelt, das weder Kon-Interessen noch Staatsinteressen verfolgte, sondern seinen primitiven Rachegelüsten folgte. Das musste man bedenken.
Die Behüteten im Raum flüchteten schreiend vor den heißen Lohen, die Bilder verwackelten und wurden ungenau, bis die Live-Übertragung abbrach.
Danach wurde der Vador sichtbar, der jetzt neben dem erbleichen Tacoi stand und zumindest sehr überrascht aussah. »Geschätzte Zuschauer, wir müssen noch klären, ob es sich bei der Pressekonferenz um den Scherz von ein paar … Nein, ich höre gerade, dass es sich zumindest um echtes Feuer handelte, das von der Brandlöschanlage nicht zu tilgen ist. Das Gebäude wird zurzeit evakuiert.« Er wandte sich an den Tacoi. »Soeben wurden wir Zeuge, wie sich ein Collector zum ersten Mal an die Menschheit wandte, um ein Angebot zu unterbreiten. Hätten Sie mit einer solchen Wende, einem solchen Gnadengesuch gerechnet? Und wie wird Ihr Konzern darauf reagieren?«
Der Tacoi fuchtelte in der Luft und ging nach rechts aus dem Bild, sodass der Vador allein zu sehen war.
»Keine Antwort ist auch eine Antwort. Ich fasse zusammen: Der mutmaßliche Collector, der in der GlobalCity London vor die Medienvertreter trat, ist von einem Fanatiker erschossen worden und danach in einem sehr heißen Abgang verglüht. Hinterlassen hat er ein brennendes Gebäude und die Botschaft, die Menschheit möge nun die bedrohte Spezies Collector vor dem Aussterben bewahren. Ich bin sehr gespannt, welche Reaktionen darauf erfolgen.« Er ging auf die Kamera zu. »Und es stellt sich die Frage, wie viele Collectors an Bord waren und wie sie unter dem Helm aussehen.« Er streckte den Finger in die Linse. »Paris, gib gut acht! Wer weiß, wie viele Ahumane sich gerade tummeln und Hunger haben? Wir bleiben für Sie dran. Rufen Sie mich an, wenn Sie einen Collie gesehen haben. Mein Name ist Ransom M. Vador, und ich berichte für Sie live von Terra, wo die letzten Minuten dramatischer waren als alles Bisherige.«
Isix schaltete den Kasten mit dem Fuß wieder aus.
Er wollte Ruhe, um sich zu zentrieren. Zu fokussieren. Seine Art der Erholung und nicht vergleichbar mit dem todesähnlichen Zustand der Behüteten, den sie einnehmen mussten, um zu Kräften zu kommen. Eine ihrer größten Schwächen.
Nach genau sieben Minuten hob er den Zustand der absoluten Regungslosigkeit auf. Er hatte Kontakt mit der Umgebung aufgenommen, sich verwurzelt und möglichst viel Kraft herausgezogen, die er in sich speicherte. Die Behüteten vermochten es nicht, die Energie zu nutzen, die in der Umgebung steckte, um sie einzusetzen.
Leider half es nicht gegen seinen Hunger. Das Körperliche verlangte seinen Tribut. Isix würde nicht um die Jagd herumkommen.
Sein Fleisch wuchs in den größten Hochhäusern, ganz oben. Er hatte begriffen, dass sich der soziale Status der Behüteten an der Höhe ihrer Behausung maß. Je weiter oben, desto besser war die Qualität der individuellen Existenz und damit die des Fleischs.
Er erhob sich, prüfte den Sitz des Toriin-Schwerts, das er auf dem Rücken unter dem Mantel trug, und machte sich auf den Weg an die Oberfläche, um von da in einen der Wolkenkratzer vorzudringen.
Isix wollte nicht den prunkvollsten wählen, da die Schutzvorrichtungen besser ausgeprägt sein konnten.
Außerdem taten ihm die Behüteten einen Gefallen: Sie evakuierten viele Gebiete der Stadt. Es vereinfachte die Jagd, wenn
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