Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)

Und danach sagte sie, wir wären durch die Tropfen getauft.« Aufgeregt rieb Susa die Pfoten gegeneinander. Das Wetter musste für einen Waschbären die wahre Freude sein. »Unsere Seelen sind sicher.«
    Auch das noch. Innocent hatte kein Problem mit Betas, teilte aber nicht Colombas Meinung. »Wie schön.« Er öffnete die Tür. »Wir geben uns Mühe, das verspreche ich dir.«
    »Sir, Uditor, Sir!«, rief Susa und kam zur Tür getrippelt, die Stiefel patschten durch Pfützen. »Wir würden Ihnen gern helfen.«
    »Wobei?«
    »Bei der Suche, Sir.«
    »Nuntius Black und ich bekommen das schon allein hin.« Innocent wollte endlich los.
    »Ja, Sir, wir haben auch volles Vertrauen zu Ihnen. Aber wir«, die Waschbären-Beta legte einen krallenähnlichen Finger an ihre Nase, »haben den besseren Riecher.« Sie druckste herum, senkte den Kopf, schaute sich um, wischte mit der Hand über den Türrahmen.
    »Was noch?«
    »Red … also, das ist der Fuchs, Sir. Red hat etwas gesehen. In der Lagerhalle, Sir, Uditor. Aber dann wurde er niedergeschlagen.« Die Barthaare zitterten, Wasserperlen lösten sich und fielen mit den Regentropfen auf die Erde.
    »Wann?«
    »An dem Tag, an dem Colomba verschwand.« Susas Ohren stellten sich kerzengerade auf. »Es war in der Lagerhalle, Sir.«
    »Und das habt ihr Deaconess Jeanne gesagt?« Er konnte sich nicht entsinnen, einen Hinweis in ihrem Bericht gelesen zu haben.
    »Nein, Sir. Uns fragte niemand, und … Red hatte zu viel Angst. Vor Lennard.«
    Lennard! Das will ich genauer wissen. Innocent stieg wieder aus, schloss den ATV und ging zusammen mit der Beta in die Lagerhalle, um nicht im Regen herumstehen zu müssen. »Dann erzähle mir, wo ich Red finde.«
    »Red ist … krank. Ein Arbeitsunfall. Er wurde am Kopf getroffen.« Susa blickte sich um, dann schnüffelte sie. »Gut. Lennard ist nicht da«, sagte sie sichtlich erleichtert. »Wir glauben, dass er Red niedergeschlagen hat.«
    »Hast du nicht eben gesagt …«
    »Das war eine Ausrede. Um Lennard zu täuschen. Er hat Red mit einer Schraubzwinge niedergeschlagen, weil er Blutspuren gefunden hat. Wir denken alle, dass Lennard glaubte, Red mit seinem Angriff umgebracht zu haben. Also hat Red nach seinem Erwachen behauptet, er erinnere sich an nichts mehr.« Susa sprach leise und hektisch, tippelte dabei auf der Stelle. »Aber die Blutspuren waren weggewischt.«
    »Das lässt sich nachträglich feststellen.« Er drückte auf den Rufknopf seiner Multibox, um Black zu informieren.
    Susa gab einen keckernden Laut von sich. »Nein. Es wurde alles mit Chemie behandelt. Keine Spur mehr von Blut. Red schwört, dass es nach Anjelo gerochen hat.«
    Diese Geheimniskrämer! Damit machen sie doch alles schlimmer! Innocent hätte die Beta am liebsten geschüttelt. »Warum sagte er das nicht der Deaconess?«
    »Wir trauen ihr nicht. Nicht mehr.« Ihre Ohren legten sich nach hinten. »Weil … die Deaconess … Sie hat nach dem Verschwinden von Colomba und Anjelo mit Lennard gesprochen. Und sie war dabei sehr freundlich. Nein.« Mehrmals wischte sie sich aufgeregt über die Schnauze. »Erleichtert. Ja, sie sah erleichtert aus!«
    8. Oktober 3042 a . D. (Erdzeit)
    System: Ross 614 A
    Planet: Cornu Copiae (CoS-Besitz, verpachtet an TauCetiPrime)
    Ort: Cornus-City
    Civer Black hielt genau vor der kleinen Polizeistation, auf dem groß das Zeichen von TauCetiPrime prangte, um nicht zu weit durch den Wolkenbruch gehen zu müssen. Er stieg aus dem ATV , mit dem er mehr geschwommen als gefahren war.
    Auf Planeten, die von einem Konzern bewirtschaftet wurden, sei es durch Pacht oder Besitznahme, übernahmen die Gardeure die Aufgaben von Gesetzeshütern und nannten sich als stationäre Einheiten Trooper. Dabei galten eine Handvoll allgemeiner Regeln, die das Zusammenleben erleichtern sollten, plus je nach Konzern Sonderstatuten, die man besser nicht vergaß.
    Im Fall von Cornu Copiae war es so, dass das Unternehmen Pächter der Church war. Als Nuntius wiederum war Civer weisungsbefugt wie der direkte Vorgesetzte eines Troopers. Das erleichterte die kommende Unterredung.
    Er betrat den Warteraum, in dem eine Plastikbank und ein -tisch standen. Mehr als neun Quadratmeter konnte das Zimmer nicht haben, trotz der Infotheke in der Mitte, hinter der sich das Büro anschloss. Es gibt wohl keine Verbrechen auf dem Planeten .
    Ein Trooper sah auf, als der Nuntius den nassen Mantel an den Haken hing, der Kopf ragte über die Theke. »Sir?«
    »Ich bin Civer Black,