Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)
ein alleinstehender Deacon oder Deaconess nach Cornu Copiae kommt, ist mir gesagt worden. Weswegen?«, hakte Innocent ein.
»Es wird zu gefährlich«, gab sie nachdenklich zurück. »Ich fürchte um meine Familie.«
»Wir sind Schild und Schwert des Glaubens. In zwei Tagen ist der Spuk zu Ende.« Black trank seinen Kaffee aus und erhob sich. »Danke für deine Mühe.« Er setzte sich in Bewegung.
»Wohin, Nuntius?« Innocent wurde von seinem Aufbruch überrascht und sah ihm nach, die Teetasse in der einen, den Unterteller in der anderen Hand. Unglaublich, wie er sich benimmt.
»Zuerst rede ich mit dem Trooper namens Dansdale, der Lennard verhörte. Anschließend ist der Ancients-Freund an der Reihe«, sagte er im Gehen und verließ das Haus; klappernd fiel die Verandatür zur. »Wir sehen uns heute Abend«, rief er von draußen. »Dann erzähle ich euch, was ich erfahren habe.«
Ein Motor sprang an. Das Brummgeräusch entfernte sich rasch.
Hat er einfach ihren Wagen genommen? »Ich muss mich für den Nuntius entschuldigen, was ich vermutlich noch sehr oft tun werde«, sagte er peinlich berührt. »Er ist … speziell.«
»Ich weiß. Man sieht es ihm an. Das mit dem Wagen ist kein Problem, er gehört der Church.« Jeanne räusperte sich und bot ihm noch Kuchen an, was er gern annahm. Schoko-Zimt-Waldbeere war unwiderstehlich. »Du bist sehr jung für einen Uditor.«
Ihre Neugier war gut beherrscht, aber spürbar. »Es traf mich ebenso überraschend«, gestand er frei heraus. Er mochte die Deaconess, die in den Akten der Church als gelegentlich widerborstig, aber innerhalb der Toleranzgrenze geführt wurde. »Wir sollten mehr über Colomba reden. Ich glaube, dass sie der Grund für das Verschwinden war. Erzähl mir mehr von ihr, damit ich sie besser verstehe.«
Jeanne plauderte drauflos.
Innocent schrieb mit und zeichnete ihre Worte mit dem Pad auf. Aus ihren Schilderungen formte sich mehr und mehr ein Bild von einer jungen Frau, die gern und ständig aneckte, sich hingebungsvoll mit jedem anlegte und den Großen sowie Mächtigen die eigenen Fehler und Versäumnisse vorhielt. Das sieht niemand gern.
»Schön«, sagte er dann und erhob sich, nahm noch ein kleines Kuchenstück und biss ab. »Der Nuntius ist ja bereits auf dem Weg, um erste Nachforschungen in der unmittelbaren Umgebung anzustellen. Ich werde mich in den anderen Städten umhören. Kann sein, dass sich Colomba Feinde machte, die wir bislang übersehen haben.«
»Gut. Nimm den anderen ATV . Das GPS wird dich leiten. Aber gib acht, einige Straßen sind schon abgesoffen oder unterspült.« Jeanne begleitete ihn zur Tür und drückte ihm die Kontrolleinheit für den Wagen in die Hand, während er in seine Robe schlüpfte. »Das Gepäck lasse ich aus dem Schiff ausladen und hier unterbringen. Heute Abend werden dann ein gutes Essen und ein warmes Bett auf dich warten.« Sie reichten sich die Hände.
Innocent verließ die Church-Niederlassung, eingepackt in seine regendichte Robe. Bis zum ATV , der neben der ersten Containerhalle geparkt stand, waren es fünfzig Meter. Ohne Cape wäre ich genauso nass wie die Betas.
Er ging an ihnen vorbei und überlegte gleichzeitig, wie er sich am besten über Unstimmigkeiten oder Auffälligkeiten bei der 2OT -Niederlassung erkundigte, ohne dass es zu sehr auffiel.
Jedermann wusste, dass die Church of Stars die Automaten nicht ausstehen konnte. Hörte sich ausgerechnet auch noch ein Uditor um, wurde Aufmerksamkeit geweckt, die sie nicht gebrauchen konnten. Nicht, solange der Verbleib von Colomba und Anjelo ungeklärt war. Ich werde improvisieren.
Es fiel Innocent zudem nicht leicht, Black die Informationen über den eventuellen Collector auf Cornu Copiae vorzuenthalten. Ich könnte Horàt bitten, doch die Erlaubnis zu bekommen.
Er hatte den hochachsigen ATV erreicht. Die Funkimpulse der Kontrolleinheit in seiner Robentasche entriegelten die Türschlösser automatisch. Innocent stieg schnell ein und legte eine Hand an den Türgriff.
»Sir, Uditor, Sir!«, hörte er eine helle Stimme, in der das Gutturale eines Beta schwang.
Er drehte den Kopf und sah einen Waschbär, dessen Fell durch den Regen glatt und eng am dünnen Körper hing. »Was gibt es?«
»Mein Name ist Susa, Sir«, stellte sie sich vor. »Ich … meine Freunde Red, Pelzig, Jark und Dana … wir machen uns Sorgen«, eröffnete sie. »Colomba ist eine tolle Preacheress.« Mit einer Pfote zeigte sie in den Himmel. »Sie … hat den Regen gemacht.
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