Collector
beiden Holes hielt sie in den Händen. Dich lasse ich nicht abhauen!
Sie hörte das leise Rumpeln im Schacht über ihr, das von ihr wegführte. Faye schoss absichtlich nicht, um Daidalos im Glauben zu lassen, sie sähe von einer Verfolgung ab.
Die Geräusche schienen auf den Lift zuzuführen.
Faye sah auf ihr Kom-Gerät. Kein Empfang. Was läuft hier? Wird das der Aufstand der Maschinen?
Sie überbrückte die Steuerung der Schachttür und öffnete sie manuell, schaute nach oben und nach unten.
Metallisch riechender Wind wehte ihr entgegen, eine Spur von Schmiermitteln war darin enthalten.
Tief unter ihr sah sie den 20T die Wand schneller hinabhangeln, als der Fahrstuhl mit höchster Geschwindigkeit fahren konnte. Das leise Klingklingkling der Spinnenbeine klang wie Münzengeklimper. Dann schob er sich zu einer Tür hinaus.
Das ist die Ebene mit der Krankenstation! Faye rief den Lift und folgte Daidalos. Vorsichtig stieg sie aus und pirschte sich in den Gang; ihr Kom-Gerät funktionierte immer noch nicht, wie sie mit einem raschen Blick feststellte.
Auf mich allein gestellt. Sie umfasste die Griffe der Waffen fester. Als sie um die Ecke bog, sah sie zehn Meter vor Lyssanders Tür einen gepanzerten Justiner liegen; um ihn herum hatte sich eine dunkle Lache gebildet. Blut.
Shit! Sie wollte los, um nach dem Verletzten zu sehen, da schob sich Kothar Gamma durch die Eingangstür.
Er hatte die bekannte menschliche Gestalt angenommen, das Silbergesicht prangte im oberen Drittel der Brust. In der einen Hand hielt er den bewusstlosen, mit Stichwunden versehenen Lyssander am Kragen gepackt und schleifte ihn hinter sich her. Mit der anderen drückte er dem Mann eines der schweren Gewehre in die schlaffen Finger und schoss mehrmals auf den Justifier. Die Kugeln stanzten hässliche Löcher in die Panzerung, der Leichnam zuckte unter den Einschlägen.
Die 20T wollen ihm jetzt einen Mord anhängen. Was haben sie gegen ihn? Faye hielt sich bereit, um einzugreifen, noch erschien es ihr zu gefährlich. Es wäre wesentlich einfacher, Lyssander gleich zu töten.
Kothar Gamma ließ Lyssander los, warf ihn auf die Leiche und wandte sich um, verschwand im Gang.
Faye löste sich von der Wand und eilte zu den beiden. Nein, nicht Lopez! Sie hatte die Tote erkannt, die halb unter dem Mann begraben lag. Die vielen Löcher in der Halspanzerung ließen keinerlei Hoffnung zu, die Justifierin retten zu können. Faye sah das blutige Messer in Lopez' Hand. Ihr wollte sie Lyssanders Tod anhängen.
Faye stopfte sich eine Pistole in die Tasche, fühlte Lyssanders Puls. Er war kaum mehr da, aus seinen Wunden sickerte das Blut. Er wird sterben, wenn nicht bald etwas geschieht! Sie überlegte fieberhaft, was sie tun sollte.
Neben ihr machte es leise Klick.
Sie sah genauer hin und erkannte das murmelgroße Loch in der Wand, das vorher nicht da gewesen war.
In der nächsten Sekunde spürte sie einen harten Schlag gegen die Schulter, der sie von den Beinen warf, Sekunden darauf kam der Schmerz. Blut quoll aus der fingerdicken Wunde.
Faye sah fluchend den Gang hinab.
Kothar Gamma kam angesprintet. Er hatte einen Gewehrlauf nach vorn gerichtet und feuerte lautlos.
Entweder ein Schalldämpfer oder magnetisch beschleunigte Geschosse. »Verpiss dich!« Faye bewegte ihre Hand; es funktionierte, wenn auch mit Qualen. Sie packte Lyssander am Kragen, schleifte ihn von der Kreuzung und schoss auf den 20T. Mit viel Mühe wuchtete sie sich den Mann über die gesunde Schulter und rannte los. Bis zum Lift war es nicht weit, aber der Automat würde leider nicht lange brauchen, um zu ihr aufzuschließen.
Faye hatte Kothar Gamma noch genau vor Augen: wie er über dem Collector stand, ihn mit Schläuchen durchbohrte und ihn mit seinen eisernen Schlangenarmen untersuchte. Sie schauderte. Der Schmerz in der Schulter trieb sie an.
Ich weiß, wo ich sicher bin. Faye stolperte, fiel in die Kabine und drückte im Fallen mit dem Pistolenknauf auf den Abwärtsknopf. Lyssander lag vor ihr auf dem Boden und blutete weiter. Die Luftschleuse war der einzig sichere Ort vor den Automaten. Darin gab es eine Sprechanlage, die durch Direktverkabelung nicht zu stören war, zumindest nicht so leicht wie der Funk. Nuria musste erfahren, was die Ordensmitglieder an Bord der Cortés anstellten. Alle mussten es erfahren und den Kampf aufnehmen.
Die Kabine schoss abwärts und erreichte die untere Ebene.
Nuria wird sich ärgern, dass sie mir zuerst nicht geglaubt hat. Ich werde
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