Collector
ein. Das wäre genau nach dem Geschmack der neuen Nuria: Immer weiter gehen als alle anderen, immer die Erste sein. Und die Beste sowieso.
Faye war ein Gedanke gekommen, wie sie die Kisten öffnen könnten. Praktischerweise hatte sie das Wissen in der Ausbildung erlernt, die ihr Nuria eingebrockt hatte.
»Wasser an.« Das Nass spülte ihr den Schaum vom Leib, der trainiert und schlank war. Sie gönnte sich keine Schlamperei bei der Fitness. Je nachdem, welchen Auftrag die Cortés in der bevorstehenden Schlacht gegen die Collies bekam, müsste sie vielleicht zusammen mit den regulären Justifiers ran.
Es ist wieder an der Zeit, mich von meiner Schwester zu trennen. »Wasser aus.« Meinen Auftrag für BaIn habe ich erfüllt. Dann beginnt das Versteckspiel von vorn.
Faye stieg aus der Dusche, nahm das Handtuch und wickelte es um die Hüften. Die kurzen nassen Haare streifte sie zurück, sie würden von selbst trocknen.
Sie dachte an Kris und wie sie seine Hand gehalten hatte. Wie sie es immer wieder unauffällig schaffte, eine Verbindung zu ihm herzustellen.
Anfangs war es für sie überraschend, inzwischen hatte sie sich damit arrangiert: Sie mochte ihn. Und er mochte sie, das spürte sie. Zum ersten Mal könnte es sein, dass sie ihrer Schwester einen Mann ausspannte. Die Vorzeichen standen gut.
Abwarten. Sie schaute sich im Spiegel an, betrachtete kritisch ihre Figur, ihre Brüste. So schlecht sehe ich wirklich nicht aus.
Hinter ihr nahm sie eine schnelle Bewegung wahr, die an der Tür vorbeihuschte.
Sie wirbelte herum und sah - nichts.
Aber sie hörte ein leises Trappeln: eiserne dünne Spinnenbeine.
Hatte Kris nicht so etwas gehört, bevor es im Frachtraum losging? Faye legte das Handtuch ab, um größere Bewegungsfreiheit zu haben. Dass sie nackt war, ignorierte sie.
Ihre Waffen lagen neben dem Ausgang und im Wohnzimmer. Sie hatte nicht damit gerechnet, in ihrer eigenen Kabine angegriffen zu werden.
Sie hob den Arm mit dem Kom-Gerät. Tot? Jetzt gab es keinen Zweifel, dass etwas gegen sie lief. Faye setzte auf Geschwindigkeit, um an die Waffen zu kommen.
»Wasser an«, befahl sie und rannte im gleichen Moment zum Bad hinaus.
Es blitzte.
Sie zog den Kopf ein, und das Geschoss krachte über ihr gegen die Wand. Ein tiefes Summen ertönte. So klang eine frustrierte Menschmaschine.
Daneben. Faye hielt nicht an, um herauszufinden, welcher von den Automaten ihr ans Leben wollte, sondern eilte ins Wohnzimmer, wo die Hole im Futteral auf dem Couchtisch lag. Sie flankte darüber, riss ihn absichtlich um und zog die Waffe. Was will es? Mich erledigen, weil ich eine Zeugin bin?
Schon gab es einen harten Schlag gegen ihre Deckung, ein faustgroßes Loch entstand. Neben ihr knallte eine Kunstglaskugel, die sie als Deko benutzt hatte, gegen die Wand und hämmerte ein Loch hinein. Sie schrie auf und täuschte einen Treffer vor, dann schnellte sie empor, die Hole im Anschlag.
In ihrem Zimmer stand Daidalos, die Künstlerpuppe, die mit ihren sechs Armen Gegenstände zum Schleudern hielt: eine Vase, eine Lampe, eine kleine Statute, einen Gewinnerpokal und eine Metallbox, in der Stifte waren. Sie stand auf vier Spinnenbeinen mit spitzen Enden. Faye entdeckte die geöffnete Lüftungsschachtluke in der Decke, dann schoss sie zweimal auf den 20T.
Die Kugeln aus der Hole trafen ihn in die Brust und in den Kopf. Sie rissen zwei dicke Löcher und schleuderten Eisenspäne und andere Bauteilfragmente aus dem Rücken auf den Boden; grüngräulicher Rauch kräuselte aus den Einschüssen. Aber der 20T lebte noch.
Das bewies er Faye, indem er alles, was er in den Greifklauen hielt, nach ihr warf.
Sie tauchte wieder hinter ihrer Deckung ab. Der Reihe nach prallten die Gegenstände gegen den Tisch. Ein Stuhl flog über sie hinweg, dann trommelte es gegen den Tisch, ohne dass dieses Mal etwas das Material durchschlug.
Kaum war es still geworden, schaute Faye seitlich hinter ihrer Deckung hervor und sah den 20T gerade noch im Lüftungsschacht verschwinden.
»Hey!« Sie feuerte das Magazin leer und hoffte, dass sie ihn getroffen hatte. Gibt es das? Sie lachte auf, als sie sah, was vor dem Tisch lag: ihre zweite Waffe. Die Menschmaschine hatte die Pistole geworfen, anstatt sie zu benutzen. Glück muss man haben.
Faye hob sie auf, lud durch und wollte ihr Kom-Gerät benutzen. Es war nach wie vor lahmgelegt.
Hastig warf sie sich ihren Bademantel über, stopfte sich Ersatzmagazine in die Taschen und verließ ihre Kabine; die
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