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Collins, Suzanne

Collins, Suzanne

Titel: Collins, Suzanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammender Zorn (Die Tribute von Panem Bd 3)
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meine Medikamente und muss
mich waschen. Das Wasser macht mir nichts aus, nur der Spiegel, in dem sich der
nackte Körper einer Feuermutation zeigt. Die transplantierten Hautstücke sind
noch immer so rosig wie bei einem Neugeborenen. Die geschädigte Haut, die man
noch retten konnte, sieht rot aus, heiß und stellenweise geschmolzen. Flecken
meines alten Ichs leuchten weiß und blass. Ich bin wie eine Patchworkdecke aus
Haut. Teile meines Haars wurden vollständig versengt; die Reste wurden ohne
große Umstände abgeschnitten. Katniss Everdeen, das Mädchen, das in Flammen
stand. Es wäre mir egal, brächte der Anblick meines Körpers nicht die
Erinnerung an den Schmerz zurück. Und an den Grund, warum ich diese Schmerzen
aushalten musste. Und daran, was geschah, bevor die Schmerzen einsetzten. Und
wie ich mit ansah, wie meine kleine Schwester zur menschlichen Fackel wurde.
    Es nützt nichts, wenn ich die Augen schließe. Im Dunkeln
lodert das Feuer heller.
    Ab und zu kommt Dr. Aurelius vorbei. Ich mag ihn, weil er
kein dummes Zeug redet, dass ich außer Gefahr sei zum Beispiel oder dass ich,
auch wenn ich es mir jetzt nicht vorstellen könne, eines Tages wieder glücklich
sein werde, oder gar, dass jetzt in Panem alles besser wird. Er fragt mich nur,
ob ich reden möchte, und wenn ich keine Antwort gebe, schläft er auf seinem
Stuhl ein. Tatsächlich glaube ich, dass seine Besuche zu einem Gutteil dem
Umstand geschuldet sind, dass er einfach mal die Augen zumachen muss. Ein
Arrangement, das uns beiden entgegenkommt.
    Der Zeitpunkt rückt näher, obwohl ich nicht sagen könnte,
wie viele Stunden und Minuten es noch sind. Präsident Snow wurde der Prozess
gemacht und er wurde für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Haymitch
sagt es mir, und ich höre die Wachen darüber sprechen, wenn ich hinter ihrem Rücken
durch die Flure schleiche. Mein Spotttölpelkostüm wird aufs Zimmer gebracht.
Mein Bogen ebenfalls, er sieht tadellos aus, allerdings fehlen Köcher und
Pfeile. Entweder weil sie beschädigt sind oder, und das ist wahrscheinlicher,
weil ich keine Waffen bei mir tragen darf. Ich frage mich flüchtig, ob ich mich
nicht irgendwie auf das Ereignis vorbereiten sollte, aber mir fällt nicht ein,
wie.
    An einem Spätnachmittag stehe ich, nachdem ich lange an
einem bequemen Fensterplatz hinter einem bemalten Paravent gesessen habe, auf
und wende mich nach links statt nach rechts wie sonst immer. Ich gehe durch
einen fremden Teil des Palasts und verliere sofort die Orientierung. Anders als
der Trakt, in dem ich untergebracht bin, scheint hier niemand zu sein, den man
fragen kann. Mir gefällt's hier trotzdem. Schade, dass ich ihn nicht früher
entdeckt habe. Es ist so ruhig hier, dicke Läufer und schwere Wandteppiche schlucken
alle Geräusche. Sanfte Beleuchtung. Gedeckte Farben. Friedlich. Bis ich die
Rosen rieche. Schnell verstecke ich mich hinter Vorhängen, zittere zu stark,
um wegzurennen, und warte auf die Mutationen. Schließlich wird mir klar, dass
keine Mutationen kommen werden. Was rieche ich dann? Echte Rosen? Bin ich
vielleicht in der Nähe des Gartens, wo die fiesen Dinger wachsen?
    Während ich den Flur entlangschleiche, wird der Geruch
übermächtig. Nicht ganz so heftig wie bei echten Mutationen vielleicht, aber unverfälschter,
weil er sich nicht gegen Abwasser und Pulverdampf durchsetzen muss. Ich biege
um eine Ecke und stehe zwei überraschten Wachen gegenüber. Keine Friedenswächter
natürlich. Es gibt keine Friedenswächter mehr. Allerdings auch keine
ordentlichen, grau uniformierten Soldaten aus 13. Diese beiden, ein Mann und
eine Frau, tragen die zerrissene, zusammengewürfelte Kleidung der echten
Rebellen. Ausgemergelt, mit verbundenen Wunden, bewachen sie die Tür zu den
Rosen. Als ich hindurchgehen will, kreuzen sie vor mir ihre Gewehre.
    »Da können Sie nicht rein, Fräulein«, sagt der Mann.
    »Soldat«, korrigiert ihn die Frau. »Sie können da nicht
rein, Soldat Everdeen. Befehl der Präsidentin.«
    Ich stehe da und warte geduldig darauf, dass sie die
Gewehre sinken lassen. So will ich ihnen vermitteln, ohne es aussprechen zu
müssen, dass sich hinter dieser Tür etwas befindet, was ich unbedingt brauche.
Nur eine Rose. Eine einzige Blüte. Um sie Snow ans Revers zu stecken, bevor ich
ihn erschieße. Meine Anwesenheit scheint die Wachen zu verwirren. Sie
diskutieren miteinander, ob sie Haymitch benachrichtigen sollen, da ertönt
hinter mir eine Frauenstimme: »Lasst sie

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