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Collins, Suzanne

Collins, Suzanne

Titel: Collins, Suzanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammender Zorn (Die Tribute von Panem Bd 3)
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hebe ich an.
    »Sieh an. Der Spotttölpel hat seine Stimme
wiedergefunden.«
    Er lacht. »Na, da wird Plutarch sich aber freuen.« Er
nimmt einen tiefen Schluck aus der Flasche. »Warum bin ich eigentlich so nass?«
Unauffällig lasse ich den Eimer hinter mich in einen Stapel Schmutzwäsche
fallen.
    »Ich brauche deine Hilfe«, sage ich.
    Haymitch rülpst und füllt die Luft mit Schnapsausdünstungen.
»Was ist denn los, Süße? Wieder Stress mit den Jungs?« Ich weiß nicht, warum,
aber damit verletzt Haymitch mich so wie nur selten. Es muss mir anzusehen
sein, denn selbst in seinem betrunkenen Zustand versucht er zurückzurudern.
»Okay, war nicht witzig.« Ich bin schon an der Tür. »Nicht witzig! Komm
zurück!« Ich höre, wie er auf dem Boden aufschlägt, und daran merke ich, dass
er mir wohl nachlaufen wollte. Ein aussichtsloses Unterfangen.
    Ich renne kreuz und quer durch den Palast und verschwinde
in einem Schrank. Reiße die Seidenkleider darin vom Haken und lasse mich in den
entstandenen Haufen sinken. Im Futter meiner Tasche finde ich eine einsame
Morfix-Tablette und schlucke sie trocken hinunter, um die aufkeimende Hysterie
abzuwenden. Doch es reicht nicht, um alles wiedergutzumachen. Aus der Ferne
höre ich Haymitch rufen, aber in seinem Zustand wird er mich nicht finden.
Besonders nicht in diesem neuen Versteck. Eingehüllt in Seide, fühle ich mich
wie eine Raupe im Kokon, die auf die Metamorphose wartet. Etwas, das ich mir
immer als friedlichen Zustand vorgestellt hatte. Anfangs ist es das auch. Doch
mit fortschreitender Nacht fühle ich mich immer mehr in der Falle, erstickt von
den seidigen Tüchern, unfähig herauszukommen, bevor ich mich in etwas Schönes
verwandelt habe. Ich winde mich, versuche meinen zerstörten Körper abzustoßen
und hinter das Geheimnis zu kommen, wie mir makellose Flügel wachsen könnten.
Aller Anstrengung zum Trotz bleibe ich ein hässliches, von Brandbomben entstelltes
Wesen.
    Die Begegnung mit Snow öffnet die Türen zu meinem alten
Repertoire an Albträumen. Als wäre ich erneut von den Jägerwespen gestochen
worden. Schreckliche Bilder folgen in Wellen aufeinander, dazwischen eine
kurze Atempause, die ich mit Wachsein verwechsele, nur um gleich darauf von
einer neuen Welle zurückgestoßen zu werden. Als die Wachen mich endlich finden,
sitze ich auf dem Boden des Schranks in einem wirren Knäuel Seide und schreie
mir die Seele aus dem Leib. Erst wehre ich mich, bis sie mich überzeugen, dass
sie mir nur helfen wollen, die würgenden Kleider zu entfernen, und mich zurück
in mein Zimmer geleiten. Unterwegs kommen wir an einem Fenster vorbei und ich
sehe einen grauen, verschneiten Morgen über dem Kapitol dämmern.
    Ein reichlich verkaterter Haymitch wartet mit einer Handvoll
Pillen und einem Tablett Essen, auf das weder sein noch mein Magen Appetit hat.
Er unternimmt einen halbherzigen Versuch, mich wieder zum Sprechen zu bringen,
doch als er sieht, dass es zwecklos ist, schickt er mich in die Badewanne, die
jemand hat einlaufen lassen. Die Wanne ist tief und hat drei Stufen. Ich lasse
mich ins warme Wasser gleiten, und so, bis zum Hals in Schaum, sitze ich da und
hoffe, dass die Medikamente bald wirken. Ich starre auf die Rose, die über
Nacht aufgegangen ist und die dampfende Luft mit ihrem kräftigen Duft
schwängert. Ich stehe auf und will ein Handtuch nehmen, um ihn zu ersticken,
als es zaghaft klopft. Die Badezimmertür wird geöffnet und drei vertraute
Gesichter kommen zum Vorschein. Sie versuchen, mich anzulächeln, doch selbst
Venia kann nicht verbergen, wie geschockt sie über meinen verwüsteten Mutationskörper
ist. »Überraschung!«, quiekt Octavia, dann bricht sie in Tränen aus. Ich frage
mich, weshalb sie hier auftauchen, bis mir klar wird, dass heute der Tag sein
muss. Der Tag der Hinrichtung. Sie sollen mich für die Kameras herrichten. Mich
auf Beauty Zero bringen. Kein Wunder, dass Octavia heult. Die Aufgabe ist
unmöglich.
    Sie trauen sich kaum, den Flickenteppich meiner Haut zu
berühren, aus Angst, sie könnten mir wehtun, deshalb dusche und trockne ich
mich selbst ab. Ich beruhige sie, dass ich kaum noch Schmerzen habe, aber
Flavius schreckt trotzdem zurück, als er mir einen Umhang umlegt. Im
Schlafzimmer wartet noch eine Überraschung auf mich. Aufrecht sitzt sie auf
einem Stuhl, von der Goldmetallic-Perücke bis zu den Lacklederpumps auf
Hochglanz poliert, ein Klemmbrett in der Hand. Bemerkenswert unverändert, bis
auf den leeren Blick in

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