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Collins, Suzanne

Collins, Suzanne

Titel: Collins, Suzanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammender Zorn (Die Tribute von Panem Bd 3)
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in den Brustkorb später liege
ich in meinem Krankenbett und beiße die Zähne zusammen, damit ich nicht um eine
Morfix-Infusion bettele. Sie liegt neben meinem Bett bereit, damit ich mir bei
Bedarf eine Dosis nehmen kann. Ich habe sie nicht benutzt, aber ich bewahre sie
für Johanna auf. Heute haben sie mein Blut untersucht, um sicherzugehen, dass
es keine Spuren des Schmerzmittels mehr enthält. Die beiden Medikamente
zusammen - Morfix und das Zeug, das mir die Rippen verbrennt - hätten eine
gefährliche Wirkung haben können. Sie haben keinen Hehl daraus gemacht, dass
ich ein paar harte Tage vor mir habe. Aber ich habe gesagt, sie sollen
loslegen.
    Es ist eine schlimme Nacht in unserem Zimmer. An Schlaf
ist nicht zu denken. Ich bilde mir ein, regelrecht riechen zu können, wie das
Fleisch auf meiner Brust brennt, und Johanna hat mit Entzugserscheinungen zu
kämpfen. Als ich mich dafür entschuldige, dass ich ihr keine neue
Morfix-Ration besorgt habe, winkt sie erst noch ab und sagt, dass es ja sowieso
irgendwann sein musste. Aber um drei Uhr morgens wirft sie mir alle
Schimpfwörter an den Kopf, die Distrikt 7 zu bieten hat. Im Morgengrauen zerrt
sie mich aus dem Bett, entschlossen, zum Training zu gehen.
    »Ich glaube nicht, dass ich das packe«, gestehe ich.
    »Doch, du packst das. Wir packen es beide. Wir sind
Sieger, schon vergessen? Wir überleben alles, womit sie uns malträtieren«,
sagt sie barsch. Sie ist grün im Gesicht und zittert wie Espenlaub. Ich ziehe
mich an.
    Wir müssen wirklich Sieger sein, um diesen Morgen zu überstehen.
Als wir sehen, dass es draußen in Strömen gießt, denke ich schon, dass Johanna
nicht mehr kann. Sie wird aschfahl und scheint nicht mehr zu atmen.
    »Das ist nur Wasser, das bringt uns nicht um«, sage ich.
Sie beißt die Zähne zusammen und stapft hinaus in den Matsch. Wir werden
triefnass, als wir uns in Bewegung setzen und uns über die Laufstrecke quälen.
Nach einem Kilometer muss ich wieder aufgeben, und am liebsten würde ich mein
Hemd ausziehen, damit das kalte Wasser meine Haut löscht. Zur Mittagspause
zwinge ich mir meine Ration pappigen Fisch und Rote-Bete-Eintopf rein. Johanna
isst ihre Schüssel halb leer, dann kommt alles wieder hoch. Am Nachmittag
lernen wir, unsere Gewehre auseinanderzunehmen und wieder zusammenzubauen. Mir
gelingt es, aber Johanna kann ihre Hände nicht richtig ruhig halten. Als York
uns den Rücken zudreht, helfe ich ihr, die Teile zusammenzusetzen. Obwohl der
Regen nicht nachlässt, läuft es am Nachmittag besser, denn da sind wir auf dem
Schießplatz. Endlich etwas, das ich kann. Ich muss mich erst mal vom Bogen auf
das Gewehr umstellen, aber am Ende des Tages bin ich die Beste in der Gruppe.
    Wir sind kaum durch die Tür der Krankenstation, als
Johanna verkündet: »Das muss aufhören. Dieses Leben in der Krankenstation.
Alle betrachten uns als Patienten.«
    Für mich ist es kein Problem, ich kann in unsere
Familieneinheit einziehen. Doch Johanna ist keine zugeteilt worden. Als sie um
ihre Entlassung bittet, wollen sie nicht erlauben, dass sie allein wohnt,
selbst wenn sie einen täglichen Termin mit dem Psychiater vereinbart. Sie
denken sich wohl ihren Teil, was das Morfix angeht, und glauben nicht daran,
dass sie stabil ist. »Sie wird nicht allein sein«, sage ich. »Sie kann mit mir
zusammenwohnen.« Es gibt noch einige Einwände, aber Haymitch stärkt uns den
Rücken, und am Abend haben wir eine Einheit gegenüber von Prim und meiner
Mutter, die sich bereit erklärt, auf uns aufzupassen.
    Nachdem ich geduscht habe und Johanna sich mit einem
feuchten Lappen gewaschen hat, nimmt sie den Raum in Augenschein. Als sie die
Schublade mit meinen wenigen Besitztümern öffnet, macht sie sie schnell wieder
zu. »Entschuldige.«
    Ich denke daran, dass Johanna in ihrer Schublade nichts
hat als die Kleider, die ihr vom Distrikt zugeteilt wurden. Dass sie überhaupt
nichts auf der Welt hat, was sie ihr Eigen nennen kann. »Schon gut, du kannst
dir meine Sachen ruhig angucken, wenn du magst.«
    Johanna klappt mein Medaillon auf und betrachtet die Fotos
von Gale, Prim und meiner Mutter. Sie öffnet den silbernen Fallschirm, zieht
den Zapfhahn heraus und streift ihn auf den kleinen Finger. »Ich krieg schon
Durst, wenn ich den nur sehe.« Dann stößt sie auf die Perle, die Peeta mir
geschenkt hat. »Ist die ...?«
    »Ja«, sage ich. »Die hat irgendwie überlebt.« Ich möchte
nicht über Peeta sprechen. Das Beste am Training ist, dass ich

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