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Collins, Suzanne

Collins, Suzanne

Titel: Collins, Suzanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammender Zorn (Die Tribute von Panem Bd 3)
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dabei nicht an
ihn denken muss.
    »Haymitch meint, dass es ihm immer besser geht«, sagt sie.
    »Kann schon sein. Aber er hat sich verändert«, sage ich.
    »Du doch auch. Und ich. Und Finnick und Haymitch und
Beetee. Von Annie Cresta ganz zu schweigen. Die Arena hat uns alle ganz schön
fertiggemacht, nicht? Oder bist du immer noch dieselbe, die damals für ihre
Schwester eingesprungen ist?«, fragt sie.
    »Nein«, antworte ich.
    »Das ist das Einzige, womit der Psychodoktor vielleicht
recht hat. Es gibt kein Zurück. Also können wir ebenso gut weiterleben.« Sie
packt meine Andenken ordentlich zurück in die Schublade und legt sich in das
Bett neben meinem. Im selben Moment gehen die Lichter aus. »Hast du keine
Angst, dass ich dich heute Nacht umbringe?«
    »Als ob ich es nicht mit dir aufnehmen könnte«, antworte
ich. Dann lachen wir, weil wir beide so fertig sind, dass es ein Wunder wäre,
wenn wir am nächsten Tag aufstehen könnten. Aber wir schaffen es. Und das jeden
Morgen. Und am Ende der Woche fühlen sich meine Rippen fast an wie neu und
Johanna kann ihr Gewehr ohne Hilfe zusammenbauen.
    Als wir Feierabend machen, wirft Soldat York uns beiden
einen anerkennenden Blick zu. »Gut gemacht, Soldaten.«
    Kaum sind wir außer Hörweite, murmelt Johanna: »Die Spiele
zu gewinnen, war einfacher.« Aber ihre Miene verrät, dass sie sich freut.
    Als wir in den Speisesaal kommen, wo Gale auf mich wartet,
haben wir beinahe gute Laune. Und eine Riesenportion Rindereintopfist auch
nicht zu verachten.
    »Ist heute Morgen eingetroffen«, sagt Greasy Sae. »Echtes
Rind aus Distrikt 10. Keiner von euren wilden Hunden.«
    »Kann mich nicht erinnern, dass du die je verschmäht hättest«,
gibt Gale zurück.
    Wir setzen uns zu einer Gruppe mit Delly, Annie und Finnick.
Finnick ist seit seiner Heirat völlig verwandelt. Aus dem dekadenten Schwarm im
Kapitol, den ich beim Jubel-Jubiläum kennengelernt habe, dem mysteriösen
Verbündeten in der Arena und dem gebrochenen jungen Mann, der mir geholfen hat
durchzuhalten, ist jemand geworden, der nur so sprüht vor Leben. Zum ersten Mal
sehe ich, wie anziehend er ist mit seinem leisen Humor und der lässigen Art.
Er lässt Annies Hand keinen Augenblick los. Nicht, wenn sie gehen, nicht mal,
wenn sie essen. Ich glaube auch nicht, dass er das je wieder tun will. Sie
scheint auf einer Wolke des Glücks dahinzuschweben. Es gibt immer noch Momente,
in denen man ihr ansieht, dass sich irgendetwas in ihre Gedanken schiebt und
sie in eine andere Welt abtaucht. Doch ein paar Worte von Finnick reißen sie
wieder heraus.
    Delly, die ich schon seit meiner Kindheit kenne, aber nie
weiter beachtet habe, ist in meiner Achtung gestiegen. Sie hat mit angehört,
was Peeta an dem Abend nach der Hochzeit zu mir gesagt hat, aber sie hat es
nicht herumerzählt. Haymitch sagt, wenn Peeta sich über mich auslässt, ist sie
meine beste Verteidigerin. Sie ergreift immer für mich Partei und schiebt
seine negative Wahrnehmung auf die Foltermethoden des Kapitols. Sie hat
größeren Einfluss auf ihn als alle anderen, denn er kennt sie wirklich. Auch
wenn sie mich besser darstellt, als ich bin - ich weiß das zu schätzen. Ein
bisschen Schönreden kann ich, ehrlich gesagt, gut brauchen.
    Ich habe einen Bärenhunger, und der Eintopf ist so
köstlich - Rind, Kartoffeln, Rüben und Zwiebeln in einer dicken Suppe -, dass
ich mich zwingen muss, langsam zu essen. Überall im Speisesaal kann man
beobachten, wie wohltuend eine gute Mahlzeit wirken kann. Die Menschen werden
freundlicher, lustiger, optimistischer, und sie erinnern sich wieder daran,
dass es nicht so verkehrt ist weiterzuleben. Besser als jede Medizin. Also
versuche ich, die Sache auszudehnen, und beteilige mich an der Unterhaltung.
Tunke Brot in den Eintopf und knabbere daran, während ich Finnick zuhöre, der
eine alberne Geschichte von einer Wasserschildkröte erzählt, die mit seinem Hut
weggeschwommen ist. Lache und merke gar nicht, dass er da steht. Direkt mir
gegenüber, hinter dem freien Platz neben Johanna. Und mich beobachtet. Das Brot
mit dem Eintopf bleibt mir im Hals stecken.
    »Peeta!«, sagt Delly. »Wie schön, dich zu sehen ... und
nicht mehr im Bett.«
    Zwei große Wärter stehen hinter ihm. Unbeholfen balanciert
er sein Tablett auf den Fingerspitzen, weil seine Handgelenke
aneinandergekettet sind.
    »Was sind das denn für schicke Armbänder?«, fragt Johanna.
    »Man kann mir noch nicht richtig trauen«, erklärt Peeta.
»Ich darf noch

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