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Colorado Kid

Colorado Kid

Titel: Colorado Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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irgendwann räumte er im Februar stinkbesoffen die Main Street und fuhr den Pflug an einem Strommasten zu Schrott, danach gab es eine verdammte Woche lang keinen Strom mehr, entschuldige meine Ausdrucksweise. Er verlor die Stelle und lebte von der Wohlfahrt. Wundere ich mich also, dass er sich an nichts erinnern konnte? Nein, überhaupt nicht. Aber aufgrund der Fakten, die er noch wusste, bin ich überzeugt, dass Colorado Kid mit der letzten Fähre vom Festland rüberkam und dass er dem Steuermann tatsächlich Tee brachte, beziehungsweise einen akzeptablen Ersatz. Klasse, dass du das noch wusstest, Steffi!« Er tätschelte ihr die Hand. Sie lächelte ihn an und hatte das Gefühl, ihr würde schwindelig.
    »Wie du schon gesagt hast«, nahm Vince den Faden wieder auf, »muss der Zeitunterschied von zwei Stunden berücksichtigt werden.« Er schob ihren linken Zeigefinger näher an den rechten heran. »Um Viertel nach zwölf Ostküstenzeit verlässt Cogan das Büro. Sobald sich die Aufzugtüren zum Eingangsbereich des Gebäudes öffnen, legt er seine lässige, routinierte Art ab. Augenblicklich schaltet er um. Als säße ihm der Teufel im Nacken, rast er nach draußen, wo das schnelle Auto mit einem ebenso schnellen Fahrer auf ihn wartet.
    Eine halbe Stunde später ist er bei einer FBO in Stapleton und fünf Minuten später steigt er in ein Privatflugzeug. Er hat nichts dem Zufall überlassen. Kann er gar nicht. Viele Leute fliegen regelmäßig privat hin und her, bleiben dann aber ein, zwei Wochen an einem Ort. Die Flugzeuge, die die Passagiere hinbringen, können in diesen zwei Wochen auch von anderen gemietet werden. Unser Mann wird sich für eines dieser Flugzeuge entschieden und mit großer Wahrscheinlichkeit im Voraus bar bezahlt haben. Um Richtung Osten zu fliegen.«
    Stephanie fragte: »Was hätte er denn getan, wenn der Flug, den er nehmen wollte, in letzter Minute abgesagt worden wäre?«
    Dave zuckte mit den Schultern. »Das Gleiche, was er auch bei schlechtem Wetter getan hätte, nehme ich an: Er hätte sein Vorhaben auf einen anderen Tag verschoben.«
    Vince hatte Stephanies linken Finger ein bisschen weiter nach rechts gerückt. »Nun ist es bald ein Uhr mittags an der Ostküste«, sagte er, »aber immerhin muss sich unser Freund Cogan keine großen Gedanken über das ganze Sicherheitstrara machen, das gab’s 1980 noch nicht, schon gar nicht bei einem Privatflug. Wir müssen davon ausgehen – wieder nur eine Annahme –, dass sein Flugzeug nicht lange auf die Starterlaubnis wartete, denn das hätte den ganzen Zeitplan durcheinander gebracht, am Ziel wartete ja schließlich schon …«
    Er berührte Stephanies rechten Finger. »… die Fähre. Die letzte. Der Flug dauerte drei Stunden. Sagen wir jetzt mal so. Mein werter Kollege hat im Internet recherchiert, er ist ganz verrückt danach, jedenfalls behauptet er, an dem Tag sei gutes Wetter zum Fliegen gewesen, und auf den Karten sieht man, dass der Jetstream ungefähr im richtigen Bereich war …«
    »Allerdings habe ich nie herausfinden können, wie stark er war«, unterbrach ihn Dave. Er warf Vince einen Blick zu. »In Anbetracht der dürftigen Ergebnisse in unserem Fall ist das wahrscheinlich nicht so schlimm, Partner, was?«
    »Sagen wir also, drei Stunden«, wiederholte Vince und schob Stephanies linken Finger (den sie bei sich nun ›Colorado Kid‹ nannte) bis auf fünf Zentimeter an den rechten heran (der für sie jetzt ›der fast tote James Cogan‹ hieß). »Viel länger kann es nicht gedauert haben.«
    »Weil die Fakten das nicht zulassen«, murmelte sie vor sich hin, fasziniert (und auch ein wenig eingeschüchtert) von der Vorstellung. Auf der High School hatte sie mal einen Science-Fiction-Roman gelesen, der hieß Der Mond ist eine herbe Geliebte. Mit dem Mond kannte sie sich nicht so gut aus, aber langsam war sie überzeugt, dass das Urteil auf die Zeit allemal zutraf.
    »Genau, weil es nicht anders sein kann«, stimmte Vince zu.
    »Um vier Uhr oder vielleicht um fünf nach vier – sagen wir um fünf nach – landet Cogan und geht bei Twin City Civil Air von Bord, damals die einzige FBO am Flughafen Bangor –«
    »Wurde seine Ankunft irgendwo registriert?«, wollte Stephanie wissen. »Hast du das geprüft?« Sie wusste, dass Vince das getan hatte, natürlich, und dass es zu nichts geführt hatte. So war es nun mal bei dieser Geschichte. Eine Geschichte, als müsste man niesen und könnte nicht.
    Vince lächelte. »Na klar, aber

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