Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
Vom Netzwerk:
großzügigen Gebrauch machte.
    Zusammenkünfte wurden veranstaltet, dankbare Bürger behängten ihn mit Medaillen. In der Pfarre von St. John fand ein besonderer Dankgottesdienst statt, bei dem viel gebetet wurde und wo der Oberst mit geziemender Demut eine Ansprache hielt. Er erzählte, wie schwierig das Gefecht gewesen sei und welch außerordentlichen Mut Hauptmann Tanner und seine Männer an der rechten Flanke bewiesen hätten. Bezüglich der linken Flanke jedoch tauchten auf einmal häßliche Gerüchte auf, des Inhalts, daß Hauptmann Reed nicht ganz so heldenhaft gehandelt hätte wie die anderen, ja manche sagten sogar, er hätte sich wie ein Feigling benommen. Hauptmann Tanner sagte zu einem Mann von der Zeitung: »Nichts liegt mir ferner, als den Mut eines Offiziers in Zweifel zu ziehen. Aber als die Kugeln zu pfeifen anfingen, da ist er einfach getürmt.«
    Die Gerüchte wurden immer lautstärker, jetzt sagten auch schon einige von seinen eigenen Leuten, daß er beim Klang des Kanonenfeuers zusammengefahren sei und ihm die Tränen in die Augen getreten seien. Der offene Kampf brach aus, als Oberst Skimmerhorn eine Klage gegen seinen Untergebenen beim Kriegsgericht einbrachte:    »Gehorsamsverweigerung gegenüber
    einem rechtmäßigen Befehl; Feigheit vor dem Feind; Betragen, das eines Offiziers unwürdig ist.« Als General Asher von Fort Leavenworth zurückkehrte und plötzlich selber als eine Art Held dastand, weil er es gewesen war, der Oberst Skimmerhorn einen
    Kommandoposten übertragen hatte, der es ihm ermöglichte, die Indianerfrage »auf ewig« zu lösen, dachte er zuerst daran, ein öffentliches Kriegsgericht einzuberufen, denn das würde bei den Leuten im Territorium, die Skimmerhorn vergötterten, sehr gut ankommen. Später entschied er jedoch, daß es jetzt, mitten im Bürgerkrieg, passender wäre, Hauptmann Reed stillschweigend seinen Abschied nehmen und ihn selbst mit seiner Schande fertig werden zu lassen. Und dahin ging denn auch sein Befehl.
    »Was soll ich tun?« fragte Reed Major Mercy und seine Frau.
    »Kämpfen bis zum letzten Atemzug«, riet Lisette.
    »Wir wissen, daß Skimmerhorn verrückt ist«, sagte Mercy. »Aber als Widersacher ist er nicht zu unterschätzen, und die Leute unterstützen ihn alle.«
    »Kämpfen mußt du!« flehte Lisette. Als Reed zögerte, sagte sie: »Wenn du zuläßt, Vincent, daß sie dich aus der Armee entlassen, dann stehst du ein für alle Male als Verräter da, dann bist du erledigt.«
    Lisette setzte nun jene Kampagne in Gang, die in den Vereinigten Staaten die ersten Zweifel über den Wahrheitsgehalt der Berichte über die Begebenheiten in Rattlesnake Buttes aufkommen ließ. Dabei ließ sie sich mit einem gewaltigen Gegner ein, denn in den Monaten Dezember und Januar zog Oberst Skimmerhorn durch Colorado als Triumphator, überall Vorträge haltend über die richtige Behandlung der Indianer, in den Kirchen lange Gebete zum besten gebend, in denen davon die Rede war, wie Gott jene züchtigte, die ihm den Rücken gekehrt hatten. In seinen Vorträgen behandelte er Hauptmann Reed mit Großmut, beschrieb ihn als einen jungen Mann, der seinem Vaterland als Schreibstubenoffizier unter General Pope gedient hatte, beim ersten Donner eines wirklichen Geschützes jedoch den Mut verlor. Aber gerade diese herablassende Art hätte er sich besser sparen sollen, denn Lisette Mercy hatte bei einem der
    Dinners ihrer Mutter in St. Louis General Pope kennengelernt. Diesem schrieb sie jetzt einen Brief, in dem sie berichtete, wie einer seiner Offiziere hier in höchst ungerechter Weise der Feigheit bezichtigt werde. Und langsam fingen die Mühlen Washingtons zu mahlen an.
    Der wichtigste Gegenschlag kam jedoch von ihrem Mann. Im Februar sagte er einem Zeitungsredakteur, daß ernste Zweifel über die Vorfälle bei Rattlesnake Buttes bestünden - daß Häuptling Verirrter Adler sich habe ergeben wollen, daß in dem ganzen Lager überhaupt keine Waffen gefunden worden seien und daß die Männer unter Hauptmann Tanner verwerfliche Greueltaten vollbracht hätten.
    Der daraufhin erscheinende Artikel spaltete Colorado in zwei Lager. Zwei Mitglieder von Skimmerhorns Miliz peitschten den Redakteur aus, und führende Persönlichkeiten traten überall im Territorium zu Skimmerhorns Verteidigung an. Seine Beliebtheit stieg noch weiter an, und die Unterstützung aller Rechtgläubigen war ihm sicher, als er sich anbot, eine Miliz zu bilden, mit der er Utah von Indianern säubern

Weitere Kostenlose Bücher