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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Sie auch den Cheyenne-Häuptling Weiße Antilope gesehen?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Beschreiben Sie, unter welchen Umständen.«
    »Ich und Ben Willard - er ist ein Scout, ein Mischling - gingen in die Tipis hinein, und da sahen wir diesen alten Mann, der ungefähr siebzig war. Sie würden es nicht glauben, er stand einfach mit gekreuzten Armen da, während die Soldaten auf ihn schossen, und sang.«
    »Er sang?« »Yessir, sehr laut und kräftig. Ich fragte Ben Willard, was das war, was er da sang, und Ben lauschte und sagte dann: >Sein Sterbelied<, und der alte Mann sang: >Nur die Erde und die Berge, nichts lebt außer der Erde und den Bergen.< Dann schossen drei Soldaten gleichzeitig auf ihn, und einer riß ihm die Hosen herunter und schnitt ihm die Eier ab, und Ben Willard schrie: >Was zum Teufel machst du da?<, und der Mann antwortete: >Tabaksbeutel<«
    Nach dieser Aussage senkte sich wieder tiefes Schweigen über den Saal, dann hustete General Wade, als käme jetzt der wichtigste Teil der Befragung. »Soviel mir bekannt ist, haben Sie gehört, was Hauptmann Reed an diesem Tag für Befehle gegeben hat.«
    »Yessir, dreimal. Ich war bei Hauptmann Tanners Gruppe, und als Reed nicht angriff, wurde Tanner wütend. >Reite hinüber und sag ihm, er soll angreifen<, sagte Hauptmann Tanner zu mir, und als ich zu Reeds Kommando kam, sagte ich zu ihm: >Sie sollen jetzt angreifen< aber er antwortete: >Diese Indianer haben keine Gewehre oder sonstige Waffen.<«
    »Und was sagte er dann?«
    »Nicht angreifen!«
    »Das ist alles?«
    »Yessir, und wir blieben in Stellung.«
    »Was geschah beim zweitenmal?«
    »Ungefähr in der Mitte des Kampfes bemerkte Hauptmann Tanner, daß indianische Frauen durch einen Durchlaß in den Felsen flüchteten, und er packte meinen Arm und brüllte: >Sag diesem verdammten Feigling Reed, daß er sie aufhalten soll<, und ich rannte quer über den Kampfplatz und sagte zu Reed: >Hauptmann Tanner sagt, Sie sollen sie aufhalten.< Und Reed sagte darauf: >Laßt sie durch.<«
    »Und das taten Sie?«
    »Yessir. Ich wollte auch nicht mehr zu Hauptmann
    Tanner zurück, ich blieb bei Reed, und am Ende der Schlacht, als wir sahen, was die anderen Soldaten mit den Leichen aufführten, fragte er mich: >Was ist los mit Ihnen, Clark?< Und ich sagte: >Mir ist schlecht<, und darauf sagte er: >Uns allen sollte heute schlecht sein.<«
    General Wade hustete wieder und sagte mit lauter Stimme: »Nun, Gemeiner Clark, sagen Sie dem Gericht genau, warum Ihnen schlecht geworden ist.« Der junge Milizmann blickte hilflos zur Bank der Offiziere hinüber und murmelte: »Ja, wie ich schon sagte... «
    »Nein, Sie haben noch nichts gesagt.«
    Clark sah wieder den General an. »Ich weiß nicht, wie man da sagt, ich kenne die richtigen Ausdrücke nicht.«
    Wade stand von seinem Stuhl auf und flüsterte ein paar Minuten lang mit Clark, dann ging er zu seinem Platz zurück und erklärte den anderen Mitgliedern des Gerichts: »Ich habe ihm die richtigen Ausdrücke gesagt.« Und zu Clark sagte er: »Sagen Sie uns jetzt, warum Ihnen schlecht geworden ist.«
    »Nun, Sir, da war dieser eine Mann, der hatte ein sehr scharfes Messer, und der suchte sich die toten Indianerinnen heraus und schnitt ihnen die Geschlechtsteile ab.«
    Mitten in die lähmende Stille hinein fragte General Wade leise: »Und was hat er damit gemacht?«
    »Er klatschte sie auf seine Sattelnase, Sir.«
    »Wie oft?«
    »Er ging zu sechs Frauen.«
    »Und das haben Sie mit Ihren eigenen Augen gesehen?«
    »Yessir.«
    Diese Aussage erschien so unglaublich, daß die Mitglieder des Gerichts davon wie betäubt waren. Endlich fragte ein junger Oberst: »Gemeiner Clark, ist Ihnen die Bedeutung des Eides klar, den Sie zu Anfang
    Ihrer Zeugenaussage abgelegt haben?«
    »Jawohl, Sir. Ich bin ein gläubiger Mann.«
    »General Wade, ich würde diesen Mann gern noch einmal schwören lassen.«
    »Er hat schon einmal geschworen.«
    »Mir wäre leichter angesichts dieser Aussage.«
    Also legte Jimmy Clark noch einmal einen Eid ab, und der junge Oberst fragte: »Haben Sie, Sie selber, mit eigenen Augen gesehen, wie Oberst Skimmerhorn zu den Soldaten ritt, die einen indianischen Knaben und ein indianisches Mädchen hielten, und den Befehl gab, sie zu töten?«
    »Nein, Sir, er gab keinen Befehl.«
    »In Ihrer vorhergehenden Aussage haben Sie das aber behauptet.«
    »Nein, Sir, wenn Sie entschuldigen, Sir, was ich sagte, war, daß er zu den Männern ritt und sagte: >Aus Nissen werden Läuse<,

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