Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
Vom Netzwerk:
Norden, nicht nur am Kopf, sondern auch aus elf Wunden blutend.
    Der Verirrte Adler, seine Frau tot glaubend, schwenkte weiter die zerfetzte Fahne. Kugeln pfiffen ihm um den Kopf, Säbelklingen zischten durch die Luft, aber er rief mit unverminderter Kraft: »Wartet! Wartet! Das ist ein Mißverständnis!« In dem Durcheinander geriet er in den von Hauptmann Reed befehligten Abschnitt, und als die Soldaten dort die jammervolle Gestalt in der amerikanischen Uniform erblickten - den alten Mann mit dem lächerlichen Hut, tiefe Falten im Gesicht, die Augen, die nicht begriffen, was sie sahen, glasig, ließen sie ihn gehen.
    Die ärgsten Greuel begingen Hauptmann Tanners Männer an den indianischen Kindern. In den ersten
    Minuten des Kampfes waren viele von ihnen plötzlich ohne Erwachsene dagestanden, und wie sie aufgescheucht durch das Lager rannten, wurden sie von den Lanzen der Soldaten durchbohrt. Nicht alle waren sofort tot; aber wenn eines versuchte, sich kriechend in Sicherheit zu bringen, wurde es erschossen. Einigen gelang die Flucht in die Prärie hinaus, aber die berittenen Soldaten hatten sie bald eingeholt und skalpiert, bevor sie den letzten Atemzug taten.
    Zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen, entgingen wie durch ein Wunder dem Tod. Sie wurden lebend nach Denver gebracht und in Varietes ausgestellt, zusammen mit den Skalps ihrer Eltern. Zwei andere, von Tanners Männern gefangen, hätten das Massaker vielleicht ebenfalls überlebt, aber während die Soldaten sie noch festhielten, ritt Oberst Skimmerhorn heran und fragte: »Was macht ihr mit ihnen?« Worauf die Männer sagten, sie würden sie mitnehmen. Skimmerhorn sagte bissig:    »Aus Nissen werden
    Läuse!«
    Da töteten sie sie.
    Auf seiner triumphalen Heimkehr von der Schlacht legte Oberst Skimmerhorn in Zendt's Farm eine Pause ein, um dort jenes Kommunique zu verfassen, das durch ganz Amerika eilen und ihn zum Helden machen sollte - zu einer Zeit, da die Union in ihren anderen Feldzügen wenig Glück hatte:
    »Rattlesnake Buttes, Territorium von Colorado, 30. 11. 1864.
    Gestern um 6 Uhr 5 Minuten am Morgen griff eine Truppe unter meinem Kommando bei schwerem Schneetreiben eine starke Konzentration von indianischen Kriegern an, die sich zu einem großen Krieg gegen den weißen Mann zusammengefunden hatten. Wir überrumpelten die indianische Armee, Abteilungen meiner Truppe drangen von drei Seiten her auf den Feind ein und errangen einen großartigen Sieg über die Wilden. Wir töteten an die vierhundert indianische Krieger, während wir selber nur sieben Mann zu beklagen hatten. Alle Mann bewiesen größte Tapferkeit, bis auf eine unrühmliche Ausnahme, auf die ich in einem gesonderten Rapport noch eingehen werde. Allen voran bewährte sich Hauptmann Abel Tanner als Mann von außergewöhnlichem Mut, der im schweren Feuer der Wilden angriff und hiermit lobend erwähnt wird.
    Akte der Tapferkeit waren zu zahlreich, um einzeln erwähnt zu werden. Empfehlungen werden zu gegebener Zeit ausgesprochen werden. Durch diesen hervorragenden Sieg über einen räuberischen Feind ist wieder Frieden in dieses Territorium eingezogen. Der Angriff war doppelt gerechtfertigt durch unsere Entdeckung von neunzehn Skalps von weißen Männern, die sich im Besitz der Wilden befanden.
    Frank Skimmerhorn Kommandierender Oberst Colorado Miliz«
    In seinem Kommunique übersah der Held von Rattlesnake Buttes geflissentlich den Umstand, daß die wahren indianischen Feinde - Häuptling Krummdaumen, die Brüder Pasquinel und ihre Anhänger - sich noch auf freiem Fuß befanden. Skimmerhorn hatte die Frauen und Kinder ermordet; die Krieger würden später in gräßlicher Weise von sich hören lassen.
    Die Nachricht von diesem Sieg traf einen Tag später in Denver ein, und als Skimmerhorn in die Stadt einmarschierte, umjubelte ihn die Menge, voll der Dankbarkeit dafür, daß er Colorado vor den roten Teufeln gerettet hatte.
    In den wenigen Jahren seit Ausbruch des Goldfiebers war Denver zu einer respektablen Stadt von 3500 Einwohnern angewachsen, mit Ärzten, Häusermaklern, die einander bereits das Land für Bürogebäude abzujagen versuchten, Fleischern und Bäckern. Die Bürger waren sehr erleichtert, daß sie jetzt nichts mehr von den Indianern zu fürchten hatten. Die Damen der guten Gesellschaft luden Skimmerhorn in ihre Häuser ein, drei Geschäfte in Blake Street machten sich in der Öffentlichkeit dadurch beliebt, daß sie dem Helden einen Kredit einräumten, von dem er

Weitere Kostenlose Bücher