Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
Vom Netzwerk:
nach New York fliegen?« »Aber natürlich! Natürlich!« flüsterte er ebenso begeistert wie ich selbst. »Ist es was Großes?«
    »Weiß ich noch nicht«, flüsterte ich zurück. Ins Telefon sagte ich: »Wie war Ihr Name bitte noch?« Als er ihn wiederholt hatte, antwortete ich: »Gut, ich werde pünktlich da sein.«
    Innerhalb der nächsten Stunde rief ich meine Frau an, bat Professor Hiskens, meinen Unterricht zu übernehmen, und meldete mich im Büro des Direktors, wo mir Dean Rivers bereits den Weg geebnet und Direktor Rexford mitgeteilt hatte, es sähe so aus, als sei das die große Chance für mich, und er, Rivers, sei dafür, daß man mir den notwendigen
    Urlaub gewähre.
    Rexford war ein hochgewachsener Südstaatler, der bei der Beschaffung von Geldmitteln für unser College, das wirklich dringend auf Unterstützung angewiesen war, wahre Wunder vollbrachte. Er zeigte sich immer hocherfreut, wenn ein Mitglied seines Lehrkörpers außerhalb des Colleges Aufmerksamkeit erregte, weil er dann später bei Besprechungen mit Geschäftsleuten darauf hinweisen konnte, daß »wir immer bekannter werden, sozusagen eine nationale Institution«. Er begrüßte mich voll Herzlichkeit und fragte dann: »Was höre ich da? >US< will sich unseren besten Historiker für das gesamte Herbstsemester ausleihen?«
    »Näheres weiß ich überhaupt noch nicht, Sir«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Die Leute wollen mich morgen vormittag interviewen, und wenn ich für tauglich erachtet werde, bieten sie mir einen Job vom Semesterende bis Weihnachten.«
    »Wann ist Ihr nächster Studienurlaub fällig?«
    »Ich wollte das nächste Frühjahrsquartal in den Bibliotheken von Oregon verbringen.«
    »Ach ja, richtig Besiedlung des Nordwestens, wie?« »Ich dachte, nachdem ich mit Virginia begonnen und anschließend die Großen Seen behandelt habe, wäre es logisch, wenn ich... «
    »Den Kreis wieder schließe? Ja, Ja. Tun Sie das nur, dann sind Sie ein sehr wertvoller Mann für uns, Vernor. Eine Anzahl von Stiftungen wird demnächst nach Projekten suchen, die sich mit der Vergangenheit Amerikas befassen, denen könnten wir Sie dann als Experten anbieten, der seine Hausaufgaben gründlich gemacht hat, von Virginia bis Oregon.«
    »Sie meinen also, ich sollte hierbleiben und an meinem Oregon-Projekt arbeiten?«
    »Das habe ich nicht gesagt, Vernor. Aber ich weiß mit Sicherheit« Hier erhob er sich und wanderte rastlos in seinem Büro auf und ab. »Ich weiß, daß viele dieser Stiftungen mit Freuden ein Projekt hier in Georgia placieren würden.«
    »Dann werde ich den Redakteuren das sagen.«
    »Gar nichts werden Sie ihnen sagen. Fliegen Sie hin. Hören Sie sich an, was sie zu sagen haben. Und wenn es zufällig in Ihren großen Plan hineinpaßt. Wieviel bekommen Sie bei uns im Quartal?«
    »Viertausend Dollar.«
    »Passen Sie auf, wir machen es so. Wenn das, was die Ihnen offerieren, sehr weit von Ihrem Thema abweicht, wenn es gar nichts mit der Besiedlung Amerikas zu tun hat, lehnen Sie ab. Dann bleiben Sie während des Herbst- und Winterquartals hier und gehen im Frühjahr nach Oregon.«
    »Ja, Sir.«
    »Wenn es aber in Ihren Plan hineinpaßt, zum Beispiel etwas mit den Dakota zu tun hat, und wenn man Ihnen mindestens viertausend bietet, gebe ich Ihnen unbezahlten Urlaub, und im Frühjahr können Sie dann Ihren bezahlten Studienurlaub nehmen und nach Oregon gehen.«
    »Das ist sehr großzügig von Ihnen«, sagte ich.
    »Ich denke dabei lediglich an mich selbst. Weil es meine Verhandlungsposition den Stiftungen gegenüber nur stärken kann, wenn ich sage, daß unser Professor Vernor im Auftrag von >US< eine große Arbeit geschrieben hat. Gibt uns den Nimbus von Expertentum. Das und Ihre beiden Bücher. Und eines dürfen Sie mir glauben. Nur das Expertentum qualifiziert uns für die großen Subventionen.« Aufgeregt wanderte er im Zimmer auf und ab, dann drehte er sich um und sagte zu mir, »Also fahren Sie nur. Hören Sie sich alles an. Und wenn es gut klingt, rufen Sie mich von New York aus an.«
    Um acht Uhr dreißig am nächsten Morgen ging ich die Avenue of the Americas entlang. Auf allen Seiten umgaben mich himmelwärts ragende Wolkenkratzer. New York hatte sich sehr verändert, seit ich es 1957 kennengelernt hatte, damals, als Alfred Knopf mein erstes Buch über Virginia verlegte.
    Die Geschäftsräume von »US« lagen nördlich des neuen CBS-Gebäudes; die Glastürme des Hochhauses waren die eindrucksvollsten an der gesamten

Weitere Kostenlose Bücher