Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
Vom Netzwerk:
was Coker gesagt hatte. Dann sagte Coker: »Wenn zwei Männer Drag nebeneinander reiten und Staub fressen vier Monate lang, dann macht sie das zu Brüdern - oder nicht?« Jim überlegte wieder, und beim nächsten Mal sagte Coker: »Jim, wenn du jemals Hilfe brauchst...« Er sprach den Satz nicht zu Ende. So verging die lange Nacht.
    Am Abend des 12. Juli 1868 verkündete Mr. Skimmerhorn an ihrem letzten Lagerfeuer: »Morgen kommen wir heim.« Die Cowboys fingen zu Jims Verblüffung daraufhin an, sich schönzumachen. Jeder Mann zog saubere Kleidung heraus, preßte mit den
    Händen die Falten aus seiner Bandanna, polierte den Sattel. Zum ersten Mal erkannte Jim, wie eitel diese Männer eigentlich waren. In der Morgendämmerung des letzten Tages hielt sich jeder auf seinem Pferd etwas gerader als üblich und redete deutlicher. Sie hatten eine beachtliche Leistung vollbracht, und sie waren sich dessen auch voll bewußt. Fast dreitausend Langhörner hatten sie über eine Strecke von dreizehnhundert Meilen getrieben, mit geringen Verlusten. Grund genug, um stolz zu sein.
    Als die Kunde von ihrer Ankunft Zendt's Farm erreichte, gerieten die Einwohner über die Aussicht, Rinder aus Texas in ihrer Stadt zu sehen, derart in Erregung, daß kein einziger es zu Hause aushielt. Die Cowboys, die mit so vielen Zuschauern gar nicht gerechnet hatten, übertrafen sich selber in knappen Kommandorufen und kühnen Signalen. Lasater zog sogar seinen Revolver aus der Halfter, um damit die vordersten Ochsen ins Wasser zu treiben.
    Der Übergang war so leicht, daß er den Cowboys wie ein Witz vorkam. »Kann sich vor dem Arkansas verstecken«, sagte Ragland verächtlich, aber Mr. Skimmerhorn deutete auf die ziemlich weit entfernte Talböschung und sagte: »Ihr könnt von Glück reden, daß der Fluß kein Hochwasser führt. Dann geht das Wasser von hier bis dorthin.« Aber Ragland hörte nicht mehr zu. Er hatte bereits ein hübsches Mädchen entdeckt.
    »Bravo, John!« rief der Zeitungsherausgeber, als die Rinder das Nordufer des Flusses hinaufkletterten. »Bravo, Poteet!« rief Skimmerhorn zurück, den Dank an den Trailboß weitergebend.
    Vor ihnen, auf der anderen Seite des Flusses, erwartete sie Oliver Seccombe:    »Gut gemacht,
    Männer. Die Rinder sehen großartig aus.«
    Die Menge teilte sich, um die Herde durchzulassen, und Nacho Gómez führte den Wagen an den Damen vorbei zum letzten Lagerplatz. Als Buck seine Remuda herübergebracht hatte, versammelte Mr. Poteet die Cowboys um sich, die gern noch einmal die Gelegenheit wahrnahmen, um ihr Publikum zu beeindrucken, und sagte: »Jeder soll sich ein Pferd aus der Remuda aussuchen. Geschenk von Mr. Skimmerhorn. Die anderen Pferde«, und hier hob er seine Stimme, damit alle ihn hören konnten, »werden morgen zu Mittag verkauft.«
    »Wo?« fragten die pferdegierigen Ortsbewohner.
    »Wir bringen sie in die Stadt, dort könnt ihr sie ansehen.«
    Als hätten sie einen eigenen Willen, drängten die Rinder jetzt weiter nach Norden, nachdem der letzte Fluß überquert, die letzte Gefahr gebannt war. Die Männer folgten ihnen nach.
    Jim Lloyd war mit Coker auf dem Südufer geblieben. Coker wollte unbedingt allen vorführen, was er für ein glänzender Reiter war, und trieb mit großem Aufwand die letzten Streuner zusammen. Jim benahm sich gesetzter und    trieb    sein    Pferd einfach die
    Uferböschung jenseits des Flusses hinauf. Als er oben war, blickte er in die Augen eines jungen Mädchens und stellte überrascht fest, daß er ein so schönes Mädchen noch nie gesehen hatte.
    Sie hatte eine dunkle Hautfarbe, schwarze Augen und ebenholzfarbenes Haar, zu Zöpfen geflochten, die mit Bändern zusammengehalten wurden. Sie war fast so groß wie er, ihr Gesicht hatte den furchtlosen Ausdruck, der Männern so gut gefällt. Als er sie anstarrte, starrte sie zurück, mit Augen wie die Teiche klaren Wassers am äußersten Rand des Llano. Groß saß er im Sattel und lächelte auf sie herunter wie ein Konquistador. Da    brach    sie in respektloses Gelächter
    aus. Als er an    ihr vorüber war, fragte er Mr.
    Skimmerhorn:    »Wer    ist    dieses Mädchen?«
    Skimmerhorn drehte sich im Sattel um und antwortete: »Das ist Levi Zendts Tochter, sie ist zum Teil indianischer Abstammung.« Jim sagte darauf
    ruhig: »Die werde ich heiraten.« Und die Herde zog weiter.

Die Jäger
    Um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts wurde der Boden Colorados landwirtschaftlich noch kaum

Weitere Kostenlose Bücher