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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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sein Magen leer und seine Nerven zerrüttet, entwickelte er die erste seiner glänzenden Ideen. Er saß eben mit einer Gruppe von elf Goldgräbern beisammen, die einander mit Geschichten die Zeit vertrieben, und konstatierte, daß sie nur deshalb so fesselnd erzählten, weil sie ihre Aufmerksamkeit von ihren knurrenden Mägen abzulenken versuchten. Es mangelte ihnen nicht an Geld noch an Energie. Aber außer Mehl zu vierundzwanzig Dollar das Faß oder Schinken zu sechs Dollar das Pfund gab es hier einfach nichts Eßbares zu kaufen. Und als einer der Männer mit großem Getue die letzte Dose Bohnen öffnete und sie unter den ausgehungerten Goldgräbern herumgehen ließ, dachte Brumbauch bei sich: »Die Leute sind verrückt! Denken mehr an Gold als ans Essen. Die echte Goldgrube ist die Landwirtschaft!« Noch am selben Abend verließ er Pikes Peak, einen der ödesten Orte, die er je gesehen hatte, und erreichte drei Tage später die Biegung des Platte, wo damals eben die Stadt Denver aus dem Boden schoß. Am fünften Tag war er zurück in Zendt's Farm und fragte: »Wie kann ich hier Land bekommen?«
    Levi sagte: »Für eine Farm?«
    »Ja.«
    Levi erklärte ihm, wie die Dinge im Jahre 1859 standen: »Kein Mensch weiß, wem das Land wirklich gehört. McKeag und ich haben es vor weiß Gott wie vielen Jahren abgesteckt, aber dem Gesetz nach ist es noch immer Indianerland. Du kannst dich also nicht einfach irgendwo niederlassen und sagen: >Dieses Land gehört mir<, denn es gehört nicht dir, sondern den Indianern.«
    »Aber du hast Land«, warf Brumbauch ein. »Zugegeben. Dieses Land habe ich von der Mutter meiner Frau, einer Arapaho. Sie gab mir eine Bestätigung, daß ich für das Land bezahlt habe, und die legte ich in St. Louis vor.« Levi erinnerte sich des feierlichen Moments der Überschreibung. Tönerne Schale hatte sich darüber lustig gemacht, aber der alte Alexander McKeag - er konnte weder lesen noch schreiben - hegte wie jeder Schotte tiefen Respekt vor Dokumenten, und er bestand darauf, daß ein Vertrag aufgesetzt, von Zeugen bestätigt und in St. Louis eingereicht wurde, obwohl es damals noch gar keine Stelle gab, die dafür zuständig gewesen wäre. Er trug das Papier selber nach St. Louis, damit es ein Beamter der Regierung von Missouri beglaubige, und Cyprian Pasquinel, der Kongreßabgeordnete, trat als Zeuge auf.
    »Ich erhebe also Anspruch auf etwa achthundert Morgen«, schloß Levi, »und ich bin im Besitz eines ordnungsgemäßen Dokuments, das diesen Anspruch untermauert. Ob es noch gilt, wenn die Lage hier einmal geregelt ist, weiß ich nicht.«
    »Was soll ich tun?« fragte Brumbauch.
    »Du kannst auf Indianerland siedeln und hoffen, daß einmal ein Gesetz kommt, das deinen Anspruch legalisiert, oder du kannst Land von mir kaufen und hoffen, daß der Anspruch, der von mir auf dich übergeht, einmal anerkannt werden wird.«
    »Wieviel pro Morgen?«
    Levi überlegte: »Für gutes Land unten am Fluß, wo etwas wächst, zehn Dollar pro Morgen, für unfruchtbares Land auf den oberen Terrassen zwei Dollar.«
    »Ich werde«, erwiderte Brumbauch, »zwanzig Morgen gutes Land für zweihundert Dollar von dir kaufen und mir    weitere    vierzig Morgen    von den    Indianern
    ausborgen.«
    Auf    diese Weise entstand Brumbauchs    Farm. Im
    Frühjahr 1859 pflanzte er Gemüse an, darunter eine ganze Menge Kartoffeln. Er erntete sie so früh als möglich, verkaufte einen Teil an Zendt und karrte den Rest nach Denver. Dabei verdiente er mehr Geld, als wenn er sich auf den Goldfeldern abgerackert hätte. Von da an hieß er »Potato Brumbauch«.
    Seine zweite glänzende Idee hatte noch viel weiter reichende Folgen. Mitte Mai in dieser ersten Saison, als er bereits erkannt hatte, wie gut Gemüse auf diesem Boden gedieh, stand er eines Nachmittags in Levis Laden und hörte den Goldgräbern zu, die sich um die Nahrungsmittel drängten. Sie redeten so viel von    einem    bevorstehenden    Bürgerkrieg, daß
    Brumbauch in    einer plötzlichen    Vision die    Zukunft zu
    erkennen glaubte.
    »Levi«, sagte er, als die Männer fort waren, »östlich vom Mississippi wird es Krieg geben, und dann werden sie uns kaum noch viel zum Essen herschicken. Wenn du mir noch mehr von deinem Flußland verkaufst, schiebe ich eine weitere Aussaat ein. Ich baue doppelt soviel an; du verkaufst, was ich ernte, und verdienst dich dabei dumm und dämlich.«
    »Ich habe kein übriges Land am Fluß mehr«,

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