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Colours of Love

Colours of Love

Titel: Colours of Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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später angezogen zurück ins Büro komme, ist Jonathan nicht da. Ich weiß, dass er gleich noch einen Termin hat, mit diesem Japaner, Yuuto Nagako, deshalb nehme ich an, dass er in ein paar Minuten zurück ist. Wahrscheinlich spricht er mit Alexander.
    Gedankenverloren trete ich an das große Fenster hinter dem Schreibtisch und sehe über die Stadt. Der Himmel ist grau und verhangen, und es regnet, so wie fast schon den ganzen Tag. Offenbar hat London beschlossen, mir nach dem herrlichen Sonnenschein der letzten Wochen zu zeigen, wie das britische Wetter auch sein kann.
    »Miss Lawson?«
    Die tiefe Stimme, die plötzlich hinter mir erklingt, lässt mich herumfahren.
    Yuuto Nagako steht mitten im Zimmer, direkt vor dem Schreibtisch. Ich habe ihn nicht kommen hören, offenbar hat Catherine Shepard ihn einfach reingelassen, um hier auf Jonathan zu warten, und ich war zu sehr in Gedanken und habe ihn nicht gehört.
    Er trägt einen sehr feinen grauen Anzug und seine schwarzen Haare mit den leicht ergrauten Schläfen sind mit Gel zurückgekämmt. Eigentlich sieht er ganz normal aus, wie ein gepflegter Geschäftsmann. Es ist sein seltsam starrer Blick, der so unheimlich ist, und das ungute Gefühl, das mich immer beschleicht, wenn ich in seiner Nähe bin, kehrt sofort zurück.
    »Hallo, Mr Nagako«, erwidere ich hastig seinen Gruß. »Jonathan muss gleich zurück sein.« Ich trete hinter den Schreibtisch und deute auf den Besucherstuhl auf der anderen Seite. »Setzen Sie sich doch.«
    »Ich stehe lieber«, entgegnet er – was ich als Aufforderung deute, auch stehen zu bleiben.
    Für einen Moment sehen wir uns schweigend an. Es ist das erste Mal seit jenem Tag am Flughafen, dass wir uns so nah gegenüberstehen. Wenn er bisher da war, hat Jonathan mich entweder weggeschickt, oder ich habe ihn nur ganz kurz gesehen, wie damals, als er sich mit Jonathan gestritten hat, als Alexander und ich dabei waren.
    »Sind Sie länger in London?«, frage ich, weil ich unbedingt die Stille zwischen uns füllen will, die ich als unangenehm empfinde.
    »Ein paar Tage.« Irgendwie wirkt er wütend, aber da sich auf seinem Gesicht kaum je eine Regung zeigt, ist das schwer zu beurteilen.
    »Jonathan hat mir erzählt, wie begeistert er von seinem Aufenthalt in Japan war«, sage ich und bereue es sofort. Es stimmt zwar, aber es ist trotzdem eine dumme Bemerkung. Das scheint er ebenfalls zu finden, denn er reagiert nicht, starrt mich nur weiter an.
    Mir fällt nichts mehr ein, und ich winde mich unter seinem Blick, zupfe nervös an meiner beigefarbenen Bluse, zu der ich den schwarzen Rock trage, in dem er mich damals am Flughafen schon gesehen hat.
    »Wie ich hörte, sind Sie jetzt etwas mehr als nur Jonathans Assistentin«, sagt er in zwar nicht ganz akzentfreiem, aber extrem korrektem Englisch, er beherrscht unsere Sprache also wirklich sehr gut.
    Ich weiß nicht so recht, was ich sagen soll, deshalb schweige ich lieber. Das geht diesen Japaner wirklich nichts an.
    »Und hat er Sie schon gefragt?«, hakt er unvermittelt nach.
    Perplex sehe ich ihn an. »Äh, ich verstehe nicht – wer hat mich was gefragt?«
    »Hat Jonathan Sie schon gefragt, ob Sie mit in den Club kommen?«
    Ich schlucke hart. Erst jetzt fällt mir wieder ein, dass Annie damals gesagt hat, dass Yuuto Nagako da auch hingeht, wenn er hier ist. Und erst jetzt dämmert mir wirklich, auf was ich mich da eingelassen habe. Das, was mir so prickelnd erschienen ist, was ich in gewisser Weise als Abenteuer gesehen habe, bekommt plötzlich einen faden Beigeschmack.
    Irgendwie bin ich immer davon ausgegangen, dass Jonathan und ich gemeinsam in diesen Club gehen werden und dass dort etwas passiert, was nur mit uns beiden zu tun hat. Die Tatsache, dass wir da vielleicht wirklich Sex mit anderen haben – dass er da Sex mit anderen hat –, habe ich ausgeblendet.
    Der Japaner wartet immer noch auf eine Antwort, deshalb nicke ich beklommen. »Ja, hat er.«
    »Das wurde auch Zeit«, stößt er hervor. »Und – kommen Sie mit?«
    Seine Stimme klingt fordernd, fast befehlend, aber ich kann ihm nicht antworten, weil sich in meinem Kopf die Gedanken überschlagen. Das wurde auch Zeit? Wie lange wartet er denn schon darauf, dass Jonathan mir diese Frage stellt? Und wann haben sie darüber diskutiert? Soweit ich weiß, hat Jonathan den Japaner das letzte Mal bei diesem Streit vor seinem Büro gesehen. Und da war ich ja offiziell noch gar nicht mit ihm liiert, das bin ich erst jetzt.
    Es sei denn

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