Colours of Love
…
Ich spüre, wie mir das Blut aus dem Gesicht weicht, als mir die Fahrt vom Flughafen zum Huntington-Gebäude wieder einfällt, damals bei meiner Ankunft. Die seltsamen Blicke, die der Japaner mir zugeworfen hat, und Jonathans Fragen – die Bemerkung, dass Yuuto Nagako nichts dagegen hat, wenn ich mitfahre.
Haben die beiden da schon darüber gesprochen, dass es ganz nett wäre, wenn ich mit in den Club käme? War das der Grund, warum Jonathan mich überhaupt gefragt hat, ob ich für ihn arbeiten will? Weil er herausfinden wollte, ob ich für Sex-Abenteuer zu haben bin?
Ich will gerade ansetzen und den Japaner danach fragen, als die Tür aufgeht und Jonathan hereinkommt. Mit weit ausholenden Schritten durchquert er den Raum.
»Entschuldigt, ich wurde aufgehalten«, sagt er. »Alex hatte ein Problem mit …« Mitten im Satz bricht er ab. Er war auf dem Weg zu mir, wahrscheinlich, um sich an seinen Schreibtisch zu setzen und auch Yuuto einen Platz anzubieten, aber offenbar ist ihm die angespannte Atmosphäre zwischen mir und seinem Freund nicht entgangen, denn er bleibt auf Höhe des Schreibtisches stehen und sieht fragend zwischen Yuuto Nagako und mir hin und her.
»Was ist hier los?«
Der Japaner schweigt, aber ich kann das nicht länger, ich muss es wissen.
»Seit wann weißt du, dass du mich gerne mit in den Club nehmen willst?«, frage ich und kann nicht verhindern, dass meine Stimme schneidend klingt. Aber immer noch besser, als wenn sie sich überschlägt. »Oder war es dein Freund, der das gerne wollte?«
Jonathan wirft dem Japaner einen wütenden Blick zu. Offenbar gibt es immer noch Unstimmigkeiten zwischen den beiden – und mir wird schlecht bei dem Gedanken, dass es dabei vielleicht die ganze Zeit um mich gegangen ist. Er wendet sich zu ihm um und sagt etwas auf Japanisch, nur ein paar Worte, die sehr hart klingen.
Yuuto nickt auf seine abrupte Art und verbeugt sich mit einem herablassenden Lächeln kurz in meine Richtung, bevor er sich umdreht und geht. Ich achte nicht mehr auf ihn, sondern fixiere Jonathan.
»Sag mir die Wahrheit – war das der Grund, warum du mir das Angebot gemacht hast, mit dir zusammenzuarbeiten? Weil du testen wolltest, zu was ich eventuell bereit wäre?«
Ein Muskel zuckt auf seiner Wange und sein Blick wird hart.
»Du hast auf dem Flughafen Yuutos Interesse geweckt, deshalb habe ich nach einer Gelegenheit gesucht, dich näher kennenzulernen, ja«, sagt er und ich muss mich an der Lehne des Schreibtischstuhls festhalten, als er meinen Verdacht bestätigt. »Du bist sehr sexy, Grace, auch wenn dir das gar nicht klar zu sein scheint. Mir hast du jedenfalls sofort gefallen. Sehr sogar. Aber ich war mir schnell sicher, dass du zu jung und zu unerfahren bist.«
Verzweifelte Wut kocht in mir hoch, und ich balle die Hände zu Fäusten, weil ich ihn so gerne schlagen möchte.
»Und dann hast du dafür gesorgt, dass ich die Erfahrungen nachhole? War das so eine Art Training für diesen Club, in dem ihr mich haben wollt?«
»Nein«, widerspricht er sofort. »Es war das, was es ist, Grace. Guter Sex. Den du, wenn ich mich recht entsinne, auch sehr genossen hast. Den du genauso wolltest wie ich.« Er sieht mich durchdringend an. »Und es ging nicht darum, dich zu irgendetwas zu zwingen. Es war lediglich eine Möglichkeit, eine Frage – die ich eigentlich schon mit Nein beantwortet hatte. Ich dachte, das ist alles nichts für dich – ich war ganz sicher, dass allein der Gedanke an den Club dich entsetzen würde. Aber du warst so entschlossen, Grace, eine einzige große Versuchung. Du hast immer wieder gesagt, dass du nach meinen Regeln spielen kannst.«
»Und die Regeln beinhalten, dass ich auch mit deinen Freunden schlafen muss?«
Er schüttelt den Kopf. »Du musst gar nichts. Aber ich dachte, dir wäre klar, was dort im Club passiert. Du hast mich selbst gefragt, ob du mitkommen kannst.«
Ich starre ihn an. Sein Haar ist ihm in die Stirn gefallen, und er schiebt es mit der Hand zurück, während er mich mit diesen blauen Augen ansieht, denen ich mich so schwer entziehen kann.
Er hat recht, denke ich. Er hat die ganze Zeit nie einen Hehl daraus gemacht, wie er tickt. Er hat mich sogar gewarnt. Mehrfach. Er hat mir die Chance gelassen zu gehen. Ich war es, die unbedingt wollte, dass er eine Ausnahme macht. Die unbedingt bleiben wollte – zu seinen Bedingungen.
»Und wenn ich nicht mitkomme in den Club?«, frage ich leise. »Wenn ich es mir anders überlegt habe?«
Er
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