Combat Planet: Roman (German Edition)
von vorn anfangen. Ohne den Schmerz.
»Wer ist er?«, flüsterte Romero ihr ins Ohr. Seine Worte kitzelten sie, seine dunklen Augen glitzerten.
»Dexter Colls«, sagte Amba nur.
»Und du liebst ihn?«
»Ich glaube schon.«
»Aber ihr seid beide Androiden.«
»Ja. Aber ich glaube, aus uns kann noch viel mehr werden. Wir sind wie neugeborene Babys, die lernen, wie man lebt, wie man überlebt. Keiner ist so grausam wie ein Kind. Und so sind wir. Wie Kinder. Wir müssen einen neuen Weg durch die Welt finden.«
»Und was befähigt euch dazu?«
»Wir haben Empathie. Und die Liebe. Wir hatten eine Verbindung – unserer Seelen. Ich konnte es fühlen. Ich fühlte die Höhere Macht. Ich fühlte … Gott.«
»Du musst einen Job erledigen«, sagte er.
»Das kann ich nicht mehr, Cardinal Romero. Ich bin nicht dazu imstande.«
»Und was ist, wenn ich ›Nein‹ sage?«
»Dann sagen Sie eben ›Nein‹. Ihre Anweisungen haben wenig mit dem zu tun, wie ich mich fühle . Sie können mich nicht zwingen, weiterzumachen. Lieber würde ich sterben.«
»Ich will dir nicht drohen.«
»Dann tun Sie’s nicht. Lassen Sie mich nur gehen. Ich will Dex suchen. Wir werden von hier verschwinden.«
»Hast du unsere Mission vergessen? Oblivion? Die Pläne für das neue, große Imperium der Erde?«
»Dann benutzen Sie doch Ihre eigene Menschlichkeit, um darüber hinwegzusehen«, sagte Amba und blickte Romero in die Augen. »Wenn Sie einmal in Ihrem Leben etwas Gutes tun wollen, wenn es einen einzigen Kompromiss gibt, den Sie eingehen können, einen Akt von Liebe und Leben und Ehrlichkeit und Fürsorge, zu dem Sie in der Lage sind, dann tun Sie ihn jetzt für mich. Lassen Sie mich gehen. Lassen Sie mich Dex finden. Das sind Sie mir schuldig.«
»Tatsächlich?«
»Ja, Sie Wichser. Na los doch. Treffen Sie zum ersten Mal in Ihrem Leben eine richtige Entscheidung.«
»Warum sollte ich das tun«, sagte Romero gedehnt und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, »wenn ich doch selbst ein Androide bin, genau wie du?«
Amba erstarrte. Im Splitter eines Atoms sah sie die unglaubliche Gefahr, in der sie schwebte, doch dann drückte Romero ihren Kopf an zwei bestimmten Punkten, und die Welt wirbelte herum wie ein Karussell. Der Wald aus Schaltkreisen flackerte schwarz und weiß, Amba wurde von einer Übelkeit gepackt, und etwas Kaltes wie flüssiger Stickstoff durchströmte sie, angefangen von der Spitze ihres Gehirns rann dieses Kältegefühl durch die Brust, den Bauch, durch ihre Lenden und Beine, bis es in ihren Zehen kribbelte.
Und Amba sah die Welt wieder klar.
»Was haben Sie mit mir gemacht?«
Romero rückte von ihr ab. »Ich habe dich neu gestartet. Auf den ›Reset‹-Schalter gedrückt. Von dir geht keine Gefahr mehr aus.«
»Gut.«
»Du musst eine Mission erfüllen.«
»Ja?«
»Ja. Dieser Mann.« Er hielt ihr ein Bild hin. »Dexter Colls.«
»Sie wollen, dass ich ihn töte?«
»Ja.«
»Ich werde ihn töten.«
Amba wollte losmarschieren, aber Romero hielt sie zurück. »Warte. Du wirst das hier brauchen.«
Amba nahm die FREUNDIN , und die Waffe lag auf eine vertraute Weise in ihrer Hand. Sie nickte. »Danke.«
–Hi, meine Süße, sagte Zi. Schön, dass ich wieder bei dir bin …
Langsam pirschte Dex durch einen engen Korridor, die Makarov in der Hand, mit schmalen Augen. Nichts hatte sich verändert, aber er konnte beinahe … fühlen , dass er sein Ziel erreicht hatte. SARAHS innersten Kern. Ihr Herz. Den innersten Kern von Monolith. Das Herz des Themenplaneten.
Der Korridor war glänzend schwarz, Boden und Decke fühlten sich unter seinen Fingern fast weich an, ekelhaft organisch. Dex gelangte an ein Portal, ging vorsichtig hindurch und befand sich in einem großen Raum. Es war eine Fabrikationsstätte, angefüllt mit einer Million Maschinen, um die Wunder des Themenplaneten zu erschaffen. Da waren gigantische gläserne Spiralen und flüssiges Metall, das sanft pulsierte und in dem gedämpften Licht schimmerte. Da waren riesige, sporadisch vibrierende Würfel, jeder so groß wie ein Haus, und über die verschiedenen Seiten ergossen sich unsystematisch flackernde Lichtmuster. Da waren Transportbänder mit glänzenden Achterbahn gondeln , alle brandneu und auf ihren Einsatz wartend. Da waren Türme von Hot-Dog-Ständen mit mechanischen Beinen, jeweils hundert Stände aufeinandergestapelt, die geduldig darauf warteten, die Bäuche der abenteuerlustigen Besucher des Themenplaneten zu füllen.
Dex drang tiefer in
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