Commander Scott 02 - Das Sklavenschiff von Sergan
»Strolche haben keine Freunde.«
»Vielleicht nicht. Aber sie trinken, und Betrunkene reden. Dann kann ein anderer sie hören. Also kein Risiko. Wir lassen am besten die ganze Bande hoppsgehen.« Wei lachte. »Eine feine Ernte, was, Karn?«
»Die beste bisher, Kapitän.«
»Unser Kontakt wird sich freuen. Wir gehen bald runter. Prozedur wie üblich, Karn. Du kümmerst dich darum.«
»Aye, aye, Kapitän.«
Die Schritte entfernten sich, eine Tür wurde geschlossen. Scott atmete aus und verdaute das, was er gehört hatte. Überraschend kam das nicht. Die Hilfsmannschaft, der man hohe Löhne und Extravergütungen versprochen hatte, konnte man entbehren. Man konnte sie als Sklaven gebrauchen. Nein, Trauer fühlte er darüber nicht. Es war irgendwie eine poetische Gerechtigkeit in diesem Verfahren. Aber er gehörte ja zu ihnen.
Leise trat er auf den Korridor hinaus. Wenn er zu den Minenarbeitern gelangen und ein paar von ihnen aufwecken könnte... Mit einer guten Handvoll entschlossener Leute konnte er sogar das Schiff übernehmen. Aber er wußte, daß die Laderäume mit Schlössern und Ketten gesichert waren, daß ständig Wachen davor standen. Vielleicht gab es sogar automatische Alarmanlagen.
Also zum Kontrollraum, zum Funkabteil, zu den Navigationstischen. Wenn er die Position der Quell feststellen und sie über Radio an Westcliffe durchgeben könnte, dann konnten andere das Schiff abfangen. Am Ende des Korridors lungerte ein Mann herum. Er starrte Scott entgeistert an. »Was willst du?« fragte er und hob seine Pistole.
»Nachricht für den Kapitän«, antwortete Scott lächelnd. »Vom wem? He, du bist doch...« Unter Scotts Handkantenschlag fiel er zusammen. Die Tür hinter ihm führte in einen Lagerraum für Ersatzteile und Notgeräte; Sauerstoffbehälter, Leichtanzüge, Behälter mit Kunststoffblasen, wie man sie bei Rumpfschäden brauchte und so weiter. Scott zog den Bewußtlosen in diesen Raum und sperrte die Tür ab. Dann raste er mit der schußbereiten Pistole in der Hand zu einem Raum, der mit elektronischer Ausrüstung vollgestopft war. Ein Mann erstarrte, als sich der Pistolenlauf an seine Schläfe legte.
»Position«, schnappte Scott. »Gib sie sofort.«
»Ich kenne sie nicht. Ich kann sie nicht geben.« Der Mann duckte sich vor Angst auf seinem Sitz zusammen »Ich hab doch eben erst den Dienst angetreten, und der Kapitän sagt einem nie, wo wir sind. Ich muß nur dasitzen und auf seine Anweisungen warten.« Eine Lampe auf der Instrumentenkonsole flammte auf. »Das ist es vielleicht.«
»Aufnehmen, vollen Sichtschirm und kein Zeichen, daß ich hinter dir stehe, verstanden? Ein unrichtiges Wort, und ich blase dir das Hirn aus dem Schädel.«
Der Bildschirm füllte sich mit Licht und Farbe. Ein Gesicht wurde schärfer und ließ sich als schuppiges Monster erkennen mit riesigem Kamm, breitem Maul und gefährlichen Reißzähnen.
»Operation ruft Quell. Antwortet!«
»Quell hier. Kode?« sagte der Radiooperator.
»XI567GH4. Bestätigen.«
»S2139TK2.«
Die Ziegenaugen hoben sich ein wenig und starrten direkt Scott an. Der Kamm rötete sich zu einem zarten Rosa, das sich zu einem blassen Orange wandelte. »Wiederholen.«
»S2139TK2.«
Etwas war nicht in Ordnung, das fühlte Scott, und sein Magen verkrampfte sich. Vielleicht hatte der Radiomann eine falsche Kennzahl gegeben, die Gefahr anzeigte. Verhindern ließ sich so etwas nie. Er konnte den Mann töten, aber der Schaden war schon angerichtet. Die Kreatur auf dem Schirm saugte an den Fängen. »Verstanden. Gute Reise gehabt?«
»Sehr gut.«
»Erfreulich zu hören. Informiere deinen Vorgesetzten, daß der Kontakt hergestellt wird. Das tust du sofort.« Der Funker versteifte sich. »Das ist nicht nötig«, sagte Scott. »Ich bin der neue Kapitän dieses Schiffes. Geben Sie sofort die gegenwärtigen Koordinaten durch, damit die Instrumente darauf eingestellt werden können.« Es war unerhört kühn, und er war daher nicht enttäuscht, als das Bild verschwand und dafür eine mottenzerfressene Wolke erschien. Es war noch nicht alles verloren. Die Kreatur war ein Ghazen, ein Bewohner von Obrac, und somit hatte sich sein Suchgebiet erheblich eingeengt. Die Ghazen hatten nur wenige Schiffe und noch weniger Kapitäne. Man mußte also den herausfinden können, der gesprochen hatte. »Ich habe dich gewarnt«, sagte Scott zum Operator. »Du hast ihm gesagt. daß etwas nicht stimmt.«
»Nein, das schwöre ich!«
»Lüg mich nicht an! Ich habe dir
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