Commander Scott 04 - Die Psycho-Killer
als er den Kamm erreichte. Ein unebenes Plateau lief zum Hang, der zum Sanktuarium führte. Scott lief aufrecht und mit offenem Kragen dahin, den Karabiner hocherhoben in der einen Hand, die andere leer und gut sichtbar. Man konnte ihn nicht übersehen; er wollte ja gesehen werden, erkannt als erfolgloser Jäger, um jene abzulenken, die auf die Beute warteten.
Es war ein kalkuliertes Spiel, das von der Annahme ausging, daß ein Zivilisierter Mensch zögerte, einen von seiner Art zu töten.
Das Spiel hätte er beinahe verloren.
Der erste Schuß fiel, als er die flache Rinne erreichte. Etwas schlug in seine Seite und warf ihn rückwärts um. Er rollte sich ab, als ihm ein zweiter Schuß Steinsplitter ins Gesicht warf. Er ließ sich in einen Graben fallen. Aus der sicheren Deckung heraus legte er seinen Karabiner an und wartete. Der Jäger war zu selbstsicher. Er erschien über dem Rand und hob sich dunkel vor dem Himmel ab, als er nach seinem Opfer Ausschau hielt. Er sah Scotts Fuß, hellrotes Blut auf dem Stein und schrie truimphierend: »Ich hab ihn! Mir gehört er! Hier ist er!«
Er schrie noch, als Scott ihn durch den Mund schoß.
Schnell, beweg dich, Taiyan! Beweg dich!
Zweimal schoß er in die Luft, dann untersuchte er die Wunde. Es war ein Durchschuß im harten linken Hüftmuskel, nicht gefährlich, aber das Blut lief ihm das Bein entlang und bildete zu seinen Füßen eine Pfütze. Scott zog dem toten Jäger Hemd und Gürtel aus, machte aus dem Hemd eine Kompresse und band sie mit dem Gürtel fest. Dann griff er nach dem Karabiner, aber ein Fuß stieß ihn weg.
»Den brauchst du nicht«, sagte Chon Selman. Er hatte sich wie eine Katze angeschlichen, und nicht einmal ein Schatten hatte ihn verraten. Der Mann war in dieser wilden Umgebung völlig zu Hause. Scott richtete sich auf und sah den auf sein Herz gerichteten Karabiner.
Raffinierter Bursche, dachte Scott. Aber vielleicht war er doch nicht gerissen genug. Während sie redeten, lief Taiyan der Sicherheit entgegen. Konnte Selman vermuten, daß die Beute einen Freund hatte? Selman nahm seine Waffe und leerte die Kammer aus. Das war ein Beweis, daß er nicht die Absicht hatte, ihn zu töten.
»Wo ist Aihun Zemao?« fragte Scott.
»Er wartet. Aber verlang jetzt nur nicht, daß ich gegen ihn arbeite. Du bist ein Fremder und verstehst den Sinn dieser Jagd nicht. Du...« Seine lugen weiteten sich plötzlich. »Die Beute!« Mit einem Satz war er am Rand der Rinne. Ein Stück voraus lag ein großer Felsblock. Den erstieg er, und Scott rannte hinter ihm her. Es blieb keine Zeit nach dem Karabiner des toten Jägers zu suchen. Er hatte ja loch sein Messer. Es blitzte in der Sonne, als er rannte.
Ein Stück weiter vorne taumelte Yuah Taiyan dem blauen Sand entgegen.
»Nein!« schrie Scott, als der Jäger den Karabiner hob. Er war zu weit Weg und konnte ihm die Waffe nicht aus der Hand schlagen. Aber Scotts Messer beschrieb einen schimmernden Bogen durch die Luft und traf den Lauf, als Selman schoß. Der Schuß ging daneben. Scott gab hm keine Chance für einen zweiten. Selman grunzte, als er sich umdrehte. Scotts Handkante landete nicht am Hals, sondern mit lähmender Kraft an ;einem Bizeps. Der Karbiner fiel aus der Hand des Jägers, doch mit der guten Hand griff er nach dem Messer. »Du und die Beute! Ihr arbeitet zusammen!« keuchte er.
Scott duckte sich unter dem geschwungenen Messer durch, fing die Elend und verdrehte sie mit unheimlicher Kraft. Er brach sie nicht, er überdehnte nur die Sehnen und Muskeln. Das Messer fiel, und Selman verlor das Gleichgewicht. Er stürzte.
»Du Narr!« knurrte er.
Beide hörten den Schuß.
Scott sah die kleine Gestalt, die der Sicherheit des Sanktuariums so nahe war, als Aihun Zemao sich hinter einen Stein duckte. Sein erster Schuß traf nicht, aber der zweite. Taiyan taumelte und fiel. Er versuchte einen verzweifelten Sprung vorwärts. Rücken und Schultern waren voll Blut.
»Nein, nicht!« brüllte Selman.
Wenn der Merahinianer den Ruf hörte, so ignorierte er ihn. Die Beute war fast in Sicherheit, und wenn sie am Leben blieb, waren Fragen zu beantworten und eine Strafe zu bezahlen. Zemao zielte sorgfältig und drückte ab. Die Kugel traf Taiyan ins Rückgrat und schleuderte ihn im Tod vorwärts auf den blauen Sand.
*
»Poetische Justiz«, sagte Luden. »Das kommt vor, und ich muß. bekennen, daß es mir ein gewisses Vergnügen bereitet. Aihun Zemao hätte auf die Warnung seines Jägers hören sollen,
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