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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Fingerspitze: Sie war ganz frisch und ein bißchen klebrig. Er besah sich seinen Schreibtisch näher. Ein scataddrizzo, eine große dunkelbraune Schnecke, kroch gerade über das Buch von Consolo. Montalbano zögerte keine Sekunde, der Ekel, den er nach dem Traum empfunden hatte und den er nicht loswurde, war zu stark: Er packte den Krimi von Montalbán, den er schon ausgelesen hatte, und knallte ihn mit aller Kraft auf das Buch von Consolo. Die Schnecke wurde mit einem Geräusch zerquetscht, daß es Montalbano den Magen umdrehte. Dann warf er die beiden Bücher in den Mülleimer, er konnte sich ja am nächsten Tag zwei neue Exemplare kaufen.
    Gegè war nicht da, aber der Commissario wußte, daß er nicht lange würde warten müssen, sein Freund war immer ziemlich pünktlich. Es hatte aufgehört zu regnen, aber die Brandung mußte sehr stark gewesen sein, am Strand waren noch große Pfützen, und der Sand roch intensiv nach nassem Holz. Er zündete sich eine Zigarette an. Da sah er im spärlichen Licht des Mondes, der mit einemmal aufgegangen war, die dunkle Silhouette eines Autos, das mit ausgeschalteten Scheinwerfern sehr langsam näher kam, und zwar von vorn, aus der Richtung, aus der auch Gegè kommen müßte. Er war beunruhigt, öffnete das Handschuhfach, nahm die Pistole, lud sie durch und machte die Autotür halb auf, so daß er jederzeit rausspringen konnte. Als das andere Auto in Schußweite war, schaltete er plötzlich das Fernlicht an. Es war Gegès Auto, kein Zweifel, aber es war sehr gut möglich, daß nicht er am Steuer saß.
    »Scheinwerfer aus!« brüllte es aus dem anderen Auto.
    Das war sicher Gegès Stimme, und der Commissario tat, wie ihm geheißen. Als sie auf gleicher Höhe waren, redeten sie, jeder in seinem Auto, durch die offenen Fenster miteinander.
    »Was, zum Teufel, machst du da!? Ich hätte fast auf dich geschossen!« fuhr Montalbano ihn wütend an.
    »Ich wollte sehen, ob sie schon bei dir sind.«
    »Wer soll bei mir sein?«
    »Ich sag's dir gleich. Ich bin schon seit einer halben Stunde da und hab' mich hinter dem Punta-Rossa-Felsen versteckt.«
    »Komm rüber«, sagte der Commissario.
    Gegè stieg aus und setzte sich zu Montalbano, er kuschelte sich fast an ihn.
    »Was ist, frierst du?«
    »Nein, aber ich zittere trotzdem.«
    Er roch nach Angst. Denn die Angst, das wußte Montalbano aus Erfahrung, hatte einen besonderen Geruch, säuerlich und grüngelb.
    »Weißt du eigentlich, wen sie da umgebracht haben?«
    »Gegè, umgebracht werden viele. Von wem redest du?«
    »Von Petru Gullo rede ich, den sie tot in die Mànnara gebracht haben.«
    »War er ein Kunde von dir?«
    »Kunde? Wenn, dann war ich sein Kunde. Das war der Mann von Tano u Grecu, sein Geldeintreiber. Der gleiche, der mir gesagt hat, daß Tano dich treffen will.«
    »Und das wundert dich, Gegè? Es ist doch die alte Geschichte: Wer gewinnt, hat das As, das alle Karten sticht, es ist ein System, nach dem jetzt auch in der Politik gearbeitet wird. Tanos Geschäfte gehen in andere Hände über, und deshalb legen sie alle um, die auf seiner Seite waren. Du warst weder Tanos Partner noch sein Angestellter: Wovor hast du also Angst?«
    »Nein«, sagte Gegè entschieden, »so ist es nicht, sie haben mich informiert, als ich in Trapani war.«
    »Wie ist es dann?«
    »Sie sagen, es sei abgemacht gewesen.«
    »Abgemacht?«
    » Sissignore. Zwischen dir und Tano abgemacht. Sie sagen, die Schießerei sei geheuchelt gewesen, ein abgekartetes Spiel, Theater. Und sie sind überzeugt, daß wir bei dem Theater mitgespielt haben – ich, Petru Gullo und eine andere Person, die bestimmt auch demnächst dran glauben muß.«
    Montalbano dachte an den anonymen Anruf, den er nach der Pressekonferenz bekommen hatte, als ihn jemand einen »verdammten Schauspieler« genannt hatte.
    »Sie sind beleidigt«, fuhr Gegè fort. »Sie ertragen es nicht, daß du und Tano ihnen eins ausgewischt habt und sie als die Blöden dastanden. Das ärgert sie mehr als der Waffenfund. Was soll ich denn jetzt machen?«
    »Bist du sicher, daß sie auf dich auch sauer sind?«
    »Da kannst du Gift drauf nehmen. Was meinst du, warum sie Gullo ausgerechnet zu mir gebracht haben, in die Mànnara, die ja wohl meine Sache ist? Deutlicher kann's ja gar nicht sein!«
    Der Commissario dachte an Alcide Maraventato und daran, was dieser über den Sprachcode gesagt hatte.
    Vielleicht hatte sich die Intensität der Dunkelheit geändert, vielleicht hatte er für den Bruchteil einer

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