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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Sekunde aus dem Augenwinkel etwas blitzen sehen – auf jeden Fall gehorchte Montalbanos Körper, einen Moment bevor die Garbe loskrachte, einer Reihe von Impulsen, die das Hirn blitzschnell weiterleitete: Er kauerte sich hin, stieß mit der Linken die Tür auf und ließ sich rausfallen, während um ihn herum Schüsse knallten, Glas zersplitterte, Blech zerfetzte und schnelle Lichtblitze die Dunkelheit rot färbten. Montalbano blieb reglos liegen, er steckte zwischen seinem und Gegès Auto und merkte erst jetzt, daß er seine Pistole in der Hand hatte. Als Gegè bei ihm eingestiegen war, hatte er sie auf das Armaturenbrett gelegt: Er mußte instinktiv nach ihr gegriffen haben. Auf den Spektakel folgte eine bleierne Stille, nichts rührte sich, nur das Rauschen der Brandung war zu hören. Dann kam aus etwa zwanzig Meter Entfernung, von dort, wo der Strand endete und sich der Mergelhügel erhob, eine Stimme.
    »Alles in Ordnung?«
    »Alles in Ordnung«, sagte eine andere Stimme, und zwar ganz nah.
    »Sieh nach, ob sie beide tot sind, dann gehen wir.«
    Montalbano versuchte sich vorzustellen, was der andere tun würde, um sich ihres Todes zu vergewissern: Pflatsch, pflatsch, machte es auf dem nassen Sand. Der Mann mußte jetzt dicht am Auto sein, und gleich würde er sich bücken und reinschauen.
    Montalbano sprang auf und schoß. Einmal nur. Deutlich hörte er, wie ein Körper in den Sand fiel, ein Keuchen, fast ein Gurgeln, dann nichts mehr.
    »Giugiù, alles in Ordnung?« fragte die Stimme, die weiter weg war.
    Montalbano stieg nicht ins Auto, sondern langte von außen durch die offene Tür hinein, faßte mit der Hand an den Fernlichtschalter und wartete. Nichts war zu hören. Er beschloß, auf sein Glück zu setzen, und fing im Geiste an zu zählen. Als er bei fünfzig angekommen war, schaltete er das Fernlicht an und richtete sich auf. Im Lichtkegel sah er, etwa zehn Meter vor sich, einen Mann mit einer Maschinenpistole, der überrascht stehenblieb. Montalbano schoß, der Mann reagierte sofort und feuerte blindlings drauflos. Der Commissario fühlte etwas wie einen heftigen Fausthieb an seiner linken Seite, er taumelte, stützte sich mit der linken Hand am Auto ab und schoß wieder, dreimal hintereinander. Der Mann machte, immer noch geblendet, einen Satz, drehte sich um und rannte davon, während Montalbano sah, wie das weiße Licht des Scheinwerfers langsam gelb wurde, sein Blick trübte sich, der Kopf schwirrte ihm. Er setzte sich in den Sand, als er begriff, daß er sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte, und lehnte sich ans Auto.
    Er wartete auf den Schmerz, und als er kam, war er so heftig, daß er wie ein kleines Kind jammerte und weinte.

Siebzehn
    Als er aufwachte, wußte er sofort, daß er im Zimmer eines Krankenhauses lag, und erinnerte sich an alles ganz genau: das Treffen mit Gegè, worüber sie gesprochen hatten, die Schüsse. Die Erinnerung setzte erst da aus, wo er zwischen den beiden Autos im nassen Sand lag und unerträgliche Schmerzen in der Seite hatte. Aber sie setzte nicht vollständig aus, er erinnerte sich zum Beispiel an das verstörte Gesicht und die gebrochene Stimme von Mimì Augello.
    »Wie geht es dir? Wie fühlst du dich? Gleich kommt der Krankenwagen, ist ja alles gut, sei ganz ruhig.«
    Wie hatte Mimì ihn gefunden?
    Später, im Krankenhaus, einer im weißen Kittel: »Er hat zuviel Blut verloren.«
    Und dann nichts mehr. Er versuchte sich umzuschauen: Das Zimmer war weiß und sauber, durch ein großes Fenster kam Tageslicht herein. Er konnte sich nicht bewegen, er hatte Infusionen an den Armen, aber die Seite tat nicht weh, er fühlte sie mehr wie einen abgestorbenen Teil seines Körpers. Er versuchte seine Beine zu bewegen, aber es gelang ihm nicht. Langsam glitt er in den Schlaf hinüber.
    Erst gegen Abend wachte er wieder auf, das elektrische Licht war schon an. Er machte seine Augen gleich wieder zu, als er merkte, daß Leute im Zimmer waren; er hatte keine Lust zu reden. Aber ein bißchen neugierig war er schon, also öffnete er die Augen gerade so weit, daß er etwas sehen konnte. Livia saß neben dem Bett auf dem einzigen Stuhl; hinter ihr stand Anna. Auf der anderen Seite des Bettes, ebenfalls stehend, Ingrid. Livias Augen waren tränennaß, Anna schluchzte hemmungslos, Ingrid war blaß und sah abgespannt aus.
    Gesù! dachte Montalbano erschrocken.
    Er schloß die Augen und flüchtete sich in den Schlaf.
    Um halb sieben am – wie es ihm schien – nächsten Morgen

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